Hüfners Wochenkommentar Warum die Flüchtlingskrise auf die Konjunktur drückt
Rein theoretisch müsste es auch zu mehr Inflation kommen. Bisher war das nur bei besonders knappen Gütern wie Zelten, Containern oder auch bei Mieten zu beobachten. Wenn aber die gesamtwirtschaftliche Nachfrage steigt, ohne dass das Angebot entsprechend ausgeweitet werden kann, ist es nur natürlich, dass die Preise anziehen. Die Zentralbank könnte darüber glücklich sein, weil damit die Deflationsgefahr abnimmt. Für die betroffenen Bürger ist es jedoch eher ein Ärgernis, das die Ausgabenbereitschaft weiter senkt.
Noch ein ganz anderer Effekt, der die Stimmung belasten wird: In Europa, vor allem in Griechenland, wird die für die weitere Entwicklung so wichtige Reformbereitschaft nachlassen. Warum? Weil die Deutschen in den Brüsseler Gremien weniger Druck auf die Partner ausüben können. Denn sie brauchen deren Kooperationsbereitschaft (auch der Griechen) bei der Bewältigung der Flüchtlingsprobleme.
Aus all diesen Gründen meine ich, dass wir bei den Prognosen für die wirtschaftliche Entwicklung bescheidener werden müssen. Statt der erwähnten 1,8 Prozent werden es in Deutschland vielleicht nur 1,3 Prozent. Ich fand es bemerkenswert, dass die Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelstages bei seinen Mitgliedern (die in der Regel nahe am Puls der Unternehmen ist), zu einem ähnlichen Ergebnis führte.
Für den Anleger
Die meisten sehen den Flüchtlingszustrom bisher primär als politisch/gesellschaftliches Problem. Das ist es natürlich auch. Es wird aber auch Auswirkungen auf die Kapitalmärkte haben. Die Aussichten für den Aktienmarkt werden trotz der expansiven Geldpolitik nicht mehr so positiv sein. Für die Rentenmärkte sehe ich derzeit noch keine Gefahren. Immobilienmärkte bekommen zusätzliche Impulse.
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