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Hüfners Wochenkommentar Warum können Banker nicht wie Bäcker sein?

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Staatliche Eingriffe so viel wie unbedingt nötig

Es gibt in der Marktwirtschaft die Regel: Wettbewerb so viel wie möglich, staatliche Eingriffe so viel wie unbedingt nötig. Der Staat muss vor jedem Eingriff nachweisen, dass es ohne die Eingriffe nicht geht.

Im Bankensektor hat man derzeit manchmal den Eindruck, als gelte die umgekehrte Priorität: Staatliche Eingriffe so viel wie möglich. Wettbewerb nur dort, wo staatliche Eingriffe nicht funktionieren. Das ist mit einer Marktwirtschaft nicht vereinbar.

Manche sagen, Banken eigneten sich nicht für eine Wettbewerbsordnung. Das ist ein Vorurteil, das sich durch nichts belegen lässt. Tatsächlich hat es den marktwirtschaftlichen Ordnungsrahmen auf den Finanzmärkten lange Zeit gegeben. In Deutschland wurde er etwas später eingeführt als die allgemeine Marktwirtschaft, nämlich erst 1967. Dann hat er aber ordentlich funktioniert.

Erst in der Phase einer weltweit immer weniger disziplinierten Geld- und Wirtschaftspolitik vor zehn Jahren geriet das System in Unordnung. Nach dem "Lehman-Moment" rettete der Staat dann immer mehr Banken, selbst wenn das zur Aufrechterhaltung der Finanzmärkte nicht unbedingt erforderlich war.

Er führte den Begriff der systemrelevanten Banken ein, die nicht pleitegehen können. Dadurch hat er am Ende die Konkurrenzwirtschaft ausgehebelt. Wer nicht pleitegehen kann, muss sich auch nicht wirklich um Kunden, Eigenkapital und Risikovorsorge kümmern. In Zweifel hilft der Staat.

Manche sagen, die Banker seien menschlich nicht geeignet, um sie dem Wettbewerb zu überlassen. Unabhängig ob das richtig oder falsch ist: Auch das Argument zieht nicht. Es gibt hier in der Marktwirtschaft zwei Grundregeln.

Die eine: Jeder Mensch soll sich an die ethischen Grundregeln halten. Das haben viele in der Vergangenheit nicht getan, und das muss geändert werden. Daher der Kulturwandel.

Die zweite nicht weniger wichtige: Die Wirtschaft funktioniert auch dann, wenn nicht alle Menschen gut sind und sich ethisch richtig verhalten. Es ist der Wettbewerb und die "unsichtbare Hand" der Marktwirtschaft, die die Eigeninteressen aller Einzelnen – wie auch immer sie ethisch zu bewerten sind – zum Wohl aller kanalisiert.

Der Altmeister der Ökonomie, Adam Smith, formulierte das so: "Es hängt nicht vom Gemeinsinn des Metzgers, des Bierbrauers oder des Bäckers ab, dass wir unser Abendessen bekommen, sondern davon, dass sie ihre Eigeninteressen verfolgen."

Bei den Bäckern, Metzgern und Bierbrauern scheint das zu funktionieren. Da hört man wenig Klagen über moralische Verfehlungen. Die Semmeln schmecken, auch wenn die Bäcker bestimmt nicht bessere Menschen sind.

Warum können Banker nicht so sein wie die Bäcker von Adam Smith? So fragte vor einiger Zeit ein Kommentar in der Financial Times. Sie können es. Wir müssen nur den Wettbewerb als unsichtbare Hand zulassen. Für den Anleger

Die Überlegungen zur Gesundung des Bankensektors haben unmittelbar nichts mit dem Anlegen zu tun. Indirekt aber schon. Das schlechte Image der Banken drückt auf die Kurse der Bankaktien, erhöht aber die Zinsen der Bankanleihen. Ich fürchte freilich, dass sich das so schnell nicht ändern wird.

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