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Hüfners Wochenkommentar Wirtschaft an der Kapazitätsgrenze

Martin W. Hüfner
Martin W. Hüfner
  • Die Konjunktur läuft. Die Kapazitäten der Unternehmen reichen aber nicht aus, umin Deutschland auf Dauer ein Wachstum von 2 Prozent und mehr darzustellen.
  • Spätestens im nächsten Jahr wird es Engpässe geben. Die Preise werden steigen. Die Importe werden zunehmen.
  • Dies ist ein weiterer Grund, weshalb die Diskussion über die Deflation nicht zu hoch gehängt werden soll. Wir müssen uns auf höhere Zinsen einstellen.
Eigentlich müssten wir zufrieden sein. In diesem Jahr wird die deutsche Wirtschaft preisbereinigt um rund 2 Prozent wachsen. Im nächsten Jahr werden es nach den meisten Schätzungen noch mehr sein. Eine solche Phase ordentlichen Wachstums haben wir schon lange nicht mehr gehabt. Die BIP-Zunahme liegt deutlich über den langfristigen Expansionsmöglichkeiten der Volkswirtschaft.

So weit so gut. Wenn da nicht ein Problem wäre. Die Kapazitäten der Unternehmen werden nämlich kaum ausreichen, um den realen Output in diesem Maß auf Dauer zu steigern. Das Produktionspotenzial erhöht sich nach den Berechnungen sowohl der Bundesbank und anderer derzeit um etwas mehr als 1 Prozent pro Jahr. Die Unterauslastung der Kapazitäten, auf die man noch zurückgreifen kann beträgt lediglich 1 Prozent.

Das heißt: Bei einem Wachstum von 2 Prozent werden die Kapazitäten spätestens Ende dieses Jahres voll ausgelastet sein. Im nächsten Jahr wird es dann Engpässe geben. Sollte sich das Wachstum in den darauf folgenden Jahren weiterhin so dynamisch entwickeln, dann wird die Produktionslücke immer größer. Nach den Berechnungen der Wirtschaftsforschungsinstitute wird sie 2016 fast 2 Prozent erreichen.



Deutschland steht mit diesem Problem im Euroraum weitgehend allein da. EZB-Präsident Draghi hatte in der letzten Woche darauf hingewiesen, dass die Euroländer insgesamt über ausreichend Kapazitätsspielräume verfügen, um auch stärkeres Wachstum ohne Schwierigkeiten zu bewältigen.

Wie kommt es zu dem Engpass in Deutschland? Zum einen hängt es natürlich damit zusammen, dass das Wachstum in Kerneuropa in den letzten Jahren wesentlich höher war als im Euroland insgesamt. Hinzu kommt die geringe Investitionstätigkeit in Deutschland in den letzten Jahren. Sie hat dazu geführt, dass nur wenig neue Kapazitäten entstanden sind. Die Unternehmen zögerten angesichts der Unsicherheiten in der Welt und der Risiken beim Euro mit Erweiterungen ihres Maschinenparks. Und wenn es Erweiterungen gab, dann vielfach im Ausland und nicht im Inland.
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