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Hüfners Wochenkommentar Wirtschaft an der Kapazitätsgrenze

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Nun soll man es mit den Kapazitätsengpässen nicht übertreiben. Unmittelbar gibt es keine schwereren Auswirkungen. Bei der heutigen Flexibilität der Produktionsprozesse kann die Wirtschaft eine Weile auch oberhalb der Kapazitätsgrenze operieren. Stärkere Auswirkungen ergeben sich erst, wenn die Situation über längere Zeit anhält. Dann aber ergeben sich drei Effekte.

Das Positive: Wenn die Nachfrage die Produktionsmöglichkeiten übersteigt und es so aussieht, dass das auch länger so bleibt, haben die Unternehmen einen Anreiz, ihre Investitionen zu erhöhen. Das schafft zusätzliche Nachfrage und kurbelt auf diese Weise die Konjunktur an. Freilich dauert es eine gewisse Zeit, bis die neuen Kapazitäten an den Markt kommen und erhöhte Lieferungen ermöglichen.

Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht positiv ist auch, dass die Importe steigen und dass damit der Leistungsbilanzüberschuss abgebaut werden kann. Er belief sich 2013 auf über 7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Das ist eine Menge Holz. Bei vermehrten Einfuhren erhalten die Nachbarländer in der Europäischen Währungsunion zusätzliche Wachstumsimpulse. Zudem kann man der Kritik der europäischen Kommission in Brüssel an den hohen deutschen Überschüssen begegnen.

Das Negative: Es entsteht Preisdruck nach oben. Wenn die Nachfrage größer ist als die Angebotsmöglichkeiten können Unternehmen ihre Kosten besser auf die Abnehmer überwälzen. Das allgemeine Preisniveau steigt. Das war auch in der Vergangenheit immer so. Bei der Produktionslücke 2000 und 2001 ging die Geldentwertung in der Bundesrepublik von 0,6  Prozent zuerst auf 1,4 Prozent und dann auf 2,0 Prozent nach oben. Bei der Produktionslücke 2007/2008 erhöhte sich die Preissteigerung von 1,5 Prozent auf 2,3 und 2,6 Prozent.

Man soll das nicht dramatisieren. Das sind keine exorbitanten Steigerungen. Zudem werden sie dadurch gedämpft, dass die Preise in Europa – die für die Geldpolitik entscheidend sind – nicht so stark zunehmen, weil es in den anderen Ländern noch keine Kapazitätsengpässe gibt. Schließlich werden in den nächsten Jahren noch preisdämpfende Effekte von der Entwicklung der Öl- und Gaspreise ausgehen. Was aber auf die Dauer schon ins Gewicht fällt ist die Tatsache, dass sich die deutsche Wettbewerbsfähigkeit relativ verringert, wenn die Preise hierzulande stärker steigen als anderswo.

Für den Anleger


Die Auswirkungen der Produktionslücke halten sich derzeit noch in Grenzen. Der Aufschwung beginnt gerade und im Augenblick gibt es noch keine größeren Engpässe. Das kann sich jedoch ändern. Für mich ist es ein weiteres Argument, weshalb Anleger die derzeitige Diskussion über Deflation nicht zu ernst nehmen sollten. Sie sollten sich im Gegenteil darauf vorbereiten, dass sich die Geldpolitik nicht nur in den USA und in Großbritannien sondern auch im Euroraum normalisieren wird.

Die Zinsen werden moderat ansteigen und die Liquidität wird auf das zurückgeführt, was für die wirtschaftliche Expansion auch wirklich gebraucht wird. Es war gut, dass die EZB in der letzten Woche keine weiteren Lockerungsmaßnahmen beschlossen hat.

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