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Hüfners Wochenkommentar Würde es helfen, das Stabilitätsziel anders zu definieren?

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Ein anderes Maß ist der Deflator des Bruttoinlandsprodukts

Dieser zeigt derzeit eine Inflation von 1,2 Prozent. Das ist noch näher an den 2 Prozent. Der Deflator hat zudem den Vorteil, dass er alle Güter und Dienste einer Volkswirtschaft umfasst, nicht nur die Verbrauchsgüter. Allerdings wird dieser Index nicht monatlich, sondern nur vierteljährlich erhoben. Zudem weist er ein paar Besonderheiten auf, die in der Öffentlichkeit kaum zu vermitteln sind (zum Beispiel wirken sich Preissenkungen bei Energieimporten nicht negativ auf den Index aus, sondern positiv).

Manche haben vorgeschlagen, auch die Preise von Vermögensgütern in den Index aufzunehmen. Da würde man beispielsweise auch Immobilienpreise und Wertpapierkurse berücksichtigen. Die Preissteigerung wäre dann natürlich erheblich höher, weil die Preise der meisten Vermögensgüter in den letzten Jahren sehr viel stärker gestiegen sind. Freilich gibt es auch hier Probleme. Verbrauchs- und Vermögensgüter kann man nicht so einfach über einen Leisten schlagen. Sie haben für den Einzelnen ganz unterschiedliche Wirkungen. Jeder will stabile oder niedrigere Verbraucherpreise und möchte daher eine Begrenzung nach oben. Jeder will aber auch höhere Aktien- und Rentenkurse. Da will er natürlich kein Limit nach oben.

Insgesamt ist es also durchaus möglich, das Mandat der EZB anders und verständlicher zu definieren. Trotzdem halte ich es nicht für richtig

Der wichtigste Grund ist eine allgemeine Lebensweisheit:

Langfristige Zielvorstellungen sollte man nicht gerade dann verändern, wenn sie verfehlt werden. Wenn wir wieder einmal bei einer Preissteigerung von 4 Prozent sein sollten, könnte es Leute geben, die das Ziel dann vielleicht auch aus guten Gründen auf 3 Prozent anheben wollen. Für so etwas sollte man keinen Präzedenzfall schaffen. Warten wir mit einer Neudefinition also noch, bis wir auf den Märkten wieder normalere Verhältnisse haben.

Für den Anleger

Hoffen Sie nicht darauf, dass die derzeitigen Probleme bei der Geldanlage durch eine Neudefinition des Mandats der EZB geändert werden. Definitionen lösen nie Probleme, sie verschleiern sie allenfalls. Es führt kein Weg daran vorbei, dass die Geldpolitik noch eine Weile expansiv bleiben muss. Auch die Zinsen werden noch länger negativ bleiben. Im Übrigen sollten wir nicht erwarten, dass das Leben leichter wird, wenn die Geldpolitik ihren ultralockeren Kurs verlässt. Wir sehen im Augenblick gerade in den USA, wie schwer, langwierig und mit wie viel Risiken das verbunden ist.

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