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Hüfners Wochenkommentar „Zusammenhang zwischen Ölpreis und Inflation wird überschätzt“

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Vorsicht mit Schlussfolgerungen!

Auch wenn man sich einzelne Perioden etwas genauer anschaut, wird das Ergebnis nicht besser. Natürlich gab es Zeiten, in denen sich Ölpreis und Inflation weitgehend parallel entwickelten. Das war zum Beispiel in der großen Finanzkrise 2007/2008 der Fall, als Ölpreis und Inflation zuerst stark anstiegen und dann abrupt wieder fielen. Das war aber eher die Ausnahme.

Über viele Jahre war das ganz anders. Von 2001 bis 2006 etwa ist der Ölpreis von 18 auf 73 US-Dollar je Barrel gestiegen. Die allgemeine Inflation blieb aber praktisch unverändert.

Umgekehrt ist die Geldentwertung von 2011 bis 2014 wegen der Eurokrise deutlich gefallen (von 2,7 auf 0,5 Prozent). Die Ölpreise aber haben sich lediglich von 123 auf 111 verringert. Das zeigt, wie vorsichtig man mit Schlussfolgerungen von den Ölpreisen auf die allgemeine Preissteigerung sein muss.

Auch Wechselkurs berücksichtigen!

Theoretisch ist das auch einleuchtend. Der Ölpreis ist ein Preis unter hunderttausenden anderen, die monatlich für die Ermittlung des Verbraucherpreisindex erhoben werden. Die Kosten der Energie machen nur weniger als 10 Prozent des Warenkorbs des Verbrauchpreisindex im Euroraum aus. Mehr als 90 Prozent der Preise haben nichts – oder nur sehr indirekt etwas – mit dem Ölpreis zu tun.

Selbst im Bereich der Energie ist der Ölpreis nicht dominant. Es gibt viele andere Energieträger, deren Preise sich keineswegs so wie der Ölpreis entwickeln. Haushaltsenergie (Strom, Gas und andere Brennstoffe) beispielsweise hat sich in Deutschland seit Jahresanfang überhaupt nicht verteuert. Heizöl und Kraftstoffe sind nur um 6,3 Prozent teurer geworden.

Im Übrigen ist der Wechselkurs zu berücksichtigen. Der Ölpreis wird üblicherweise in US-Dollar gemessen. Was für die europäischen Preise aber relevant ist, sind die Preise in Euro. Sie können sich erheblich unterscheiden. Es gab Zeiten, in denen Öl teurer wurde, sich der Euro aber aufwertete. Dann ist der höhere Ölpreis beim Verbraucher in Europa gar nicht angekommen. In diesem Jahr spielt der Wechselkurseffekt allerdings keine Rolle, da sich der Euro/US-Dollar-Kurs seit Jahresanfang per Saldo kaum verändert hat.

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