Merger-Experte Kai Lucks
Hürden für Fusionen
Kai Lucks ist Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Mergers & Acquisitions. Foto: Bundesverband Mergers & Acquisitions
In der Corona-Krise zögern manche Unternehmen Fusionen hinaus. Kai Lucks vom Bundesverband Mergers & Acquisitions erläutert, welche Überlegungen dahinter stehen.
Zwar, so argumentieren Finanzanalysten, sind die Erwartungen an eine schnelle wirtschaftliche Erholung nach Corona groß, allerdings erleben wir derzeit die dritte Welle und erlauben uns dennoch Öffnungen von Geschäften und Einrichtungen – weil die Politik sich dem Druck der breiten Öffentlichkeit im Wahljahr 2021 beugt. Dies könnte sich noch bitter rächen. In der Erwartung einer schnellen Erholung ist der Business Confidence Index der OECD schon nach oben gegangen. Die Realität von Corona, Enttäuschungen über die anhaltenden Lockdowns und die derzeit vergleichsweise sehr hohen Börsenkurse könnten den Index nochmals abstürzen lassen.
Was Dauerkrisen bewirken können
Aus...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Zwar, so argumentieren Finanzanalysten, sind die Erwartungen an eine schnelle wirtschaftliche Erholung nach Corona groß, allerdings erleben wir derzeit die dritte Welle und erlauben uns dennoch Öffnungen von Geschäften und Einrichtungen – weil die Politik sich dem Druck der breiten Öffentlichkeit im Wahljahr 2021 beugt. Dies könnte sich noch bitter rächen. In der Erwartung einer schnellen Erholung ist der Business Confidence Index der OECD schon nach oben gegangen. Die Realität von Corona, Enttäuschungen über die anhaltenden Lockdowns und die derzeit vergleichsweise sehr hohen Börsenkurse könnten den Index nochmals abstürzen lassen.
Was Dauerkrisen bewirken können
Aus dem Rückblick auf die schweren Krisen der letzten 30 Jahre ließe sich für Corona noch folgendes Szenario übertragen:
- Schwere Krisen in Folge von Katastrophen wandern um die Welt
- Bevor eine Krise abgeklungen ist, hat eine andere schon begonnen
- Die wirtschaftlichen Nachwirkungen können über viele Jahre gehen
- Bevor die Schäden aus einer Krise abgetragen sind, entstehen bereits Schäden aus der Folgekrise
- Daraus entstehen unterschwellige Dauerkrisen
- Dies birgt besondere Gefahren für wirtschaftlich schwache Länder
- Es entstehen sozial kritische Brennpunkte
- Andere Arten von Krisen können sich mit Corona überlagern, bevor die akute Phase der Pandemie ausgestanden ist
- Daraus könnten tsunamiartig schwere Katastrophenwellen entstehen.
In dieser Betrachtung dürfen wir einen Aspekt aber nicht außer Acht lassen: In den vergangenen Jahrzehnten hat sich zwar der Wohlstand weltweit insgesamt verbessert, der Abstand zwischen armen und reichen Nationen ist jedoch im Schnitt immer größer geworden und in den Industrieländern rutscht der Mittelstand ab, während die Spitzenverdiener ihre Positionen ausbauen konnten. Die Lockdowns unter Corona haben diese Entwicklung auf besorgniserregende Weise verstärkt. Die Reichsten der Welt haben vom Schub für Online- und Internet-getriebene Geschäfte am meisten profitiert. Die Ärmsten am wenigsten. Es ist mit anhaltend höherer Arbeitslosigkeit zu rechnen. Dies dürfte Auswirkungen auf zukünftige Krisenanfälligkeiten haben und könnte sich zu einer schwelenden Dauerkrise entwickeln, mit hohen Risiken, dass diese zu akuten und dramatischen Ausbrüchen führt.
Auch M&A-Aktivitäten sind von Krisen betroffen. Dies wurde in der Corona-Pandemie deutlich:
Der globale M&A-Markt unter Corona
Der für 2020 erhoffte Boom am M&A-Markt blieb aus. Transaktionen wurden hinausgezögert oder auf unbestimmte Zeit verschoben. Laut Mergermarket fiel die Anzahl der Transaktionen mit 6.658 angekündigten Deals in Europa zunächst auf das Niveau von 2013 zurück. Doch Hoffnungen auf baldige Erholung und Spekulationen auf Krisen-Schnäppchen ließen den M&A-Markt dann erstaunlich schnell wieder anspringen – ganz anders als nach der globalen Finanzkrise 2008. Schon Mitte Mai 2020 nahm der Deal-Flow, ermutigt durch die Konjunkturprogramme, wieder zu und schloss mit einem europäischen Transaktionswert von rund 850 Milliarden US-Dollar ab, 5 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Weltweit dagegen wurde für 2020 ein Gesamtwert von rund 2,8 Billionen US-Dollar berichtet, der geringste Wert seit 2013.
Bei Unternehmen und Investoren bleiben Ungewissheiten und Sorgen groß. Die Hoffnung, dass es bei einer einzigen Corona-Welle bleiben würde, verflog. Viele M&A-Projekte wurden ganz auf Eis gelegt. Kaum einer der Player war sich sicher, wie es weitergehen würde. Hoffnungen auf das Licht am Ende des Tunnels wechseln ab mit den Schatten, die die neuen Mutationen werfen. Das betrifft vor allem interkontinentale Deals, die auf Reisefreiheiten angewiesen sind.
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