Merger-Experte Kai Lucks
Hürden für Fusionen
Kai Lucks ist Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Mergers & Acquisitions. Foto: Bundesverband Mergers & Acquisitions
In der Corona-Krise zögern manche Unternehmen Fusionen hinaus. Kai Lucks vom Bundesverband Mergers & Acquisitions erläutert, welche Überlegungen dahinter stehen.
Selbst Branchen, die eigentlich zu den Gewinnern aus der Pandemie zählen, wurden gebeutelt. So sank 2020 das Transaktionsvolumen der angekündigten Fusionen und Übernahmen in den Branchen Life Sciences und Chemie auf 353 Milliarden US-Dollar. Im Vergleich zu 2019 (606 Milliarden US-Dollar) ist dies ein Minus von 42 Prozent. Dabei stieg die Zahl der Transaktionen: von 3.735 auf 4.140. Das zeigten Daten von Thomson Reuters.
Guter M&A-Start 2021
Der Jahresanfang 2021 zeigte wiederum einen überraschend guten Start: M&A-Berater verzeichneten im Januar und Februar einen Schub wie seit langem nicht. Laut einer Befragung im Februar 2021 fasst EY die Lage zusammen:
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Selbst Branchen, die eigentlich zu den Gewinnern aus der Pandemie zählen, wurden gebeutelt. So sank 2020 das Transaktionsvolumen der angekündigten Fusionen und Übernahmen in den Branchen Life Sciences und Chemie auf 353 Milliarden US-Dollar. Im Vergleich zu 2019 (606 Milliarden US-Dollar) ist dies ein Minus von 42 Prozent. Dabei stieg die Zahl der Transaktionen: von 3.735 auf 4.140. Das zeigten Daten von Thomson Reuters.
Guter M&A-Start 2021
Der Jahresanfang 2021 zeigte wiederum einen überraschend guten Start: M&A-Berater verzeichneten im Januar und Februar einen Schub wie seit langem nicht. Laut einer Befragung im Februar 2021 fasst EY die Lage zusammen:
- 26 Prozent der Befragten sehen die Gelegenheit, ihren Marktanteil durch Fusionen und Übernahmen auszubauen,
- 40 Prozent hoffen jetzt auf niedrigere Bewertungen möglicher Übernahmekandidaten.
- Global beträgt der Anteil 23 beziehungsweise 39 Prozent.
- M&A-Professionals nutzen die Zeit der Ruhe und beobachten den M&A-Markt besonders scharf
- In der akuten Phase der Corona-Krise würden sich interessierte Käufer zwar zunächst zurückhalten
- Anschließend würde angesichts sinkender Bewertungen von Übernahmekandidaten zu einem deutlichen Anstieg der M&A-Aktivitäten kommen.
Das sei ein Lerneffekt aus der Finanzkrise von 2008, nach der sich viele Unternehmer aus Vorsicht zunächst nicht an Fusionen und Übernahmen herangetraut hatten. Insbesondere jetzt zeigte sich nun, welcher Konzern sich schon frühzeitig als Portfolio-Unternehmen aufgestellt hat und damit erfahrungsgemäß besser durch die Krise kommt. Im Vergleich zu schmaler ausgerichteten und enger miteinander verwobenen Wettbewerbern sind in Krisenzeiten diejenigen erfolgreicher, die offen sind für Kooperationen, für Joint Ventures, den Verkauf von Unternehmen oder für die Abspaltung von Unternehmensteilen.
Geld ist vorhanden
Private Equites machen routinemäßig Cash-Forecastings und sitzen – dank guter Beiträge aus vormaligen Beteiligungen und Corona-bedingter Pausierung hinsichtlich Neuengagements nun auf viel Geld, dass sie investieren müssen. Die Bewertungen sind niedrig. Das Angebotsfeld scheint groß, vor allem wenn man auf das breite Feld schwächelnder Unternehmen sieht, die unter Corona gelitten haben und nun kaum noch über Mittel verfügen, einen Neustart mit Vorab-Investitionen in Technologien und Vorleistungen für Marketing und Vertrieb aufzubringen.
Ganz zu schweigen von den zahllosen Zombie-Firmen, die schon vor Corona dank niedriger Zinsen und günstiger Konjunktur nur noch am Rande ihrer Existenzmöglichkeiten hinvegetieren konnten. Hinzu kommen an die hunderttausend Betriebe, die wohl kaum überleben werden, als „distressed“ gelten, meist nicht sanierbar sind und nur noch geschlossen werden können. Die Lücken, die sie am Markt hinterlassen, und das personelle Potenzial, das sie freistellen, öffnet neue Chancen für diejenigen, die noch Rücklagen zum Durchstarten besitzen.
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