Merger-Experte Kai Lucks
Hürden für Fusionen
Kai Lucks ist Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Mergers & Acquisitions. Foto: Bundesverband Mergers & Acquisitions
In der Corona-Krise zögern manche Unternehmen Fusionen hinaus. Kai Lucks vom Bundesverband Mergers & Acquisitions erläutert, welche Überlegungen dahinter stehen.
Viele Strategen haben die stille Zeit unter Corona genutzt, um ihr Portfolio kritisch zu sichten. Vor dem Hintergrund der fortschreitenden Digitalisierung, des Vordringens von Startups, von neuen Anbietern und neuen Geschäftsansätzen hatten sie vor allem Veranlassung, Technologie- und Wissenslücken ausfindig zu machen und über den Einstieg in Online-basierte Aktivitäten nachzudenken.
Minderheitsbeteiligungen sind „in“
Während bei den meisten Transaktionen nach wie vor der vollständige Erwerb eines Targets erfolgt, hatte es in der Vor-Corona-Zeit bereits einen deutlichen Anstieg von Minderheitsbeteiligungen gegeben. Dies steht im Zusammenhang mit den Zeit- und...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Viele Strategen haben die stille Zeit unter Corona genutzt, um ihr Portfolio kritisch zu sichten. Vor dem Hintergrund der fortschreitenden Digitalisierung, des Vordringens von Startups, von neuen Anbietern und neuen Geschäftsansätzen hatten sie vor allem Veranlassung, Technologie- und Wissenslücken ausfindig zu machen und über den Einstieg in Online-basierte Aktivitäten nachzudenken.
Minderheitsbeteiligungen sind „in“
Während bei den meisten Transaktionen nach wie vor der vollständige Erwerb eines Targets erfolgt, hatte es in der Vor-Corona-Zeit bereits einen deutlichen Anstieg von Minderheitsbeteiligungen gegeben. Dies steht im Zusammenhang mit den Zeit- und Ressourcen-getriebenem Vernetzungen zwischen Unternehmen. Deren Treiber sind jüngst vor allem digitalgetriebene Strategien, etwa zur Kompetenzerschließung durch Zusammenlegung von Ressourcen zwischen Marktplayern, zur Absicherung der Zusammenarbeit mit Startups, der Erschließung Internet-basierter Geschäfte, digitaler Ökosysteme und der Einbindung von Daten-Dienstleistern zur Steuerung der Wertschöpfungskette vom Sourcing bis zum Point-of-Sale.
Daneben werden auch operative Gründe angeführt, etwa dass Käufer sich bei Joint Ventures und anderen Formen von Partnerschaften die Möglichkeit einer zweiten Due Diligence sichern. In der unsicheren wirtschaftlichen Corona-bedingten Lage legte die Käuferseite den Fokus bei den Deals vor allem auf Kostensenkung und Risikominimierung.
Insolvenzen als M&A-Chance
Einen Schub für M&A erwarten Branchenanalysten, wenn die staatliche Unterstützung, die den Unternehmen kurzfristig Luft zum Atmen verschafft hat, wieder wegfällt. Die Bandbreite der Vorhersagen zu Insolvenzen in Deutschland ist groß. Das Institut der Deutschen Wirtschaft rechnet für 2021 mit 23.250 Konkursen. Das ifo Institut geht davon aus, dass 750.000 Unternehmen in Deutschland existenzbedroht sind, Creditreform rechnet mit 550.000 überschuldeten Unternehmen, die zu Zombie-Unternehmen werden könnten. Durch Schutzmaßnahmen hatten 2020 trotz des kräftigen Konjunktureinbruchs so wenige Unternehmen einen Insolvenzantrag gestellt wie lange nicht.
Die meisten der nicht überlebensfähigen Unternehmen, vor allem im kleinen Dienstleistungsbereich wie etwa Gaststätten und in der Reisebranche, dürften ihre Türen leise endgültig schließen. Nur ein Bruchteil der insolventen Betriebe wird M&A zugeführt werden. Noch ist es nicht so weit: Die Bundesregierung will die Folgen für Unternehmen abmildern. Deshalb galt eine Insolvenzaussetzung bis zum 31. Januar 2021. Diese Regelung soll nun bis Ende April 2021 verlängert werden. M&A-Protagonisten warten aber schon auf Chancen für Übernahmen.
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