Wirtschaftswissenschaftlerin Birte Rothkopf
Human Errors: Wieso Menschen systematisch Fehler machen
Aktualisiert am
Birte Rothkopf ist Gründerin der Vermögensverwaltung Whitebox. Foto: Whitebox / Canva
Menschen stehen oft vor der Herausforderung, rationale Entscheidungen zu treffen. Besonders in der komplexen Finanzwelt kommt es häufig zu irrationalen Verhaltensweisen. Doch warum neigen wir dazu, systematische Fehler zu begehen? Diese Frage beleuchtet Birte Rothkopf.
Bei bedeutenden finanziellen Entscheidungen streben wir nach Rationalität, jedoch sind wir auch emotionalen Einflüssen ausgesetzt. Irrationale, kognitive Fehlschlüsse oder unbewusste Gefühle sind die häufigsten Ursachen für Entscheidungsfehler. Dabei sind wir einer Reihe von psychologischen Faktoren ausgesetzt, die uns von rationalen Entscheidungen abbringen können.
Besonders anfällig für kognitive Verzerrungen sind dabei Erinnerungen, da diese dynamisch abgespeichert und abgerufen werden. Der Grund dafür ist, dass unser Gehirn stets darum bemüht ist, die komplexe Welt um uns herum zu simplifizieren. Daher ist es unumgänglich, sich bewusst zu werden, auf welche Weise und aus welchem Grund kognitive Verzerrungen Einfluss auf uns nehmen. Ein gesunder Umgang mit unseren Gefühlen und das Erkennen von Denkfehlern können letztendlich dazu beitragen, bessere und fundierte Finanzentscheidungen zu treffen.
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Bei bedeutenden finanziellen Entscheidungen streben wir nach Rationalität, jedoch sind wir auch emotionalen Einflüssen ausgesetzt. Irrationale, kognitive Fehlschlüsse oder unbewusste Gefühle sind die häufigsten Ursachen für Entscheidungsfehler. Dabei sind wir einer Reihe von psychologischen Faktoren ausgesetzt, die uns von rationalen Entscheidungen abbringen können.
Besonders anfällig für kognitive Verzerrungen sind dabei Erinnerungen, da diese dynamisch abgespeichert und abgerufen werden. Der Grund dafür ist, dass unser Gehirn stets darum bemüht ist, die komplexe Welt um uns herum zu simplifizieren. Daher ist es unumgänglich, sich bewusst zu werden, auf welche Weise und aus welchem Grund kognitive Verzerrungen Einfluss auf uns nehmen. Ein gesunder Umgang mit unseren Gefühlen und das Erkennen von Denkfehlern können letztendlich dazu beitragen, bessere und fundierte Finanzentscheidungen zu treffen.
Kognitive Verzerrungen: Von der Verlustaversion bis zum Rückschaufehler
Der Begriff Verlustaversion beschreibt das Phänomen, Verluste stärker zu empfinden als Gewinne. Diese sogenannte Wertasymmetrie lässt uns damit den erwarteten negativen Nutzen eines Verlustes intensiver erleben als den erwarteten positiven Nutzen eines gleich großen Gewinns. Dies resultiert in risikoaversem Verhalten bei großen Gewinnen und geringen Verlusten sowie risikofreudigem Verhalten bei geringen Gewinnen und großen Verlusten. Unerfahrene Anleger verkaufen daher vorzeitig ihre Aktien, die im Wert gestiegen sind, um nicht zu verlieren, was sie bereits gewonnen haben. Zugleich werden verlustreiche Aktien gehalten, um einen schmerzhaften Verlust zu vermeiden, der mit einem Verkauf verbunden wäre.
Eng mit der Verlustaversion geht das sogenannte Wunschdenken einher. Dabei handelt es sich um eine kognitive Verzerrung, die dazu führt, dass Menschen ihre Entscheidungen auf angenehme Vorstellungen stützen. Infolgedessen werden Fakten und Rationalität vernachlässigt – die Wahrscheinlichkeit angenehmer Ereignisse wird überschätzt und die Wahrscheinlichkeit unangenehmer Ereignisse unterschätzt.
Darüber hinaus beeinflusst Überoptimismus das Verhalten von Anlegern maßgeblich. Der Grund: Menschen neigen dazu, ihre eigenen Fähigkeiten und Kenntnisse zu überschätzen. Bei der Vermögensallokation kommt es daher beispielsweise oft zu einer Unterschätzung von Risikofaktoren. Denn wenn sich Anleger zu sicher in ihren eigenen Einschätzungen sind, werden weitere relevante Informationen ignoriert.
Eine ähnliche Verzerrung stellt der Bestätigungsfehler dar. Die Tendenz zur selektiven Wahrnehmung führt dazu, dass sich Menschen oft die Informationen heraussuchen, die ihre bereits bestehenden Hypothesen und Meinungen untermauern. Widersprüchliche Informationen werden hingegen nicht berücksichtigt. Der Grund dafür: Es ist mühsam, seine Meinung zu ändern, aber sofort befriedigend, Recht zu haben.
Auch die Verfügbarkeitsheuristik trägt dazu bei, dass Anleger irrational agieren. Dabei handelt es sich um eine Urteilsheuristik, die dazu führt, dass leicht verfügbare und verständliche Informationen primär in die Entscheidungsfindung einbezogen werden. In der Finanzbranche resultiert dies oft in überproportionalen Investments im Heimatmarkt, da sich Anleger diesbezüglich irrtümlicherweise besser informiert fühlen. Auch hat die Verfügbarkeitsheuristik oft zur Folge, dass Anleger zu impulsiv auf neue Informationen reagieren.
Das wohl bekannteste Verhaltensmuster auf den Finanzmärkten stellt das sogenannte Herdenverhalten dar. Der Herdentrieb bewirkt, dass Anleger sich der Meinungen und Handlungen anderer anschließen. Dies führt zu einer verstärkten Anfälligkeit für Marktblasen sowie übertriebener Schwankungen. Dadurch setzen Anleger ihre Portfolios unnötigen Risiken aus und riskieren potenzielle Verluste.
Fehleinschätzungen können jedoch auch im Nachhinein auftreten. Der sogenannte Rückschaufehler beschreibt das Phänomen, vergangene Ereignisse als offensichtlich oder vorhersehbar zu beurteilen, selbst wenn diese auf Zufall oder Glück zurückzuführen sind. Dieser Trugschluss ist besonders fatal, denn er verhindert, dass aus Fehlern gelernt wird.
Lösungsansätze: So behalten Sie die Kontrolle
Für den langfristigen Vermögensaufbau wie auch für alltägliche finanzielle Entscheidungen lohnt es sich, emotional gesteuertes Verhalten zu vermeiden. Denn systematische Fehler, die aufgrund von diversen psychologischen Faktoren auftreten, beeinträchtigen unsere Rationalität. Eine nüchterne und langfristig orientierte Herangehensweise ermöglicht es, kluge Investitionsentscheidungen zu treffen. Dabei sind Selbstreflexion, Diversifikation und Risikomanagement hilfreiche Instrumente, um einen langfristigen Anlageerfolg zu gewährleisten.
Eine nützliche Strategie ist es, sich bewusst zu machen, wie psychologische Faktoren das eigene Verhalten beeinflussen können. Indem man sich mit möglichen Denkfehlern vertraut macht, kann man diese besser erkennen und verstehen. Eine schriftliche Reflexion kann dabei hilfreich sein, um Fehler aus der Vergangenheit aufzuarbeiten und die eigenen Motivationsgründe zu untersuchen.
Auch sollte man unabhängig von Trends oder sozialem Druck konkrete Regeln für finanzielle Entscheidungen festlegen und diese konsequent einhalten. Dabei ist der richtige Umgang mit Informationen nicht zu vernachlässigen. Und: Jeder sollte sich stets seiner eigenen Grenzen sowie Risikobereitschaft bewusst sein.
Über die Autorin