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Humankapital, Bubble-Gebabbel, Recency Bias Neun große Anlegerfehler, die immer wieder auftauchen

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Anlegerfehler 2: Interessenkonflikte nicht abstellen

„Interessenkonflikte nicht abstellen“ klingt nicht gerade nach spektakulärer Geldirrtum, durch dessen Korrektur man ab dem Folgemonat im großen Stil seine Rendite nach oben pushen oder sein Risiko deutlich senken wird. Dennoch sind wir davon überzeugt, dass das Abstellen vorhandener oder das Vermeiden neuer Interessenkonflikte auf lange Sicht direkt und indirekt mehr Unterschied für den Erfolg bei Vermögensaufbau und Risikominderung macht als jeder andere denkbare Anlegerfehler mit Ausnahme vielleicht des oben aufgezeigten Fehlers Nr. 1.

Interessenkonflikte sind in den deutschsprachigen Ländern bei 99 Prozent aller Banken und bei 98 Prozent aller „bankunabhängigen“ Vermögensberater und Vermögensverwalter nahezu garantiert. Sie entstehen daraus, dass der Dienstleister hauseigene Produkte verkauft oder vermittelt, dass er Provisionen und Kommissionen von Fremdproduktanbietern vereinnahmt, dass er Performance-abhängige Gebühren nimmt und dass insgesamt seine Vergütung nicht vollständig unabhängig ist von der Art des Investierens – also unabhängig davon, ob konservativ oder „ambitioniert“, ob mit viel Trading oder wenig, ob mit Produkt A oder B.

Man kann die Pest der Interessenkonflikte auf zwei Arten kurieren: Entweder indem man seine Investments komplett selber organisiert oder indem man einen Dienstleister engagiert, dessen Bezahlung zu 100 Prozent in Cash durch einen selbst erfolgt, so wie man einen Steuerberater oder Rechtsanwalt bezahlt.

Anlegerfehler 3: Zu viel „Investmentpornographie“ konsumieren

Investment- und Finanzpornographie ist ein sehr großer Teil, vielleicht sogar die Majorität dessen, was in den Medien und von Finanzunternehmen zum Thema Investieren, Vermögensbildung und Altersvorsorge publiziert wird. Insbesondere zählen dazu Aussagen und implizite Versprechen mit wenig oder mit begrenztem Risiko „reich“ zu werden.

Eine milde Form von Investment-Pornographie ist beispielsweise ein Ratgeberbuchtitel wie „Reich werden an der Börse“ (Thilo Hasler), eine mittlere Form von Investment-Porn ist das Cover einer Anlegerzeitschrift, auf dem in fetten, schreienden Buchstaben steht „Killer-Aktien!“ (Der Aktionär 05/2015), eine heftige Form von Investment-Porn ist ein Artikel in der Online-Ausgabe einer großen deutschen Tageszeitung mit der Überschrift „Mit diesen 10 Aktien können Sie nur gewinnen“ (Die Welt Online, 16.11.2019). Im Immobilienbereich findet aufgrund der hohen Renditen in der jüngeren Vergangenheit seit zwei, drei Jahren ungewöhnlich viel Finanzpornographie statt. Die in Deutschland sehr verbreitete Spezies der „Untergangspropheten“, die für die nahe Zukunft einen apokalyptischen Crash bei Banken, Aktien, Anleihen und Immobilien kommen sieht, gehört in die Hard Core-Kategorie des P-Themas.

Finanzpornographie appelliert an einige der schlechtesten Gefühle und Eigenschaften im Homo Sapiens: Gier, Neid, Torschlusspanik, Selbstüberschätzung, Angst und Faulheit.

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