Humankapital, Bubble-Gebabbel, Recency Bias Neun große Anlegerfehler, die immer wieder auftauchen
Wer als Privatanleger zu viel schlüpfrige Finanzpornographie konsumiert, schädigt mit einiger Wahrscheinlichkeit seine langfristige Finanzgesundheit und schädigt noch wahrscheinlicher seinen Peace of Mind, altdeutsch Seelenfrieden. Ein solcher Anleger wird öfter als nötig in falsche, d. h. zu teure oder zu risikoreiche Finanzprodukte investieren, er wird zu lange an der Seitenlinie warten (siehe Fehler Nr. 6 weiter unten) und er wird öfter als nötig zu ungünstigen Zeitpunkten kaufen oder verkaufen.
Anlegerfehler 4: Auf den Medien-Nonsens der „Everything Bubble“ hereinfallen
Googelt man „Everything Bubble“ (die „Alles-Blase“) produziert die Suchmaschine fast 500.000 Treffer. Angeblich haben wir heute eine Alles-Blase, also extrem hohe Bewertungen in allen Asset-Klassen, „in everything“.
Deswegen – so die „Experten“ und Untergangspropheten im Internet, in den Medien und in der Finanzbranche – müsse man aktuell „sehr vorsichtig sein“, sollte man „eher abwarten“, „brauche Expertenrat“ und müsse „Absicherungsstrategien“ nutzen.
Dumm nur, dass die Everything Bubble Humbug ist. Von den drei wichtigsten Haupt-Asset-Klassen – Aktien, Wohnimmobilien und Anleihen (Zinsmarkt) – sind nur Anleihen heute tatsächlich zweifelsfrei sehr hoch bewertet.
Gewerbeimmobilien sind ein unklarer Fall. Bei Gold, Rohstoffen und Sammlerobjekten – den verbleibenden drei Haupt-Asset-Klassen (alle drei vom Volumen her eher unbedeutend) – kann kein Mensch irgendwie verlässlich sagen, was ein angemessenes Bewertungsniveau ist.
Für Wohnimmobilien trifft die Hochbewertungsaussage lediglich auf die großen Städte der DACH-Länder zu, überwiegend jedoch nicht auf Objekte auf dem flachen Land und außerhalb der DACH-Region auch generell auf viele Staaten nicht.
Das aktuelle Aktienmarkt-Bewertungsniveau (Ende Juli 2020), gemessen am KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis), liegt global (MSCI ACWI IMI Index) um etwa ein Viertel über dem historischen Durchschnitt. Das ist keine Größenordnung, die einen rationalen Anleger vom Einstieg in den Aktienmarkt abhält und ganz gewiss kein Blasenterritorium. Die in die Zukunft gerichtete erwartete Rendite von Aktien liegt auch bei diesem Bewertungsniveau noch weit oberhalb der von Immobilien oder Anleihen – ganz besonders, wenn man an das hohe Bewertungsniveau von Immobilien in DACH-Großstädten und Anleihen generell denkt. Und würde man in den KGV-Zahlen nicht ein reduziertes 12-Monats-Unternehmensgewinnniveau zugrunde legen, das Corona-bedingt kurzzeitig stark nach unten ging, wäre das besagte Aktien-KGV noch deutlich niedriger.