Humankapital, Bubble-Gebabbel, Recency Bias Neun große Anlegerfehler, die immer wieder auftauchen
Bankguthaben, Kapitallebensversicherungen, P2P-Kredite, Zertifikate und geschlossene Fonds-Beteiligungen sind maximal risikounehrlich. Der größte Teil der Risiken, die sie enthalten, ist für normale Privatanleger unsichtbar. Beispiel Bankguthaben: Es hat Null-Volatilität (keine Wert- oder Renditeschwankung) und erscheint vielen dementsprechend als sehr sicher. So wird dieses Finanzprodukt auch von Banken vermarket. In Wirklichkeit ist in einem Bankguthaben oberhalb der staatlichen Einlagensicherung ein beträchtliches Ausfallsrisiko mit bis zu 100 Prozent Verlustpotential versteckt. Die anderen in diesem Absatz genannten Produkte enthalten substantielle Gegenparteirisiken oder „schräge“ interne Bewertungsverfahren, die nach Außen eine nicht vorhandene Stabilität vorgaukeln oder beides.
Dass ein Risiko nicht offen und leicht sichtbar ist, heißt nicht, dass es nicht existiert.
Anlegerfehler 8: Auf den Recency Bias und den Small Sample Bias hereinfallen
Zwei der aus unserer Sicht perfidesten Anlegerfehler, die von der wirtschaftswissenschaftlichen Behavioral-Finance-Forschung aufgedeckt wurden, sind der Recency Bias und der Small Sample Bias. Die beiden Denkfehler sind verwandt. Der Small Sample Bias ist eine verallgemeinerte Form des Recency Bias.
Recency Bias steht für „Neigung, die jüngere Vergangenheit überzubewerten“, Small Sample Bias für „Neigung von kleinen oder unnötig kleinen Stichproben auf die Gesamtheit zu schließen“. Worum geht’s?
Privatanleger orientieren sich bei ihren Anlageentscheidungen stark an Vergangenheitsrenditen. Das ist für sich genommen nicht irrational und auch nicht grundsätzlich falsch. Falsch ist aber fast immer, dabei jüngere historische Renditen wichtiger zu nehmen als ältere historische Renditen. Konkreter ausgedrückt: Die Rendite eines MSCI World-ETF in den letzten 36 Monaten ist für die Zukunft – und um diese geht es ja bei Anlageentscheidungen – grundsätzlich nicht ein Jota wichtiger oder aussagekräftiger als die 36 Monate von 2005 bis 2007. Trotzdem sind Privatanleger regelrecht besessen von den kurz zurückliegenden Renditen und fällen primär auf der Basis dieser aktuellen Kurzfristdaten Anlageentscheidungen.
Wie kann man diesen gefährlichen Fehler vermeiden? Ganz einfach: Indem man seine Investmententscheidungen nur auf der Grundlage sehr langer Datenreihen trifft. Bei Aktien mindestens 25 Jahre und idealerweise die jeweils längste verfügbare Datenreihe. Beim MSCI World-Index wäre das seit 1970, also rund 50 Jahre; bei jedem aktiv gemanagten Fonds, zumindest die Zeit seit seiner ursprünglichen Auflage.
Der Small Sample Bias ist gewissermaßen eine verallgemeinerte Form des Recency Bias. Wenn mir 50 Jahre Daten zur Verfügung stehen, warum schieße ich mir dann ins eigene Bein, indem ich eine wichtige Geldentscheidung auf der Basis einer mickrigen Datenstichprobe von drei Jahren treffe?