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Aktualisiert am 27.01.2020 - 11:30 Uhrin FondsLesedauer: 3 Minuten

„Ich denke nicht, dass man gleich von einer Krise sprechen sollte“

Markus Kurz
Markus Kurz, Hansainvest

DAS INVESTMENT.com: Welchen Anteil machen die zwölf Fonds an den gesamten Offenen Immobilienfonds aus? Markus Kurz: Der Gesamtmarkt der Offenen Immobilienfonds umfasst insgesamt 43 Fonds. Beim Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) waren im August 2008 35 verzeichnet. Jedoch stehen einige nicht für alle Anleger offen. Andere setzen eine Mindestanlage von 300.000 Euro und mehr voraus und stellen somit kein typisches Investment eines durchschnittlichen Privatanlegers dar. Lässt man diese außer Acht, so verbleiben lediglich 26 offene Immobilienfonds, die ohne Mindestanlage für alle verfügbar sind. Stellt man nun die 12 „geschlossenen" Offene Immobilienfonds ins Verhältnis, so machen diese einen nicht unerheblichen Anteil aus. DAS INVESTMENT.com: Was betrachten Sie als die Hauptursache der Liquiditätsprobleme, die zur Schließung dieser zwölf Fonds geführt hatten? Kurz: Das Hauptproblem waren die Mittelabflüsse, die überwiegend durch semi-institutionelle Investoren wie Dachfonds und Vermögensverwalter mit ihren hohen Einlagen verursacht wurden. Als diese Großanleger ihre Anteilscheine kurzfristig zurückgegeben hatten, hat das die Fonds in Bedrängnis gebracht. DAS INVESTMENT.com: Wie sieht es bei dem von Hansainvest aufgelegten Fonds Hansaimmobilia aus? Droht Anlegern des Fonds nun auch ein Rücknahmestopp der Fondsanteile? Kurz: Nein, beim Hansaimmobilia droht keine Aussetzung der Anteilsrücknahme. Die Bruttoliquiditätsquote ist stabil und liegt weiterhin mit 22 Prozent des Fondsvermögens, beziehungsweise etwa 108 Millionen Euro deutlich über der gesetzlichen Mindestgrenze von 5 Prozent. Außerdem zielt die Ausrichtung des Fonds hauptsächlich auf Privatanleger und Versorgungswerke berufständischer Einrichtungen, beides Anlegergruppen mit langfristigem Anlagehorizont. Die institutionellen Anleger machen nur einen geringen Prozentsatz unserer Investoren aus. DAS INVESTMENT.com: Wie kam es zu dieser Fokussierung auf Kleinanleger? Kurz: Es war und ist unsere strategische Entscheidung, als Zielgruppe Privatanleger anzusprechen – die Kunden, für die nach meiner Auffassung das Produkt offene Immobilienfonds ursprünglich einmal gedacht war. DAS INVESTMENT.com: Der BVI hat schon 2006 eine einjährige Kündigungsfrist für Großinvestoren von offenen Immobilienfonds gefordert. Was halten Sie davon? Brauchen wir in Deutschland tatsächlich striktere Beschränkungen für institutionelle Anleger? Kurz: Es wäre auf jeden Fall wünschenswert. Schließlich hat eine Immobilienanlage doch eher längerfristigen Charakter. Mit Hilfe verbindlicher Spielregeln könnten Liquiditätsengpässe und somit Fondsschließungen sicherlich oftmals abgewendet werden. Aufgabe der Fondsgesellschaft ist es aber auch, die Anlegerstruktur im Auge zu behalten, um Klumpenrisiken zu vermeiden. Bezogen auf den Hansaimmobilia kann ich aber sagen, dass sich für uns die Frage nach einer Beschränkung der Rückgabemöglichkeiten aufgrund unserer oben bereits erläuterten Anlegerstruktur nicht stellt. DAS INVESTMENT.com: Würden Sie die aktuellen Entwicklungen als eine Krise der Anlageform offene Immobilienfonds bezeichnen? Kurz: Ich denke nicht, dass man gleich von einer Krise sprechen sollte. Natürlich machen die Fonds, wie viele andere Anlageformen auch, momentan eine schwierige Phase durch. Diese ist jedoch dadurch bedingt, dass einige semi-institutionelle Anleger die vom Naturell her langfristigere Immobilienanlage als Festgeld-Ersatz missverstanden haben. Für langfristig planende Anleger bleiben offene Immobilienfonds gerade auch im Vergleich zu anderen Anlageformen jedoch nach wie vor interessant. Gerade vor dem Hintergrund der neu eingeführten Abgeltungsteuer gewinnen sie an Attraktivität. Für mich bleiben offene Immobilienfonds nach wie vor wichtiger Bestandteil einer strategischen Asset-Allocation. Der BVI beispielsweise hat erst kürzlich in einer Studie festgestellt, dass offene Immobilienfonds das Portfoliorisiko gerade in Krisenzeiten reduzieren und die Portfoliorendite steigern. DAS INVESTMENT.com: Wie sieht Ihre Zukunftsprognose für Ihre Branche aus? Kurz: Der gesamten Investmentbranche stehen noch ein bis zwei schwere Jahre bevor. Mit Blick auf die Immobilienfonds bietet die derzeitige Marktlage unserer Branche große Chancen. Viele attraktive Immobilien sind heute deutlich preiswerter als noch vor zwei Jahren. Und sobald sich die Situation entspannt hat, werden sich die Renditen weitgehend auf dem Niveau der Vorjahre einpendeln. Die Tendenz wird jedoch hin zu einfacheren und klareren Investmentprodukten hingehen, die auch der Privatanleger versteht.

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