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„Ich kontrolliere das Risiko, indem ich nah am Unternehmen dran bin“

Christoph Gebert, Fondsmanager bei Warburg.
Christoph Gebert, Fondsmanager bei Warburg.
DAS INVESTMENT: Sie sind ein ausgewiesener Fan von kleinen und mittelgroßen Unternehmen. Weshalb?

Christoph Gebert:
Da gibt es viele Gründe. Hauptargument für Small und Mid Caps ist aber ihre Performance. In den vergangenen zehn Jahren haben sie sich eindrucksvoll entwickelt. Während der Dax oder der Euro Stoxx 50 quasi keinen Gewinn gebracht haben, konnten Anleger im M-Dax beziehungsweise im europäischen Pendant Small 200 ihren Einsatz fast verdoppeln. Wenn man sich die vergangenen zwölf Jahre anschaut, hatten Small und Mid Caps in zehn davon die Nase vorn.

Woran liegt das?


Gebert:
Wenn Sie sich Kennzahlen anschauen wie Rentabilität, Profitabilität und Verschuldung, stehen Small und Mid Caps besser da als Large Caps. Unter den besten 30 Unternehmen in Deutschland finden Sie nur einen Standardwert, nämlich SAP, der Rest sind alles kleinere Unternehmen.

Was machen die Kleinen denn besser?


Gebert: Sie sind oft Nischenplayer, haben nur ein Produkt oder bieten nur eine Dienstleistung an, mit denen sie in ihrem Segment aber Marktführer sind. Marktführer sind in der Regel auch Preisführer und daher rentabler.

Wie groß ist der Markt?


Gebert:
Börsennotiert sind in Deutschland zwischen 600 und 700 Unternehmen. Davon sind 95 Prozent Small und Mid Caps. Sie sind natürlich nicht alle investierbar, aber trotzdem haben Sie hier deutlich mehr Auswahl als im Large-Cap- Bereich. Gleichzeitig ist die Analystenaktivität wesentlich geringer. Die großen Dax-Konzerne schaut sich jedes Analysehaus an. Für Siemens gibt es etwa 60 bis 70 Analyseberichte. Bei Small und Mid Caps sind es im Schnitt fünf bis sieben Häuser, bei kleineren Unternehmen oft nur ein bis zwei Analysten.

Wenn ein Unternehmen nur ein Produkt anbietet oder vielleicht nur einen Kunden hat, birgt das ein gewisses Risiko.

Gebert:
Richtig. Wenn bei Siemens ein Geschäftsbereich nicht gut läuft, gibt es einen anderen, der das wieder ausgleicht. Wenn Small Caps in Schwierigkeiten geraten, ist das nicht so. Deshalb ist es wichtig, in diesem Segment nah am Ball zu sein, die Quartalsberichte zu lesen, mit dem Management zu sprechen, sich die Strategie erklären zu lassen. Ich kontrolliere das Risiko, indem ich nah am Unternehmen dran bin.

Wie wählen Sie die Aktien aus?

Gebert: Zunächst filtere ich das Anlageuniversum nach Unternehmen, die gut handelbar sind. In Deutschland bleiben dann rund 150 bis 200 Unternehmen übrig. In Europa sind es ungefähr 2.000. Ins deutsche Portfolio kommen rund 30 bis 40 Aktien, ins europäische 40 bis 50 Titel. In einem zweiten Schritt geht es darum, jedes Puzzleteil umzudrehen. Ich kaufe keine Aktien von Unternehmen, die ich vorher nicht besucht habe. Ich gehe dann eine interne Checkliste durch: Überzeugt mich das Geschäftsmodell, wie hoch ist die Abhängigkeit etwa von Zulieferern, ist das Unternehmen Preisführer oder Kostenführer, wie hoch ist der Marktanteil. Danach ist die Managementqualität dran.

Worauf legen Sie da Wert?

Gebert:
Inhabergeführte Unternehmen gefallen mir, da sie eher eine langfristige Strategie verfolgen. Gerry Weber ist ein gutes Beispiel, die haben Geld in die Hand genommen, in das Unternehmen investiert und sich dabei keine Gedanken gemacht, ob dadurch der Gewinn im nächsten Jahr etwas geringer ausfallen wird. Entscheidend ist aber auch, wie das Management zum Beispiel in Krisenzeiten reagiert. Jedes Unternehmen kann mal Schwächephasen durchmachen. Dann geht es aber darum, wie ich mich gegenüber den Aktionären verhalte und ob ich ehrlich kommuniziere.

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