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„Ich meide Firmen mit ausufernd hohen Gehältern“

Deutschlands Politiker haben sich auf die Gehälter der Wirtschaftsbosse eingeschossen. Angela Merkel lehnt zwar gesetzliche Vorschriften ab. Die öffentliche Debatte darüber sei aber notwendig. Welche Rolle die Managergehälter für die Titelwahl von Aktienfonds spielen, fragte DAS INVESTMENT.com Jürgen Meyer, Fondsmanager des SEB Aktienfonds (WKN: 847 347) und des SEB Euro Companies (WKN: 976 920). 

DAS INVESTMENT.com: Spielt es bei Ihrem Anlageprozess eine Rolle, wie viel Gehalt die Unternehmen ihren Managern zahlen?

Jürgen Meyer: Ja und nein. Ich werde nicht neidisch auf die Industriebosse. Eigentlich ist es mir egal, wie die Firmen ihre Leute bezahlen. Wichtig ist, was sie an die Aktionäre als Dividende ausschütten. Aber hohe Personalkosten mindern den Unternehmensgewinn. Daher beeinflusst es meine Investitionsentscheidungen indirekt schon. Firmen mit ausufernd hohen Gehältern meide ich. 

DAS INVESTMENT.com: Was sagen vergleichsweise hohe Gehälter über ein Unternehmen aus? 

Meyer: Das ist ein Anzeichen von schlechter Unternehmenskultur. Außerdem lässt es auf die Arbeitsbedingungen in der Firma schließen. Warum sonst müsste ein Unternehmen seine Manager mit so hohen Gehältern locken? 

DAS INVESTMENT.com: Aber dienen die hohen Gehälter nicht dazu, die besten Manager anzuwerben? 

Meyer: Eigentlich schon. Doch der Umkehrschluss gilt leider nicht: Bloß weil ein Manager hoch bezahlt wird, ist er noch lange nicht gut. Erinnern wir uns an Ron Sommer oder Jürgen Schrempp. Sie vernachlässigten das operative Geschäft und suchten ihr Heil in überteuerten Übernahmen. Die Chrysler-Übernahme hat die Daimler-Aktionäre etwa 50 Milliarden Euro gekostet. Die mehr als hundert Millionen für den Ex-Vorstand waren da Peanuts, um es mit den Worten des Aufsichtsratsvorsitzenden zu sagen. 

DAS INVESTMENT.com: Gibt es auch positive Beispiele? Meyer: Ja, zum Beispiel BMW. Das Unternehmen wird selbst von Wettbewerbern als eine der bestgemanagten Firmen bezeichnet. BMW vergibt keine Aktienoptionen. Somit werden die zukünftigen Kursgewinne der Aktionäre nicht verwässert.

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