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Manager des JP Morgan Global Income „Ich müsste mich eigentlich bedanken“

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Sie sagten mal, dass Dividendenaktien derzeit so günstig sind wie seit 1999 nicht mehr. Wie messen Sie das?

Schoenhaut: Es zeigt sich aktuell tatsächlich eine Zweiklassengesellschaft und eine starke Divergenz zwischen wachstums- und substanzorientierten Titeln. Das messen wir daran, wie sehr die Kurs-Gewinn-Verhältnisse der Aktienindizes MSCI High Dividend Yield und MSCI Growth voneinander abweichen. Die Bewertungsdivergenz hat inzwischen zwei Standardabweichungen erreicht. So groß war sie seit der Technologieblase nicht mehr.

Die Divergenz könnte sich aber auch noch weiter öffnen. Welches Ereignis wäre denn ein guter Katalysator, um sie zu schließen?

Schoenhaut: Wenn sich die wirtschaftlichen Aussichten weiter verbessern, was wir grundsätzlich erwarten, würde das den zyklischeren und Value-orientierteren Teilen des Marktes zugutekommen. Ein Schlüsselkatalysator könnte ein Impfstoff oder eine wirksame Behandlung des Corona-Virus sein, was in den kommenden sechs bis zwölf Monaten zu erwarten ist. Aber auch eine weitere Runde fiskalischer Anreize in den USA, entweder vor oder nach den Präsidentschaftswahlen, würde diese Unternehmen unterstützen. Und am Ende könnten die attraktiven Bewertungen auch einfach wertorientierte Investoren locken. So sind wir nicht nur zuversichtlich, dass sich die Bewertungslücke auf absehbare Zeit schließt, wir bleiben auch unserer Philosophie treu und werden weiterhin unsere Positionen in Qualitätsaktien mit hoher Dividendenausschüttung beibehalten.

Ihre Umschlagsrate im Portfolio, die Turnover-Rate, liegt bei 48 Prozent für 2019 und zuletzt gar bei 58 Prozent. Ich dachte immer, dass bei Income-Fonds die Hand etwas ruhiger ist.

Schoenhaut: In der Tat haben wir einen mittelfristigen Anlagehorizont. Die durchschnittliche Haltedauer eines Investments beträgt bei uns ein bis drei Jahre und der durchschnittliche Turnover liegt zwischen 50 und 100 Prozent. In dem Sinne ist der aktuelle Wert also nicht ungewöhnlich. Einer der Gründe mag der sein, dass rund 80 Prozent unserer 3.900 Einzelpositionen Anleihen sind. Deren Laufzeit ist begrenzt, weshalb immer wieder welche auslaufen und wir Neuemissionen erwerben. Und nicht zuletzt spielen Mittelzu- und -abflüsse in der Berechnung des Turnover auch eine Rolle.

Die jüngste Ausschüttungsrendite beträgt laut Factsheet rund 2,8 Prozent im März 2020 für die Dist-Anteilsklasse, 2017 lag sie noch bei 4,4 Prozent. Ist diese Abwärtsbewegung jetzt zu Ende?

Schoenhaut: Zunächst sei darauf hingewiesen, dass Sie sich auf die jährlich ausschüttende Anteilsklasse beziehen. In Deutschland liegt allerdings der Großteil der Anlegergelder in der vierteljährlich ausschüttenden Klasse Div. Diese hat in den zwölf Jahren seit Auflegung bis auf das erste Mal noch nie weniger als annualisiert 4 Prozent ausgeschüttet. Wobei die Ausschüttungsrenditen von Dist und Div nicht direkt vergleichbar sind, da jeweils die Kostenkomponente und die unterschiedliche zeitliche Betrachtung zu beachten sind. Der Rückgang in der Dist-Anteilsklasse seit 2017 liegt daran, dass die vorher genutzte „Ausschüttung nach deutschem Steuerrecht“, bei der bestimmte Kursgewinne einbezogen werden mussten, durch die Steuerreform obsolet wurde. Seit 2018 tendiert die Ausschüttung eher seitwärts mit 2,8 Prozent, dann 3,2 Prozent im Jahr 2019 und 2,8 Prozent 2020.

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