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IKB-Volkswirt Klaus Bauknecht Harter Brexit stürzt Deutschland in die Rezession

Warnt vor einem Unterschätzen der Brexitrisiken: Klaus Bauknecht, IKB Deutsche Industriebank
Warnt vor einem Unterschätzen der Brexitrisiken: Klaus Bauknecht, IKB Deutsche Industriebank | Foto: IKB Deutsche Industriebank

Das Risiko eines unkoordinierten Brexit scheint an Beachtung zu verlieren. Zum einen gibt es wenig neue und konkrete Fakten. Zum anderen ist das akute Risiko eines harten Brexit aufgrund der Austrittsverlängerung bis zum 26. Oktober erst einmal aufgeschoben. Nun heißt es auf den Nachfolger Mays zu warten. Auch die Finanzmärkte scheinen – gemessen an der relativen Stabilität des Pfunds – entspannt zu sein.

Doch der Glaube an Stabilität oder an ein geringeres Risiko ist ein Trugschluss. Das Risiko eines harten Brexit hat sich infolge der anhaltend robusten britischen Wirtschaft, des Chaos im britischen Parlament sowie der zunehmenden Ungeduld der Briten hinsichtlich der politischen Unsicherheit eher erhöht.

Zudem sind die wirtschaftlichen Konsequenzen aus einem unkoordinierten EU-Austritt Großbritanniens und einer damit einhergehenden Zerrüttung der wirtschaftlichen Beziehungen deutlich größer als marginale Preisanstiege in Folge von selektiven US-Zöllen. Märkte sowie auch Medien fokussieren sich aktuell vor allem auf die US-Handelspolitik und neueste Twitter-Nachrichten Trumps, während nebenan ein deutlich größeres Risiko schlummert, vor allem für die deutsche Wirtschaft.

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Briten: Brexit eher Erlösung als Risiko

Der Abgang von Theresa May könnte als Neubeginn aus dem Deadlock in London wahrgenommen werden. Allerdings erkennt keiner – weder das britische Parlament noch die Nachfolgekandidaten Mays – das zwischen der Regierung May und der EU vereinbarte Abkommen an, während es für die EU keine Alternative gibt. Nach der Rhetorik der aktuellen Kandidaten zu urteilen ist das Vereinigte Königreich hinsichtlich seines Verständnisses über die Ausgestaltung des Brexit nicht viel weiter als nach den ersten Brexit-Gesprächen mit der EU vor rund zwei Jahren.

Manche britischen Politiker drohen bereits, dass versprochene Zahlungen an die EU ausbleiben, sollte die EU nicht nachgeben und einen neuen Vertrag zustimmen; etwas, was die Staatengemeinschaft bis dato strikt ablehnt. Auch die Europawahl hat gezeigt: Das Referendum im Jahr 2016 war entgegen vieler Einschätzungen kein Unfall: Die Mehrheit der Briten hat entweder kein Interesse an europäischen Themen oder befürwortet den Brexit.

Der Brexit gewinnt als eigenständiges und endgültiges Ziel angesichts des politischen Turmoil in London immer mehr an Zustimmung. Er wird zunehmend als notwendig betrachtet, um die politische Stabilität wiederherzustellen. Der Brexit wird deshalb immer häufiger nicht mehr als Risiko wahrgenommen, sondern als notwendiger, wenn nicht sogar befreiender Schritt, um wieder politische Handlungsfähigkeit zu erlangen und andere Themen der Gesellschaft anzugehen.

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