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Moventums neuer Vermögensmanagement-Chef „Im Crash kauften wir Anleihefonds, die es richtig zerlegt hatte“

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Alle drei Monate eine Asset-Allocation-Konferenz klingt nicht allzu hektisch. Entsprechend ruhig dürfte Ihre Hand sein.

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Gerlinger: Das ist tatsächlich so. Wir versuchen, alles mit einer gewissen Ruhe zu steuern. Es kann aber auch einmal zu größeren Umschichtungen kommen, wie zuletzt beim Crash im Frühjahr 2020. Damals schichteten wir beispielsweise stabil gebliebene Staatsanleihefonds in flexible Anleihefonds um, die es richtig zerlegt hatte. Diesen Schwenk vollführten wir in den folgenden Monaten noch weiter. Und im Herbst 2020 orientierten wir uns bei Aktien in Richtung Value und bauten Technologietitel ab, was aus heutiger Sicht auch eine gute Idee war.

Wie kamen Sie auf die Idee?

Gerlinger: Wir hatten wegen des starken Corona-Einbruchs mit einer kräftigen Erholung gerechnet, vielleicht sogar mit einem Boom. Und nachdem wir vor anderthalb Jahren fast keinen Europa-Fonds hatten, gewichteten wir Europa dann sogar über. Schließlich findet man hier sehr viele gute Unternehmen, die von einer starken wirtschaftlichen Erholung profitieren können. In Japan waren wir stattdessen gar nicht mehr vertreten. Es ist kein hektisches Hin und Her, sondern eher ein wohlüberlegtes, schrittweises Handeln.

Angesichts dieses Aufwands bewegen sich die Dachfonds allerdings verdächtig durchschnittlich. Zumindest legt das die Datenbank Morningstar mit den Vergleichsgruppen nahe.

Gerlinger: Das würde ich so nicht stehen lassen. In Bezug auf die Wertentwicklung schneiden wir überdurchschnittlich gut ab. Erst vor kurzem verglich ein Investment-Portal viele Dachfonds, und in der Kategorie „defensiv“ erreichten wir Platz 7. Das ist ziemlich gut.

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Ihre Fonds könnten noch besser abschneiden, wenn sie etwas günstiger wären. Laufende Kosten über 3 Prozent sind hoch.

Gerlinger: Das kann man durchaus so sehen. Hätte unser Defensiv-Fonds nur eine Gesamtkostenquote wie die Mitbewerber, wäre er sogar auf Platz 1 oder 2 gelandet. Wir haben das Thema auf dem Schirm und sind deshalb vor kurzem mit neuen Anteilsklassen auf den Markt gekommen. Berater können also zusätzlich je nach Geschäftsmodell auf eine günstigere Retail-Klasse oder gar eine Clean-Share-Klasse ganz ohne Bestandsprovision zugreifen. Und eine institutionelle Anteilsklasse gibt es zu jedem Fonds auch noch.

Dann können Sie ja die teuren zumachen.

Gerlinger: In denen liegt noch einiges an Beständen. Wir haben keinen Einfluss darauf, in welche Anteilsklasse der Berater seine Kunden berät. Von daher bleiben die Anteilsklassen vorerst auch so bestehen.

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