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Von Aktualisiert am in VersicherungenLesedauer: 8 Minuten
Wiltrud Pekarek ist Diplom-Mathematikerin und Aktuarin. Sie arbeitet seit 1984 für die Hallesche, die heute zur ALH-Gruppe gehört.
Wiltrud Pekarek ist Diplom-Mathematikerin und Aktuarin. Sie arbeitet seit 1984 für die Hallesche, die heute zur ALH-Gruppe gehört.
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DAS INVESTMENT: Die Kosten für Behandlungen im Krankenhaus sind auf Jahressicht um weitere rund 6 Prozent gestiegen. Um der schleichenden Kostenexplosion zuvorzukommen, will Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach das System der Fallpauschalen abschaffen. Wie bewerten Sie die aktuellen Reformvorschläge?

Wiltrud Pekarek: Es ist grundsätzlich zu begrüßen, dass die Politik das Thema anpacken will, um durchaus berechtigte Kritikpunkte am bisherigen System aufzugreifen. Es wurde vor zwei Jahrzehnten mit dem Ziel eingeführt, lange Liegezeiten in den Krankenhäusern zu vermeiden. Das war einerseits zum Wohl der Patienten gedacht. Es sollte aber andererseits auch einen Anreiz für mehr Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen bieten.

Das klingt in der Theorie sinnvoll.

Ja. In der Praxis schuf es für die Krankenhäuser aber auch die Möglichkeit, ihre Einnahmen durch eine höhere Zahl an Behandlungen zu steigern. Das ist nachvollziehbar, weil viele Kliniken
Schwierigkeiten haben, sich zu finanzieren. Doch im Fokus der Gesundheitspolitik darf nicht nur die reine Ökonomie stehen, sondern der medizinische Bedarf. Hierfür stellen die aktuellen Reformvorschläge zwar einen guten Anfang dar. Aber es reicht noch nicht. Denn auch wenn die
Qualität der Patientenversorgung wieder eine wichtige Rolle spielt, stoßen die Ausgaben hierfür immer noch an die Grenzen der Finanzierbarkeit.

Stichwort Finanzen: Inwiefern rechnen Sie damit, dass die veränderten Regeln für die gesetzlichen und privaten Krankenversicherer die Kosten im Gesundheitssystem spürbar senken?

Der erste Aufschlag hierfür ist gemacht. Neu ist im Konzept aus dem Lauterbach-Ministerium beispielsweise folgender Aspekt: Neben der Versorgungs- und Leistungsstufe werden künftig auch die sogenannten Vorhalteleistungen der Kliniken berücksichtigt. Das hilft, um ihre Grundversorgung in der Fläche stärker zu honorieren. Es eröffnet zudem die Chance, Ökonomie und Medizin in eine gute Balance zu bringen. Denn unser Ziel muss es auch weiterhin sein, Ineffizienzen zu beheben – sowohl im Krankenhaus als auch bei ambulanten Behandlungen. Die veränderten Fallpauschalen allein sind aber kein Selbstläufer, die per se zu niedrigeren Kosten führen.

Es sollte also weiterhin Anreize geben, Kosten zu sparen?

Ja. Es gibt aber durchaus auch gute Gründe, warum Gesundheit teurer werden darf. Das zeigen zum Beispiel die Versorgungsengpässe bei Medikamenten gegen das RS-Virus für Kinder. Teilweise benötigen wir in diesem Bereich mehr lokale Produktion von Arzneien, um nicht zu sehr von außereuropäischen Lieferanten abhängig zu sein. Und wenn wir es nicht schaffen, ausreichend Anreize für mehr Forschung und Entwicklung in Deutschland zu setzen, dann werden wir noch abhängiger. Das stellt eine große Herausforderung dar – eben auch, weil die Kosten dadurch steigen könnten. 

Die sogenannte medizinische Inflation spielt also auch künftig eine wichtige Rolle für die Krankenversicherer?

Ja. In der privaten Krankenversicherung, kurz PKV, definieren wir medizinische Inflation als die Steigerungsrate unserer Leistungsausgaben. Wir reden also nicht nur über die derzeit viel diskutierte Teuerung für Energierohstoffe aufgrund des Kriegs in der Ukraine. Zur allgemeinen Inflation kommen hier insbesondere höhere Kosten für neue Methoden und Medikamente. Medizinischer Fortschritt ist nämlich nicht umsonst zu haben und war uns als Gesellschaft während der Corona-Pandemie viel Geld wert. Hinzu kommen aber auch die seit damals von vielen geforderten Lohnsteigerungen in der Pflege. Die Deutsche Aktuarvereinigung schätzte den zehnjährigen Durchschnittswert der medizinischen Inflation 2019 auf etwa 2,5 Prozent pro Jahr. Diesen steigenden Trend können wir in etwa auch für die Hallesche bei unseren Leistungsausgaben bestätigen.

 

Das Geld hierfür kommt von Ihren Kunden. Viele von ihnen dürften sich davor fürchten, ihre PKV-Prämien als Rentner kaum noch bezahlen zu können.

In der privaten Krankenversicherung finanziert sich jede Generation selbst und ist nicht auf andere Generationen angewiesen. Das geschieht in der Praxis beispielsweise durch die verzinsten Alterungsrückstellungen, die unsere Versicherten in jüngeren Jahren für später aufbauen. Wenn es keine medizinische Inflation gäbe, wäre dadurch sogar ein konstanter Beitrag ohne zwischenzeitliche Erhöhungen theoretisch möglich. Insgesamt ist das PKV-System über die Kapitaldeckung nachhaltig finanziert. Denn es kommt ohne Zuschüsse aus Steuermitteln aus und belastet damit auch nicht die nachkommenden Generationen. 

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