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Immergrüne Theorie

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Als Risikomaß nutzt er die Standardabweichung: Sie gibt an, wie stark sich die Renditen einer einzelnen Aktie für eine bestimmte Zeitspanne voneinander unterscheiden. Je höher die Standardabweichung, desto hektischer bewegt sich die Aktie. In Prozent ausgedrückt, wird aus der Standardabweichung die Volatilität. Wie sich die Aktienkurse zueinander verhalten, misst Markowitz über die Kovarianz. Sie steigt in dem Maß, wie die Kurse voneinander abhängen. Normiert man sie auf einer Skala zwischen minus eins und eins, entsteht der Korrelationskoeffizient, oder kürzer: die Korrelation. Standardabweichung und Kovarianz sind noch heute wichtige Kriterien für eine Asset Allocation. Aus diesem Zahlenwust, folgerte Markowitz damals, müssen sich Portfolios mit einem optimalen Rendite-Risiko-Verhältnis ermitteln lassen. Den Beweis blieb er mangels Rechenkraft sieben Jahre lang schuldig. Aber zumindest bildete er 1952 schon ein Schema, wie die optimalen Portfolios in einem Rendite-Risiko-Diagramm angeordnet sein müssten: die Effizienzkurve. Die Kombination mit dem niedrigsten Risiko nannte er Minimum-Varianz-Portfolio ­ Grundlage für seinen 38 Jahre später erhaltenen Nobelpreis. ,,Diese Theorie ist gesunder Menschenverstand und somit alles andere als tot", sagt Michael Viehmann. Schließlich sei es nach wie vor Pflicht, ein Anlegerdepot gut zu diversifizieren, so der Geschäftsführer des Family Office bei der Vermögensverwaltung Flossbach & von Storch. ,,Das Grundprinzip ist noch immer aktuell, man muss es aber inzwischen über verschiedene Anlageklassen anwenden", ergänzt Olaf Stotz von der Frankfurt School of Finance & Management. Gerade in Krisenjahren zögen die Korrelationen von Risikoanlagen wie Aktien und Rohstoffen immer kräftig an. Oder, wie Viehmann sagt: ,,In der Baisse fällt alles außer der Korrelation". Es erscheint logisch, dass in Zeiten weltweiter Kaufprogramme und über das Internet gleichgeschalteter Marktmeinungen die Streuung auf verschiedene Aktien nicht mehr funktioniert. Wie ein Markowitz-Depot heute aussehen würde, zeigt ein Gedankenspiel: Das Depot mit dem niedrigsten Risiko in den vergangenen rund 20 Jahren besteht zu 92,5 Prozent aus Bundesanleihen, zu 3,3 Prozent aus Rohstoffen und zu 2 Prozent aus europäischen Aktien. Der Mix hätte im Durchschnitt monatlich 0,52 Prozent gebracht. Das Krisenjahr 2008 hätte es bis Ende Oktober mit einem monatlichen Gewinn von 0,43 Prozent gemeistert.