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Immobilien-Marktausblick „Nach Brexit entsteht allmählich ein Europa der 3 Geschwindigkeiten“

Sechs Wochen nach dem Referendum über den Verbleib des Vereinigten Königreichs in der Europäischen Union sind die langfristigen Auswirkungen des Leave-Votums auf die Immobilien-Investmentmärkte zwar immer noch nicht abzusehen. Doch für die Analysten der TH Real Estate ist klar, „dass der Brexit eine Neubewertung von Marktrisiken – aber auch Marktchancen – mit sich bringen wird.“

„Es entsteht allmählich ein Europa der drei Geschwindigkeiten“, heißt es in der Analyse weiter. „Die Märkte Kerneuropas werden ihre fortgeschrittene Erholung – möglicherweise etwas langsamer –fortsetzen.“ Zu den Märkten, deren Wachstum von der Entscheidung der Briten kaum geschmälert werden dürfte, zählen Deutschland, Frankreich, Schweden und Österreich.

„In der zweiten Gruppe befinden sich die südlichen Märkte Spanien, Portugal und Italien, die sich gerade an einem Punkt im Zyklus befinden, an dem das reale Mietwachstum zu steigen beginnt“, so die Analysten der US-amerikanischen Immobilien-Investmentgesellschaft weiter. „Das größte Risiko stellt hier derzeit das italienische Bankensystem dar.“

Berlin könnte vom Brexit profitieren

„Die dritte Gruppe bildet Großbritannien, dessen Wirtschaftsaussichten auf kurze Sicht getrübt erscheinen.“ Wie die Zahlen des ersten Halbjahres zeigten, sei der Flächenumsatz und das Anlagevolumen rückläufig. Häuserpreise im Zentrum der britischen Hauptstadt London sanken im Juli so stark wie seit fast sieben Jahren nicht mehr: Der Index der Beratungsfirma Knight Frank zeigt auf Jahressicht einen Rückgang um 1,5 Prozent an.

„Seit der Abstimmung haben viele Käufer einen Abschlag wegen der politischen und wirtschaftlichen Unsicherheit gefordert“, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters Tom Bill, Immobilien-Experte bei Knight Frank zu den Folgen der Entscheidung der Briten vom 23. Juni, die EU zu verlassen. Die Unsicherheit nach dem Brexit-Votum schlage mit hoher Wahrscheinlichkeit auf den Londoner Immobilienmarkt durch.

Paris, Frankfurt, Dublin, Luxemburg, Stockholm und Berlin werden bereits als potenzielle neue Standorte für einige Unternehmen gehandelt, die wegen des EU-Austritts der Briten ihren Firmensitz verlegen wollen. Daher könnten sich diese Städte mittel-bis langfristig als Nutznießer erweisen. Gegenwärtig warten Immobiliennutzer laut TH Real Estate jedoch mit wichtigen Mietentscheidungen in Großbritannien noch ab, bis Klarheit über die zukünftigen gesetzlichen Rahmenbedingungen herrscht.

Unsicherer Ausblick für Großbritannien

Auch die kurzfristige Performance des britischen Immobilienmarktes lasse sich aufgrund der hohen Unsicherheit nur sehr schwer beziffern: „Bislang gibt es kaum echte Hinweise auf eine Bewertungsanpassung.“ Laut TH Real Estate dürfte sich die Verunsicherung der Anleger aber insgesamt legen, sobald die Negativschlagzeilen über die vorläufige Schließung von Immobilien-Publikumsfonds in den Hintergrund rücken.

Die aktuell aber noch vorherrschende Marktunsicherheit werde mit einer zusätzlichen Risikoprämie für Objekte einhergehen, die als riskanter wahrgenommen werden, weil sie sich nicht in Toplagen befinden. Das Gleiche gelte aber auch für Büroimmobilien in der Innenstadt Londons: „Die Investoren fragen sich gerade, welches Gewicht der Finanzplatz City innerhalb oder außerhalb des Gemeinschaftsmarkts noch haben wird.“

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