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Der deutsche Immobilienmarkt ist weiter in der Krise (Studie)
Es ist keine einfache Zeit, die der deutsche Immobilienmarkt aktuell durchläuft. Die gestiegenen Zinsen verteuern Kredite, neue Umweltvorgaben machen ältere Objekte unattraktiv, und das Arbeits- und Konsumverhalten der Deutschen hat sich verändert: Mehr Homeoffice und mehr Einkaufen im Internet – das senkt den Bedarf an Büroflächen und bedroht den stationären Einzelhandel.
All das wirkt sich auf den Immobilienmarkt aus. Die Unternehmensberatungsgesellschaft EY hat sich die Situation näher angesehen und ihre Erkenntnisse in einer Online-Präsentation vorgestellt. Basis der Studie ist eine Umfrage von November 2023. 250 Immobilienakteure von Banken, Immobilienfonds, anderen institutionellen Investoren und Projektentwickler haben daran teilgenommen.
Krise besteht weiter
„Dieses Jahr steht der Immobilienmarkt Kopf“, sagt Studienautor Florian Schwalm. Schwalm ist Partner beim Immobilienarm von EY, EY Real Estate. Er schätzt: Die Krise am Immobilienmarkt ist noch nicht ausgestanden – auch wenn der Markt sich ganz allmählich an die neuen Gegebenheiten anpasse.
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Es ist keine einfache Zeit, die der deutsche Immobilienmarkt aktuell durchläuft. Die gestiegenen Zinsen verteuern Kredite, neue Umweltvorgaben machen ältere Objekte unattraktiv, und das Arbeits- und Konsumverhalten der Deutschen hat sich verändert: Mehr Homeoffice und mehr Einkaufen im Internet – das senkt den Bedarf an Büroflächen und bedroht den stationären Einzelhandel.
All das wirkt sich auf den Immobilienmarkt aus. Die Unternehmensberatungsgesellschaft EY hat sich die Situation näher angesehen und ihre Erkenntnisse in einer Online-Präsentation vorgestellt. Basis der Studie ist eine Umfrage von November 2023. 250 Immobilienakteure von Banken, Immobilienfonds, anderen institutionellen Investoren und Projektentwickler haben daran teilgenommen.
Krise besteht weiter
„Dieses Jahr steht der Immobilienmarkt Kopf“, sagt Studienautor Florian Schwalm. Schwalm ist Partner beim Immobilienarm von EY, EY Real Estate. Er schätzt: Die Krise am Immobilienmarkt ist noch nicht ausgestanden – auch wenn der Markt sich ganz allmählich an die neuen Gegebenheiten anpasse.
Noch 2021 waren Immobilien in Deutschland eine ultrabeliebte Anlageklassen. Dass sie seitdem so stark unter die Räder gekommen ist, liegt nicht zuletzt am Ukrainekrieg. In dessen Folge stieg die Inflation und etwas später auch die Zinsen. Co-Studienautor Paul von Drygalski, Direktor bei EY Real Estate, beobachtet: Der Markt wurde daraufhin zäh. 2022 brach das Transaktionsvolumen um 40 Prozent ein, im vergangenen Jahr dann noch einmal um 56 Prozent.
Und es könnte düster bleiben: Die von EY befragten Immobilienprofis sehen vorerst keine Besserung voraus – auch wenn drei Viertel davon ausgehen, dass die Immobilienpreise mittlerweile an ihrem Tiefpunkt angekommen sind.
Preisentwicklung bei Immobilien – die Nutzungsart zählt
Doch Immobilie ist nicht gleich Immobilie. Es kommt auf das konkrete Segment an. Bei EY hat man sich im Detail angesehen, wie die unterschiedlichen Immobilien-Nutzungsarten aktuell dastehen.
Büros
Die Mehrheit der Umfrageteilnehmer rechnet in dem Segment mit Preisrückgängen – und das unabhängig davon, ob die Büros an einem beliebten oder einem weniger beliebten Standort liegen. Selbst in Top-Lagen rechnet eine Mehrheit noch mit Preisverfällen. Trotz der trüben Aussichten gibt es weiterhin favorisierte Märkte: München löst das im Vorjahr als Favoritenstandort genannte Frankfurt ab.
Logistik
Etwas besser sieht es bei Logistikimmobilien aus: Dort wird zumindest in guten und in Top-Lagen mehrheitlich mit stabilen Preisen gerechnet.
Wohnen
In der Baubranche kriselt es, Baumaterial ist teuer und Fachkräfte rar: Neu gebaut wird derzeit wenig. Obwohl sich das Angebot von Neubauten zuletzt verknappt hat, waren die Haus- und Wohnungspreise vorübergehend ins Taumeln geraten – bis zum vergangenen Jahr. Wie geht es weiter? Die Umfrageteilnehmer des EY-Trendbarometers meinen mehrheitlich: Wohnimmobilien werden 2024 auf dem Niveau des vergangenen Jahres verharren oder sogar steigen. Nur mit Blick auf unattraktive Immobilienlagen erwartet jeder zweite Befragte sinkende Preise. Im Bereich Wohnen kristallisieren sich Berlin und Hamburg als beliebteste Standorte unter den deutschen Metropolen heraus.
Einzelhandel
Deutlich negativ sehen die Immobilienprofis auf das Segment der Shoppingcenter: Diese dürften weitere Preiseinbrüche sehen, unabhängig von ihrer Lage – das erwartet eine deutliche Mehrheit. Für Lebensmittel- und Fachmärkte sehe es ebenfalls düster aus, auch wenn die Umfrageteilnehmer dort differenzieren: Einzelhandelsimmobilien in guten Lagen könnten zumindest ihre Preise halten, sagt etwas mehr als die Hälfte. Als beliebtesten Standort für dieses Segment nennen die Immobilienprofis Berlin. Die deutsche Hauptstadt löst den Vorjahres-Favoriten München ab.
Hotels
Auch im Hotelsegment dürften die Preise weiter fallen, erwarten die Marktakteure. Wobei zumindest für Hotels in Top-Lagen die Preise stabil bleiben könnten. Interessante Beobachtung: Die Preise von Business-Hotels werden etwas stabiler eingeschätzt als die von Ferienobjekten.
Notverkäufe voraus
Ein wichtiger Faktor am Immobilienmarkt sind Banken. Diese könnten sich zukünftig eher auf kleinvolumige Projekte konzentrieren wollen, glauben viele Immobilienprofis. Andere Möglichkeiten der Finanzierung würden dagegen weniger in Betracht gezogen – die hohen Refinanzierungskosten machten den Kapitalmarkt als Kreditquelle derzeit unattraktiv.
Die vielerorts klamme Finanzlage könnte allerdings bewirken, dass demnächst doch noch einige Immobilienobjekte auf den sonst leergefegten Markt kommen. Investoren könnten sich gezwungen sehen, aus der Not heraus zu verkaufen: Wo günstige Finanzierungen ausliefen und kein gutes Folgeangebot in Sicht sei, seien Umstrukturierungen fällig. Das wiederum dürfte weniger traditionelle Investoren, sondern eher Schnäppchenjäger anziehen, glauben die Branchenkenner.
Die Situation belaste insgesamt den Ruf des Immobilienstandorts Deutschland: Nur 58 Prozent der Umfrageteilnehmer empfinden Deutschland weiterhin als attraktives Pflaster für Immobilien- Investments. „Wir haben schon Jahre gesehen, in denen die Summe der Attraktivität 98 Prozent betragen hat“, erinnert sich Studienautor von Drygalski an freundlichere Zeiten.
Wo wollen Immobilienprofis 2024 investieren?
Wenn aktuell überhaupt investiert werden soll, liegt der Fokus vieler Investoren – wie in der Vergangenheit – weiter auf dem Segment Wohnen. Büro-Investments dagegen werden unbeliebter. Besonders hart trifft es Hotels, um sie machen die meisten Investoren derzeit einen Bogen.
„Wie stark stehen die folgenden Nutzungsarten im Jahr 2024 in Ihrem Investmentfokus?“
Antwortangaben in Prozent
Jeder dritte Befragte will aktuell allerdings gar kein Geld in Immobilien anlegen, sondern diese Anlageklasse vorerst meiden, enthüllt die EY-Studie. Die Profis sehen sich stattdessen anderweitig um. Besonders beliebt: alternative Anlageklassen.
Die Marktbeobachter gehen zudem von einer weiteren Welle an Insolvenzen aus: Was zunächst die Projektentwickler erfasst hat, könnte sich auf andere Bereiche aus der Wertschöpfungskette der Immobilienwirtschaft ausweiten – etwa auf Hochbaufirmen oder Zulieferbetriebe der Bauwirtschaft.
Die Studienautoren von EY Real Estate schlussfolgern: Die Situation am Immobilienmarkt bleibt 2024 und darüber hinaus schwierig.