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Immobilienblase in Sicht? Boom in China ist keine Eintagsfliege

Hubert Thaler, Vorstand von TOP Vermögen Starnberg
Hubert Thaler, Vorstand von TOP Vermögen Starnberg
China wird wohl zu Recht als das Land der unterschiedlichen Geschwindigkeiten beschrieben. Die Skyline von Pudong in Shanghai steht in krassem Kontrast zu den selbst gebauten Hütten, die Schätzungen zu Folge immer noch knapp die Hälfte der Chinesen ihr zu Hause nennt.

Da ist es für Besucher besonders irritierend, dass eine Vielzahl der gebauten Wohntürme, die teilweise 30 Stockwerke und mehr haben, nicht bewohnt ist. Finanziert wird der Bau der Wohntürme mit Hilfe des grauen Kapitalmarktes. Angesichts regulierter Habenzinsen auf Sparkonten haben viele chinesische Sparer Teile ihrer Guthaben in diesen Markt kanalisiert. Also eine Blase?

Der wichtige Unterschied zur letzten amerikanischen Wohnimmobilienblase ist, dass die chinesische Mittelschicht finanziell gut aufgestellt ist und durchaus Interesse an den neu entstehenden Wohnungen besteht. Kaum jemand kann jedoch den vollen Kaufpreis aus Eigenmitteln stemmen. Und hier liegt der Schlüssel: Die chinesischen Banken sind sehr restriktiv bei der Vergabe von Immobilienkrediten.

Anders als in den USA, wo Personen ohne reguläres Einkommen eine hundertprozentige Finanzierung bekamen, würde eine Lockerung der Kriterien für Immobiliendarlehen wahrscheinlich den mittlerweile vielfach gewünschten Konsumboom in China befeuern. Wer eine neue Wohnung erwirbt, benötigt häufig auch neue Möbel oder Elektrogeräte. So ist es kaum verwunderlich, dass zum Beispiel der schwedische Möbelriese IKEA plant, bis 2015 die Anzahl der Filialen in China zu verdoppeln.

Aber auch im lange gescholtenen Bereich der Solarindustrie ist China für eine Überraschung gut. Im Jahr 2013 wurden neue Solaranlagen mit rund 12.000 Megawatt Leistung installiert. Natürlich aus heimischer Produktion. Zum Vergleich: Im Boomjahr 2012 wurden in Deutschland gerade einmal 7.600 Megawatt neu ans Netz angeschlossen.

Mit solchen Beispielen zeigt China, dass das Land durchaus Potenzial hat, auch im Bereich der Hochtechnologie eine Rolle zu spielen, die viel diskutierte „Middle Income Trap“ überwinden und den Vorbildern Südkorea und Japan nacheifern kann.

Natürlich ist ein schnelles Wachstum nicht vor Fehlallokationen des Kapitals gefeit, noch ist die politische Struktur selbst für viele Chinesen zufriedenstellend. Und der demografische Wandel wird schon sehr bald eine wichtige Herausforderung darstellen.

Alles in allem dürfen aber Unternehmen wie Lenovo, Huawei, Tencent oder Alibaba eher die Vorhut einer neuen chinesischen Wirtschaftskraft darstellen. Der Eindruck vor Ort verfestigt die Meinung: China ist definitiv keine Eintagsfliege.

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