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Immobilienmarkt Kollaps in Großbritannien wird zur Gefahr für Banken

Die Royal Bank of Scotland (RBS) hat insgesamt 25,2 Milliarden Britische Pfund (29,4 Milliarden Euro) an Krediten an den Sektor vergeben. Das entspricht 66 Prozent des materiellen Buchwerts (TNAV) der Bank, heißt es in der Studie von JP Morgan. Bei Lloyds sind es 18,1 Milliarden Pfund oder rund 46 Prozent des TNAV, schreibt Analyst Raul Sinha weiter. Zwar sei das Risiko für große Banken „handhabbar“, doch kleinere Banken könnten größere Verluste verzeichnen.

„Das Abwärtsrisiko aus den britischen Gewerbeimmobilienpreisen wird wahrscheinlich die Bewertungen von inländischen Banken mit britischem Engagement unter Druck setzen“, meint Sinha in seiner Studie. Er verweist darauf, dass kleinere Banken einen relativen hohen Anteil an stärker gehebelten Gewerbeimmobilien-Krediten in den Büchern haben. Bei größeren britischen Banken seien die Underwriting-Standards in den vergangenen Jahren auf breiter Front beibehalten worden.

Geldabflüsse aus Immobilienfonds gestoppt


In dieser Woche haben vier Vermögensverwalter die Geldabflüsse aus Immobilienfonds gestoppt, nachdem Investoren ihr Geld wegen Sorgen zur Zukunft der britischen Wirtschaft auf Grund des Brexit-Votums zurückhaben wollten. Das Pfund stürzte auf ein 31-Jahres-Tief ab. Die Bank von England erklärte am Dienstag, sie beobachte die Bewertungen auf dem Gewerbeimmobilienmarkt genau. Sie leitete zudem Schritte ein, um die Kapitalanforderungen an die Banken zu lockern.

Der Schock, der sich aus dem Einfrieren der Immobilienfonds ergibt, könnte laut Morgan Stanley mehr Abzüge nach sich ziehen und die Fonds weiter unter Druck setzen. Immerhin 45 Prozent der Fonds-Investoren seien nicht aus Großbritannien und würden daher zusätzlich unter dem Wertverlust des Pfunds leiden.

Kollaps der britischen Immobilienpreise

Ein Kollaps der Immobilienpreise würde „Lloyds und RBS besonders hart treffen. Beide haben große Gewerbeimmobilien-Kreditportfolios. Und die bevorstehenden Rückgänge bei den Preis-Indizes für Gewerbeimmobilien werden zu höheren vorgeschriebenen Rückstellungen für Wertberichtigungen dafür führen“, schreibt auch Sandy Chen von Cenkos Securities in einer Notiz. Die Aktien beider Banken wurden erneut zum Verkauf empfohlen.

Die Branche als Ganzes hat 86 Milliarden Pfund an Gewerbeimmobilien-Krediten vergeben, heißt es bei JPMorgan. Das sei deutlich weniger als die mehr als 150 Milliarden Pfund, die es noch vor fünf Jahren waren. Bei den großen Banken beläuft sich das Engagement den Angaben zufolge auf 69 Milliarden Pfund, die restlichen 17 Milliarden Pfund liegen bei kleineren Geschäftsbanken und Genossenschaftsbanken.

Risiko bei kleineren Banken am größten

Analysten von Société Générale SA warnen genauso wie Sinha davor, dass das Risiko bei den kleineren Banken wegen der hohen Fremdverschuldung am größten sei.

Unterm Strich werden die Banken aber von Verlusten in einer Größenordnung wie 2008 und 2009 geschützt sein, weil sie ihr Portfolio geschrumpft haben und der Kreditanteil gegenüber dem Immobilienwert inzwischen geringer ist, schreiben Ivan Zubo und Robin Down, Analysten von HSBC. Sie verweisen dabei auf Risiko-Aversion, neue aufsichtsrechtliche Bestimmungen und den jüngsten Anstieg der Immobilienpreise.

JP Morgan hatte bereits in der vergangenen Woche die 2018-Prognose für den Gewinn je Aktien bei britischen Banken um 22 Prozent nach unten korrigiert.

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