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„In zwei bis drei Jahren wird Solarstrom in Japan billiger als Atomkraft sein“

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DAS INVESTMENT.com: Würde die Solar-Revolution nicht zu sehr ins Geld gehen?

Rathke: Unsere Kostenanalyse legt nahe, dass bereits in zwei bis drei Jahren Solarstrom in Japan billiger sein wird als Atomkraft. Unter Berücksichtigung der wahren Kosten und den nun entstandenen Schäden, wäre das natürlich heute schon der Fall. Japan sollte bis 2020 mindestens 4 bis 5 Prozent seines Strombedarfs mit Photovoltaik-Anlagen decken. Dazu müsste die installierte Solar-Leistung des Landes von heute rund 3 Gigawatt auf über 70 Gigawatt gesteigert werden. Um diese variable Stromquelle auszugleichen, bieten sich die meteorologisch komplementäre Windenergie und Gaskraftwerke an. Deutschland, Spanien und Dänemark haben diese Ziele praktisch heute schon erreicht.

DAS INVESTMENT.com: Apropos Deutschland: Rechnen Sie mit einem starken Wachstum auf dem deutschen und dem internationalen Wind- und Solarenergie-Markt?

Frank Huttel: In Deutschland werden die Wachstumsraten nicht mehr so hoch sein wie vor einigen Jahren, da es bereits sehr viele Wind- und Solaranlagen auf dem Markt gibt. Ganz anders sieht es in der restlichen Welt aus. Vor allem die USA und China, wo die meisten Atomkraftwerke stehen oder geplant sind, werden umdenken müssen.

DAS INVESTMENT.com: Nach der jüngsten Kursrallye bei den Solaraktien sprechen einige Experten bereits von einer Spekulationsblase. Sie auch?

Huttel: Nein. Chinesische Solartitel beispielsweise sind mit einem KGV von im Schnitt 7 derzeit sehr günstig bewertet. Probleme sehe ich derzeit hingegen auf dem deutschen Solarmarkt, wo die Aktien momentan relativ teuer sind. Auf lange Sicht werden deutsche Hersteller von Solarmodulen Probleme haben, sich gegen die Konkurrenz aus China durchzusetzen.

DAS INVESTMENT.com: Herr Rathke spricht von einer Netzparität zwischen Atom- und Solarenergie in Japan. Wie sieht es damit in Deutschland aus?

Huttel: Auch in Deutschland wird der Wind- und Solarstrom in wenigen Jahren zu gleichen Kosten wie der Atomstrom produziert werden können. Dann fällt die Notwendigkeit staatlicher Subventionen weg.

DAS INVESTMENT.com: Nun werfen Kritiker ein, die Solarenergie werde niemals die Basisversorgung sicherstellen können, da diese nur schlecht planbar sei. Was sagen Sie dazu?

Huttel: In unseren Gefilden mit dem sehr wechselhaften Wetter haben sie mit Sicherheit recht. Es gibt aber auch noch Länder wie Spanien und Italien, sowie auch einige Regionen in China und den USA, wo die Sonneneinstrahlung viel besser planbar ist. Energieeffizienz und die sogenannten Smart-Grid-Technologien, die eine intelligente Auslastung der Stromnetze ermöglichen, werden in Zukunft von sehr großer Bedeutung sein. Darüber hinaus rechne ich damit, dass in einigen Jahren Batteriesysteme entwickelt werden, die Strom in großen Mengen speichern können.

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