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Indien in 2024: Welche Anlagechancen Franklin Templeton sieht

Indien tritt in eine Phase der selbsttragenden Expansion ein, nachdem Reformen das Wachstum voranbringen: Das nominale Wachstum des Bruttoinlandsprodukts könnte in den nächsten zehn Jahren auf bis zu 10 Prozent jährlich ansteigen, unterstützt von der Politik der amtierenden Bharatiya Janata Party (BJP) und Premierminister Narendra Modi, die bei den 2024 anstehenden Wahlen voraussichtlich bestätigt werden. Wir sehen drei primäre Wachstumstreiber, die mit unseren Anlagethemen der steigenden Nachfrage nach Finanzdienstleistungen, Infrastrukturinvestitionen, Konsum und grüner Wandel zusammenhängen:
- Neben dem Konsum sind breit angelegte Investitionen in die Infrastruktur und das verarbeitende Gewerbe die Wachstumsmotoren. Die Exporte von Dienstleistungen werden ausgeweitet und umfassen inzwischen auch globale Kompetenzzentren, die sich auf Buchhaltung, Marketing und Human Resources konzentrieren.
- Es findet ein nachhaltiger Wandel zu einem geordneten Wirtschaftsleben statt: Reformen haben mehr Arbeitskräfte in die organisierte Wirtschaft gebracht und die Attraktivität von Bargeldtransaktionen verringert.
- Die politische und wirtschaftliche Stabilität nimmt aufgrund niedriger Inflation und einer nachhaltigen Reduzierung des Leistungsbilanz- und Haushaltsdefizits zu. Die Regierung bringt einen neuen Industrialisierungsprozess auf den Weg, um die Chancen von „Make in India“, der Diversifizierung der globalen Lieferketten und des ökologischen Wandels zu nutzen.
Enormes Wachstumspotenzial
Die wirtschaftlichen und politischen Grundlagen, die von der Regierung Modi geschaffen worden sind, eröffnen der indischen Wirtschaft großes Potenzial: Bis 2035 könnte Indien neben den USA und China in den Club der Volkswirtschaften mit einem BIP von 10 Billionen US-Dollar aufsteigen, sofern sich das nominale BIP-Wachstum, wie Berechnungen von Franklin Templeton und FactSet zeigen, um 10 Prozent pro Jahr erhöht.
Investitionen in das verarbeitende Gewerbe dürften als neuer Wachstumsmotor wirken, angetrieben durch das „Make in India“-Programm und die Diversifizierung der globalen Lieferketten. Das „Make in India“-Programm wird immer mehr Realität: Der weltgrößte Auftragsfertiger Foxconn kündigte laut Reuters an, seine indische Belegschaft auf 50.000 Mitarbeiter zu verdoppeln und 2,7 Milliarden US-Dollar im Bundesstaat Karnataka zu investieren. Zuletzt hatten die Halbleiterhersteller Micron und Nvidia angekündigt, in die Forschung und Entwicklung von Chips für künstliche Intelligenz (4.000 Arbeitsplätze) und Investitionen in die Halbleiterindustrie (5.000 Arbeitsplätze) in Indien zu investieren.
Der Konsum der privaten Haushalte dürfte angesichts der zunehmenden Beschäftigungsmöglichkeiten für qualifizierte Arbeitnehmer und steigender Löhne für ungelernte Arbeitskräfte stabil bleiben. Der Übergang zu geordneten Wirtschaftstätigkeiten und der Rückgang der Bargeldwirtschaft sind dafür entscheidende, treibende Kräfte. Unserer Einschätzung nach gibt es in Indien ein erhebliches Wachstumspotenzial für die Kreditvergabe: Derzeit beträgt sie 40 Prozent des BIP, verglichen mit einem Durchschnitt von 63 Prozent (laut FactSet) in den Schwellenländern insgesamt.
Grafik 1: Kreditvergabe in Indien. Verhältnis von Krediten am privaten Sektor zum BIP, Juni 2023

Viele Wachstumstreiber, die Investitionen anziehen
Eine breit angelegte Infrastrukturentwicklung mit den Schwerpunkten Kapazitätssteigerung, Dekarbonisierung und selbsttragende Geschäftsmodelle wird zur Norm. So hat Mumbai Investitionen in Höhe von 40 Milliarden US-Dollar bewilligt, um den Verkehr zu entlasten und zu dekarbonisieren sowie die Wasseraufbereitung und -qualität zu verbessern. Zugleich plant die Stadt ein U-Bahn-Netz mit 14 Linien – drei sind bereits in Betrieb, fünf befinden sich im Bau und die restlichen sechs sind in der Planungsphase mit geschätzten Kosten von insgesamt 14 Milliarden US-Dollar.
Investitionen werden im ganzen Land ausgerollt. Über die wirtschaftlich stärksten Bundesstaaten wie Gujarat, Maharashtra, Karnataka und Tamil Nadu hinaus ist eine Bewegung nach Rajasthan und Uttar Pradesh festzustellen. Niedrige Lohnkosten und die Verfügbarkeit von qualifizierten Arbeitskräften begünstigen verstärkte Investitionen in diesen Bundesstaaten.
Die elektronische Mauterhebung und die Einführung einer nationalen Mobilitätskarte schaffen für Investoren mehr Sicherheit und verringern das Risiko politischer Einmischung in Projekte der Straßen- und Schieneninfrastruktur. Die Schaffung von sich selbst tragenden Geschäftsmodellen im Verkehrsbereich setzt derweil einen positiven Kreislauf von Infrastrukturinvestitionen in Gang.