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Indien Bösenkurse wackeln vor Parlamentswahl

Investoren warten gespannt auf das Ergebnis der indischen Parlamentswahl, die insgesamt fünf Wochen andauert. Die Auszählung findet am 23. Mai statt, und die entscheidende Frage ist: Werden Premierminister Narendra Modi und seine BJP-Partei ausreichend Wähler von sich überzeugen können, um die Mehrheit im Parlament zu behalten und wirtschaftsfreundliche Reformen fortzusetzen?

Nick Grace, Portfoliomanager bei Capital Group, beschäftigt sich mit dieser Frage und analysiert den indischen Markt. Seiner Meinung nach wird der Ausgang der Wahl die Stimmung in Schwellenländern stark beeinflussen. Zwar habe Modi nicht alle Erwartungen erfüllt, Investoren hätten aber dennoch bisherige Fortschritte gewürdigt. Trotz ungleichmäßigen Wachstums und schwankender Ölpreise haben indische Aktien den Benchmark-Index der Schwellenländer übertroffen.

Indiens Wirtschaft ist im Wandel

Indiens Wirtschaft befindet sich schon seit einigen Jahren im Wandel. Um diesen aufrechtzuerhalten muss Modi seine Reformpolitik fortsetzen. Der Premierminister hat bereits ein Konkursrecht eingeführt, um faule Kredite im Bankenwesen besser zu erkennen. Außerdem hat er Indiens ineffizientes Steuersystem auf föderaler Ebene durch eine nationale Umsatzsteuer ersetzt.

Modi hat jedoch auch ordentlich Gegenwind bekommen. Seine abrupte Entscheidung im November 2016, 86 Prozent der Landeswährung zu entwerten, erntete Kritik. Er wollte damit die Korruption bekämpfen und die Steuerbasis des Landes erhöhen.

Im Ergebnis könnte Modi bei der Wahl von der Bevölkerung weniger Unterstützung für seine Reformen erhalten, als dies noch beim letzten Urnengang der Fall war. Verschiedene Ausgänge, von einem absoluten Wahlsieg über eine Koalitionsregierung bis hin zu einer Niederlage Modis, erscheinen Grace als realistisch. „Eine gesunde Mehrheit für Modis Partei BJP ohne den Zwang eine Koalition einzugehen, ist meiner Meinung nach der beste Ausgang für die Märkte.“ Dennoch sollten sich Investoren auf volatile Börsen vorbereiten.

Trotz Unsicherheiten in Indien investieren

Durch ökonomische Disruptionen und hohe Ölpreise seien Investments in zyklische Unternehmen in der Vergangenheit schwer gewesen. Insgesamt seien die Bewertungen indischer Aktien für Anleger herausfordernd, so Grace. „Indische Aktien werden mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 18,2 gehandelt. Im Vergleich zur Benchmark des Indexanbieters MSCI sind indische Aktien teuer – hier liegt das Verhältnis bei 11,8“, sagt Grace. Der Portfoliomanager empfiehlt deshalb in Unternehmen zu investieren, die nicht vom Ausgang der Wahl beeinflusst werden. Beispielhaft dafür sei der Mischkonzern Reliance Industries. Mit der Einführung des Mobilfunkdienstes Jio im Jahr 2016 hat Reliance Industries den indischen Telekommunikationssektor belebt. Heute ist Jio mit 306 Millionen Kunden einer der größten Mobilfunkanbieter in einem Land, in dem die Nutzung von Mobiltelefonen voraussichtlich erheblich zunehmen wird.

Das neueste Vorhaben von Reliance ist eine mobile Plattform, die Produzenten mit Einzelhändlern und Konsumenten verbinden soll. Diese Initiative befindet sich zwar noch in einem frühen Stadium, verspricht aber ebenfalls vielversprechende Wachstumschancen.

Grace zufolge wird Indiens Wirtschaft darüber hinaus stark von amerikanischen Konzernen wie Amazon oder Walmart beeinflusst. Sie drängen auf den indischen Markt und könnten so den Einzel- und Online-Handel revolutionieren, der aktuell noch zu großen Teilen auf traditionellen Vertriebskanälen wie Nachbarschaftsläden und Produzentenmärkten beruht. Dieser Markt wird mit einer Größe von 800 Milliarden US-Dollar beziffert. Zwar will die Regierung indische Unternehmen durch Regulierungen des Online-Handels schützen, allerdings war Modi schon immer ein Befürworter der Digitalisierung und die amerikanischen Investitionen sind umfangreich. Amazon hat zugesagt, 5 Milliarden US-Dollar zu investieren und Wallmart hat für 16 Milliarden US-Dollar eine Mehrheitsbeteiligung an einem indischen Online-Händler erworben.

„Unternehmen wie Reliance, Amazon und Wallmart verfolgen Strategien, die den indischen Markt grundlegend restrukturieren könnten. Mögliche Folgen sind in erster Instanz niedrigere Preise, effizientere Lieferketten und weniger Müll sowie in zweiter Instanz eine niedrigere Inflation und geringere Zinsen“, sagt Grace.

Anlagechancen im Bankensektor

Ebenfalls positiv bewertet Grace den Bankensektor. Mit HDFC und Kotak Mahindra sieht er zwei Privatbanken, die in der Vergangenheit rasant gewachsen sind, über ein gutes Management verfügen und qualitativ hochwertige Kreditvergabestandards haben. „Sie sollten ihren Marktanteil weiter ausbauen können“, sagt Grace. Außerdem sollte das neue Konkursrecht das Kreditsystem und die Unternehmensführung weiter stärken.  „Bereits jetzt sind deutliche Verbesserungen zu erkennen.“

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