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Mag 7: Zu hohe Titelkonzentration in einigen Indizes

Noch vor wenigen Jahren hatten die 493 Aktien, die nicht zu den Glorreichen Sieben gehören, ein Gewicht von rund 85 Prozent im S&P 500. Inzwischen sind es nur noch 67 Prozent. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass sich die Gewichtung der Mag 7 von 15 auf heute 33 Prozent mehr als verdoppelt hat. Auch daran lässt sich ablesen, wie stark Alphabet, Amazon und Co. die Wall Street in den vergangenen Jahren nach oben gezogen haben.
Anleger, die in der jüngeren Vergangenheit nicht auf Künstliche Intelligenz gesetzt haben, haben hochattraktive Anlagechancen verpasst. Doch jetzt könnte das Pendel umschlagen. US-Tech ist seit Jahresanfang nicht mehr richtig gut gelaufen. Defensive Bereiche wie Financials, Telekom oder Healthcare haben dagegen den Markt outperformt, sind aber deutlich geringer gewichtet als die Mag 7.
Durch den rasanten Kursanstieg der großen US-Technologietitel in den vergangenen Jahren haben auch die Risiken spürbar zugenommen. Anleger, die den S&P 500 per ETF kaufen, was ja zugegebenermaßen einfach und kostengünstig ist, holen sich ein veritables Klumpenrisiko ins Depot. Zudem ist der amerikanische Standardwerte-Index seit dem Jahr 2021 um fast 70 Prozent gestiegen. Die Gewinne der 500 Indexwerte haben aber nur um 32 Prozent zugenommen, also nicht einmal halb so stark.
Das hat den Index stark verteuert. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis des S&P 500 notiert so hoch, wie in kaum einer anderen Phase der vergangenen 30 Jahre. Allein seit dem Jahr 2022 ist das KGV um mehr als 20 Prozent gestiegen. Der freie Cashflow der Unternehmen ist in diesem Zeitraum dagegen um fast 3 Prozent gesunken.
KI erfordert enorme Investitionen
Diese gegenläufige Entwicklung lässt sich erklären. KI kostet enorm viel Geld, das vor allem für Rechenzentren mit Hochleistungschips und sonstige KI-Infrastruktur benötigt wird. Das Stargate-Projekt von Donald Trump soll in den kommenden Jahren 500 Milliarden Dollar in Infrastruktur für KI investieren und 100.000 neue Hightech-Arbeitsplätze schaffen. Allein die Google-Mutter Alphabet erhöht in diesem Jahr ihre Investitionen um glatt die Hälfte auf 75 Milliarden Dollar.
Die entscheidende Frage lautet: Wann werden sich diese riesigen Ausgaben amortisieren und wann werden die Mag 7 damit Geld verdienen? Nvidia ist das bislang glänzend gelungen. Die übrigen Mag 6 haben in den zurückliegenden Jahren jedes Quartal mit ihren Bestellungen bei dem Spezialisten für Hochleistungs-Halbleiter für steigende Umsätze gesorgt. Doch dieser Trend scheint sich derzeit umzukehren.
Die Orders der Mag 6 bei Nvidia dürften in diesem Jahr rückläufig sein, prognostizieren Experten. Jetzt muss der Chip-Spezialist zeigen, ob andere Kunden in die Bresche springen und weiter für steigende Verkaufserlöse sorgen. Angesichts der hohen Preise für die KI-Hochleistungschips sind zumindest Zweifel angebracht.
KI - Umsätze überschätzt oder Aktien zu teuer
KI wird sicherlich ähnlich wie das Internet vor 25 Jahren die Wirtschaft und das Leben der einzelnen Menschen tiefgreifend verändern. Dennoch sind manche Prognosen mit einem Fragezeichen zu versehen. Nvidia hat seinen Umsatz im vergangenen Jahr um 126 Prozent auf knapp 61 Milliarden Dollar gesteigert. Geht es annähernd in diesem Tempo weiter, sind in diesem Jahr 120 Milliarden Dollar Umsatz denkbar.
Dies entspräche etwa der Hälfte der für 2025 prognostizierten Investitionen in Rechenzentren, die auf 250 Milliarden US-Dollar geschätzt werden. Unter der Annahme, dass die Betreiber dieser Datencenter mit einer Bruttomarge von 50 Prozent arbeiten, müssten sie rund 500 Milliarden Dollar umsetzen, um diese Investitionen zu amortisieren. Der KI-Umsatz von Hyperscalern wie Alphabet, Meta, Bytedance oder Alibaba wird jedoch nur auf 100 Milliarden Dollar geschätzt.
Es klafft also eine Lücke von 400 Milliarden Dollar, damit diese Rechnung aufgeht. Vereinfacht ausgedrückt bedeutet dies, dass der Markt entweder die KI-Umsätze falsch - und zwar deutlich zu niedrig - einschätzt. Oder die entsprechenden Aktien sind zu teuer. Selbst wenn die Wahrheit in der Mitte liegt, deutet dies darauf hin, dass es bei den KI-gehypten Aktien zu einer deutlichen Korrektur kommen könnte.
Es ist nicht neu, dass die Aktienmärkte zu Übertreibungen neigen. Es kann also durchaus sein, dass die Mag 7 noch einmal einen Kursschub bekommen und eine Zeit lang weiter steigen. Rund ein Drittel der Anlage wie im S&P 500 auf diese „Wette“ zu setzen, erscheint aber zu riskant. Als Alternative bieten sich Aktien an, die in der jüngeren Vergangenheit eher enttäuscht haben - zum Beispiel aus den Bereichen europäische Energie oder Pharma.

Über den Autor:
Michael Wittek leitet das Portfoliomanagement bei Albrecht, Kitta & Co. Bei dem Hamburger Finanzdienstleister ist er für die Anlagestrategie der Vermögensverwaltung verantwortlich.