Indonesien: Das Land mit seinen 270 Millionen Einwohnern auf rund 17.500 Inseln sollte bereits 2020 Partnerland der Hannover Messe werden, der Weltleitmesse der Industrie. Doch die Leistungsschau indonesischer Unternehmen wurde aufgrund der Pandemie auf dieses Jahr vertagt – Anfang April ist wegen der steigenden Infektionszahlen jedoch wieder nur eine digitale Veranstaltung möglich.
Jeder zweite Indonesier unter 30 Jahre alt
Das Land, dessen größte Ausdehnung vom östlichsten Teil zum westlichsten Teil über 5.100 Kilometer beträgt, ist vielen nur als Reiseziel ein Begriff, man kennt die Hauptinseln Java mit der Hauptstadt Jakarta und Sumatra, Borneo, Sulawesi, Neuguinea und natürlich Bali. Der viertbevölkerungsreichste Staat der Welt hat allerdings das Zeug, auch im Hinblick auf die Wirtschaft ein bevorzugter Anlaufpunkt zu werden: Die Hälfte der Indonesier und Indonesierinnen ist unter 30 Jahre alt. Menschen über 60 Jahre machen nur 10 Prozent der Bevölkerung aus. Indonesien verfügt damit über ein enormes Potenzial an jungen Arbeitskräften.
Und die sind kräftig am Rackern: Mit einem Handelsüberschuss von 2 Milliarden US-Dollar im Februar, der unter anderem mit steigenden Preise für die Preise wichtiger Rohstoffpreise wie Eisen, Stahl und Rohöl zusammenhängt, erholt sich Indonesien allmählich von der Pandemie. Es war der zehnte Monat in Folge mit einem Handelsüberschuss seit Mai 2020. Die monatlichen Handelsüberschüsse, die sich aus einer stärkeren Erholung der Exporte bei schwächerer Importnachfrage ergeben, helfen dem Land zwar dabei, sein Leistungsbilanzdefizit zu verringern. Dennoch dürften die Importe im zweiten Halbjahr 2021 vor dem Hintergrund eines beschleunigten Wirtschaftswachstums durch einen stärkeren Inlandskonsum und steigende Anlageinvestitionen anziehen.
Mustergültige Finanzpolitik
„Wenn man weiß, wie etwas zu würzen ist, wird selbst aus einem kleinen Fisch eine Makrele“: Alte indonesische Sprichwörter wie dieses haben sich in den heutigen modernen Zeiten überlebt. Denn auch mit Blick auf die Finanzpolitik steht das Land mustergültig da: Die Regierung orientiert sich an den sogenannten Maastricht-Kriterien der Europäischen Union. Mit seiner niedrigen Staatsverschuldung von 30,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), einer Neuverschuldung von 2,2 Prozent des BIP und einer Inflationsrate von 2,8 Prozent schneidet Indonesien dabei besser ab als zahlreiche EU-Peripheriestaaten.
Neugierig geworden?
Für die weitere wirtschaftliche Entwicklung hat das Land umfassende Reformen auf den Weg gebracht: Wirtschaft und Exporte sollen diversifiziert, die Fertigungstiefe der Industrie gesteigert, die Kaufkraft der Indonesier und Indonesierinnen erhöht und der Wirtschaftsstandort optimiert werden. Gewaltige Investitionen in die Infrastruktur, erneuerbare Energien, das Bildungssystem und den Bürokratieabbau gehen damit einher.
Demgegenüber stehen jedoch eine mangelhafte Infrastruktur, verbreitete Korruption und noch niedrige Auslandsinvestitionen. Doch die Regierung um Staatschef Joko Widodo ist bereit zu handeln: Vor zwei Jahren hat sie beschlossen, den Regierungssitz bis 2024 von Jakarta in die Region Ostkalimantan zu verlegen. Grün und nachhaltig soll die neue Stadt werden, und gleichzeitig die wirtschaftliche Entwicklung jenseits der Hauptinsel Java stärken. Investitionen von umgerechnet rund 33 Milliarden US-Dollar sind mit der Neuplanung des Regierungssitzes verbunden, die Gelder sollen in Bereiche wie Transport, Telekommunikation, Wasserversorgung, Abfallmanagement und Gesundheitsversorgung fließen.