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Inflation: 6 Prozent können es schon werden

Stephan Albrech
Stephan Albrech
Die Inflation in Deutschland muss steigen, wenn die Eurozone gesunden soll - und zwar sehr deutlich. Davon ist der Internationale Währungsfonds (IWF) überzeugt.

Anleger müssen sich daher gut überlegen: Wie halte ich es mit Spareinlagen und Anleihen? Denn die wenigsten dieser Anlagen können dem Sturm der Geldentwertung trotzen.  

Olivier Blanchard, Chefökonom des IWFs, schlug jüngst erfreulich klare Töne an: Die Eurozone kann ihre Probleme auf Dauer nur lösen, wenn Deutschland eine höhere Inflation hinnimmt. Wohlgemerkt nicht 2,5 bis 3 Prozent.

Nein, Blanchard sprach von 5 oder 6 Prozent im Jahr. Sein Argument: Nur dann haben die Krisen-Länder in der Europäischen Union eine Chance, ökonomisch wieder auf die Füße zu kommen. Falls nicht, drohe ihnen eine „sehr hohe Deflation“.

Dank für die offenen Worte

Dazu kann ich nur sagen: Danke! Endlich bringt ein Vertreter des politischen Establishments auf den Punkt, was unsere Vermögensverwaltung schon lange umtreibt.

Wie Ende der 70er-, Anfang der 80er-Jahre soll es also werden. Damals litt die Deutsche Mark an Schwindsucht: die Kaufkraft des Geldes sank jährlich um 5 bis 6 Prozent.

Nun stellt sich die 100.000-Euro-Frage: Was heißt das für die 4,6 Billionen Euro Geldvermögen, die die Privathaushalte hierzulande auf die Seite gelegt haben?

Drei Billionen in Anleihen und Spareinlagen

Nach Angaben der Bundesbank liegen knapp 2 Billionen Euro auf Geldkonten und in Termingeldern sowie Spareinlagen. Weitere 1,4 Billionen Euro verwalten die Versicherer, die den allergrößten Teil in Staatsanleihen angelegt haben. Das zeigen die stetig sinkenden Garantiezinsen der Lebensversicherer. Und knapp eine Billion Euro steckt in Aktien, Investmentfonds und festverzinslichen Wertpapieren, wobei auf Anleihen inklusive Fonds vermutlich eine halbe Billion Euro entfällt.

Das bedeutet, dass über drei Viertel des Geldes in Produkten steckt, die von einem hohen Anstieg der Inflation zum Teil extrem negativ betroffen wären.

Finger weg von Staatsanleihen

Am härtesten würde es lang laufende Anleihen und Spareinlagen treffen. Konkret: Bei einem Zins von 2 Prozent für eine Bundesanleihe und einer jährlichen Inflation von 6 Prozent bekommt der Anleger jedes Jahr 200 Euro vor Steuern ausbezahlt. Doch die reale Kaufkraft schmilzt mit einer jährlichen Rate von minus 4 Prozent.

Am Ende der zehn Jahre hat unser Anleger zwar 12.000 Euro auf dem Konto, doch die Dinge sind so teuer geworden, dass er sich dafür so viel leisten kann wie aktuell für rund 6.600 Euro – und das auch noch vor Steuern!

Fazit: Lassen Sie die Finger von lang laufenden Anleihen, auch aus dem Unternehmenssektor, sowie von Spareinlagen mit Laufzeiten von zwei Jahren und mehr.

Auch bei Lebensversicherungen sollte man skeptisch sein, da diese in vermeintlich sichere Staatsanleihen investieren. Überlegen Sie, ob es sinnvoll sein könnte, die Versicherung beitragsfrei zu stellen oder gar zu kündigen.