„Inflation als Preis für Europa ist ein zu hoher Preis“
In den USA gab es den Notenbankpräsidenten Paul Volcker, der Ende der 70er Jahre eine ungewöhnlich restriktive Politik durchsetzte und damit die Inflationserwartungen brach. Er hob die kurzfristigen Zinsen trotz schwacher Konjunktur bis auf zweistellige Höhe an. Man kann also Liquidität einsammeln, wenn man nur will und die damit verbundenen Schmerzen in Kauf nimmt.
Entscheidend war, dass die Zinsen, zu denen der Staat Geld aufnahm, nicht höher als die Geldentwertung waren. Das ist die sogenannte "Repression Economics", an die auch heute wieder gedacht wird. Für den Anleger bedeutet das freilich auch einen Kapitalverlust.
Kurzfristig erleben wird derzeit wegen höherer Öl- und Nahrungsmittelpreise eine leichte Beschleunigung der Geldentwertung. Sie ist ärgerlich, insgesamt aber noch erträglich. Mittelfristig wird es durch die jüngsten Maß-nahmen der EZB (und auch der Federal Reserve) gefährlicher. Dies auch wegen der weltweiten politischen Spannungen, die die Rohstoffmärkte anheizen können.
Als zündender Funke für eine größere Inflation fehlt nur noch eine gute Konjunktur. Sie ist bisher nicht erkennbar, wird sich aber irgendwann einstellen. Spätestens dann muss die Geldpolitik umschalten. Langfristig gibt es vor allem in Amerika Tendenzen, das Stabilitätsziel wegen der „Repression Economics“ nicht mehr so eng zu definieren. Der Internationale Währungsfonds plädiert eher für 4 bis 6 Prozent Preissteigerung pro Jahr als für 2 Prozent. Die EZB kann sich solchen Tendenzen sicher nicht ganz entziehen. Bleiben Sie bei langfristigen Anlagen also auf der Hut.