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Inflation, Anleihen, Politik „Fliegt uns der Euro um die Ohren, Herr Bosomworth?“

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Wie lautet die Antwort?

Bosomworth: Die Rendite über zehn Jahre wird ein bisschen steigen, dann aber im Großen und Ganzen gleichbleiben. Die Zinskurve in Amerika wird sich verflachen, auch in Europa, wenn die ersten EZB-Zinserhöhungen näher rücken.

Trumps Steuerreform kostet eine Billion Dollar zusätzlich, die er über Schulden refinanziert. Das werden die Gläubiger nicht zu 3 Prozent mitmachen.

Bosomworth: Ja, das kann stimmen. Allerdings kann die Währung das wieder abmildern. Die Amerikaner können über den abwertenden Dollar das Defizit finanzieren.

Was aber wieder die Inflation steigen lassen würde.

Bosomworth: Über die teureren Importwaren. Das würde passieren, und dann würde die Notenbank wieder eingreifen.

Könnten die USA pleitegehen?

Bosomworth: Nicht, solange Geld- und Fiskalpolitik mehr oder weniger aus einer Hand kommen. Zumindest im Vergleich zur Eurozone. Die Zentralbank kann in den USA vieles finanzieren, sie wird die Anleihen kaufen.

Und die Wirtschaft?

Bosomworth: Wir schätzen die Gefahr einer Rezession in den USA in den kommenden zwei bis drei Jahren auf 70 Prozent.

Und Deutschland geht mit?

Bosomworth: Bei einem Leistungsbilanzüberschuss von mehr als 8 Prozent? Ganz sicher. Wir hängen viel zu sehr vom globalen Wirtschaftswachstum und vom Handel ab.

Dann würde ich Unternehmensanleihen lieber nicht anfassen.

Bosomworth: Wir legen die Latte für Neukäufe etwas höher und halten mehr Liquidität vor. Die Ausfallraten werden steigen. Wir sind am Ende des Aufschwungs, und die Abkühlung wird kommen. Es bleibt nur die Frage, wann. Das lässt sich schwer beantworten. Und Wirtschaft und Finanzmärkte bleiben nun mal stark vernetzt. Wir sehen zwar nicht überall fallende Kurse. Aber wir müssen sehr achtsam sein, was wir nun kaufen.

Was kaufen Sie, was meiden Sie?

Bosomworth: Man muss bei Neuemission sehr aufmerksam die Bedingungen lesen, die sogenannten Covenants. Bei den Geschäftsmodellen prüft man, wie robust sie in Rezessionen sind. Man kann auf besicherte Anleihen ausweichen und auf solche, bei denen die Zahlungsströme gesichert und an bestimmte Einnahmen gekoppelt sind. Zum Beispiel Asset Backed Securities und Mortgage Backed Securities, hinter denen immer Kredite in ähnlicher Höhe stehen. Speziell in Europa gibt es noch die besicherten Covered Bonds. Wobei ich zugebe, dass dort nicht mehr viel zu holen ist. Auch bei unseren nordischen Nachbarn in Dänemark ist die Qualität sehr hoch, wenn auch die Renditeprämien sehr dünn geworden sind. Deutsche Anleger sind nicht die ersten, die die dänischen Hypotheken-Anleihen entdeckt haben.

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