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Inflation und Stagflation Arbeitskosten in Deutschland ziehen an

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EZB-Chef Mario Draghi dürfte hingegen versuchen, die Zinserwartungen weit nach hinten zu schieben, analysiert die Commerzbank in einer aktuellen Lagebeschreibung: „Schließlich bleibt die Kerninflation in den kommenden Monaten voraussichtlich noch sehr niedrig, und Wirtschaftsindikatoren haben sich eingetrübt.“

Tatsächlich setzt sich die Reihe schwacher Konjunkturdaten aus Deutschland und der Eurozone aktuell fort. Nach schwachen Auftragseingängen hat nun auch die deutsche Industrieproduktion enttäuscht. Sie sank im April um 1 Prozent gegenüber dem Vormonat. Volkswirte hatten einen Anstieg von 0,3 Prozent erwartet.

Weil in den vergangenen Wochen europaweit Indikatoren Belastungen anzeigten, kochten seit Ende April bei den Marktteilnehmern schnell Sorgen um die Stabilität der Eurozone wieder hoch. Der Euro spiegelte diese generelle Beunruhigung, indem er binnen acht Wochen zum US-Dollar von 1,23 auf 1,15 im Tief absackte. Die Aussicht auf einen Ausstieg aus der expansiven Geldpolitik der EZB hat die Gemeinschaftswährung Anfang Juni wieder stabilisiert. Derzeit notiert das Währungspaar bei 1,18.

Großbritannien nimmt das Dilemma der EZB vorweg

Wie schleppend die Inflationsentwicklung in der Eurozone verläuft, zeigt der Blick nach Großbritannien: Die Inflationserwartungen der Verbraucher für die kommenden 12 Monate liegen hier bei 2,9 Prozent, nach dem gleichen Wert von 2,9 Prozent im Vormonat.

Dessenungeachtet hatte die Bank of England Mitte Mai auf einen seit Monaten vorbereiteten Zinsschritt verzichtet. Zuvor hatten sich die wirtschaftlichen Daten zu sehr verschlechtert, um eine Anhebung des Leitzinses um einen Viertelprozentpunkt zu rechtfertigen. Der Leitzins der britischen Notenbank klebt infolgedessen weiterhin bei 0,5 Prozent. Die Inflation wird erst einmal in Kauf genommen. Aktuell steigen die Verbraucherpreise laut Messung des britischen Statistikamts ONS monatlich um 2,4 Prozent.

Eine ähnliche Politik des Stillhaltens dürfte sich angesichts der schwachen Konjunkturdaten im Euroraum auch im Fall der EZB abzeichnen. Daraus könnte sich für die kommenden Monate eine unangenehme Folge ergeben: Das Wirtschaftswachstum in der Eurozone schwächelt – während die Inflation steigt. Das gefährliche Phänomen der Stagflation liegt in der Luft.  

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