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„Inflation? Deflation? Wir stellen uns flexibel auf“

Flemming Larsen
Flemming Larsen
DAS INVESTMENT: Ihr Stable Strategy Fund läuft seit rund vier Jahren recht stabil nach oben. Was ist das Anlageziel?

Flemming Larsen:
Er gehört zu einer Familie von sechs Strategiefonds mit verschiedenen Risiko-Rendite-Profilen. Sie investieren in eine jeweils unterschiedliche Mischung aus traditionellen Anleihen, Unternehmens- und Emerging-Markets-Anleihen sowie Aktien. Ziel ist, jeweils die Benchmark zu schlagen. Der Stable Strategy Fund ist nach dem Income Strategy Fund der zweitrisikoärmste Fonds der Familie.

Der Aktienanteil darf beim Stable Strategy Fund 0 bis 40 Prozent betragen. Nutzen Sie die Bandbreite?

Larsen:
Wir haben den Aktienanteil noch nie bei null gehabt. Zurzeit liegt er bei etwa 30 Prozent, also höher als die neutrale Gewichtung von 20 Prozent. Es zählt das Gesamtrisiko des Fonds. Da wir auch Unternehmensanleihen und Emerging-Markets-Bonds übergewichtet haben, werden wir Aktien zurzeit nicht noch höher gewichten. Sollte die Inflation anziehen, würden wir die Anleiheseite herunterfahren und das Risiko stärker auf Aktien verlagern. Dann könnte die Aktienquote weiter steigen.

Da Sie in den vergangenen fünf Krisenjahren nicht zu Cash gegriffen haben: Gibt es denn überhaupt ein Szenario, in dem sie es einsetzen würden?

Larsen:
Nur bei wirklich hoher Inflation. Bisher haben wir verstärkt traditionelle Bonds als sicheren Hafen angesteuert. Wir wissen nicht, in welche Welt wir uns hineinbewegen. Möglich sind japanische Verhältnisse mit Deflation und niedrigem Wachstum. Aber auch, dass die Inflation durch hohe Liquidität steigt, die die Notenbanken in die Märkte pumpen. Daher bleiben wir flexibel aufgestellt.

Was heißt das? Kaufen Sie Titel, die in beiden Szenarien profitieren würden?

Larsen:
Flexibel heißt, dass wir mit kurzfristigem Fokus investieren. Zurzeit übergewichten wir risikoreichere Anlagen wie Aktien, Emerging-Markets-Bonds und Unternehmensanleihen. Bei traditionellen Anleihen hingegen haben wir ein deutliches Untergewicht. Das basiert auf unserer aktuellen Markteinschätzung, die sich schnell ändern kann.

Auf der Aktienseite kaufen wir Titel, die sowohl in einer inflationären als auch deflationären Welt gut dastehen. Dies sehen wir bei attraktiv bewerteten Qualitätsunternehmen mit starker Gewinndynamik.

Geben Sie ein Beispiel?

Larsen:
Wir haben derzeit ein Übergewicht bei Technologiefirmen wie Oracle oder Microsoft. Diese betrachten wir als defensiv. Sie erwirtschaften viel Cash und haben viel Cash auf der Bilanz. Andererseits reagieren sie zyklisch auf die Märkte. Wenn der Investitionszyklus in Europa und den USA wieder anzieht, profitieren Technologieunternehmen.

Wie wählen Sie die Titel aus?

Larsen:
Am wichtigsten ist die Aufteilung des Vermögens auf die einzelnen Asset-Klassen. Grundlage dafür sind makroökonomische Daten, Bewertungen und Risikoindikatoren. Bei der Titelauswahl vertraut Jyske seit zehn Jahren auf den gleichen Investmentprozess, der verschiedene Ansätze kombiniert. Wir suchen nach Unternehmen, die Value und Momentum bieten. Das gilt im Übrigen auch für die Anleiheseite. Wir versuchen nicht, die Entwicklung der Märkte zu erraten. Wir kaufen, wenn wir sehen, dass der Kurs anzieht.

Werfen wir einen Blick zurück. 2008 hat der Stable Strategy Fund mehr als die Benchmark verloren.

Larsen:
Damals hatten wir Aktien aus den Emerging Markets und zyklische Aktien übergewichtet. Der Einbruch an den Aktienmärkten hat uns voll erwischt.

2009 haben Sie dann ein Risk-Overlay-Management eingeführt. Wie funktioniert das genau?

Larsen:
Risikomanagement war schon immer ein Teil des Portfoliomanagements. Nach 2008 haben wir es erweitert. Wir hatten erkannt, dass unser Ansatz bei großen Veränderungen im makroökonomischen Umfeld gefährdet ist. Das Risk-Overlay-Management hilft uns, solche Perioden rechtzeitig zu erkennen, damit wir das Risiko reduzieren können. Im zweiten Halbjahr 2011 hat es gut funktioniert. Nach der Abwertung der USA durch Moody’s hat uns das Risk-Overlay sofort signalisiert, Risiko rauszunehmen.

Jyske sitzt in Silkeborg in Mitteljütland. Ist das ein Standortvor- oder Nachteil?

Larsen:
Wir sehen es als klaren Vorteil. Beim heutigen Informationsüberangebot macht es ein Sitz außerhalb der großen Finanzzentren einfacher, seine eigene Überzeugung zu haben und an seiner Anlagephilosophie festzuhalten. Bei uns gibt es keine Starmanager, alle Fonds werden im Team gemanagt. Wir lagern auch nicht Teile des Managements aus. Das gesamte Team sitzt in Silkeborg: Wir haben damit alle Informationen im Haus.

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