Volkswirt Jörg Zeuner
Die Notenbanker sind nicht aus dem Schneider
Jörg Zeuner ist Chefvolkswirt von Union Investment. Foto: Union Investment
In Deutschland sinken die Preise deutlich. Jörg Zeuner von Union Investment erklärt, warum Notenbanker ihre strikte Geldpolitik dennoch beibehalten dürften.
Die Inflation sinkt in Deutschland weiter. Nach 7,2 Prozent im April fiel sie im Mai deutlich auf 6,1 Prozent im Vorjahresvergleich. Aus Verbrauchersicht besonders erfreulich ist, dass vor allem Energie und Lebensmittel im Monatsvergleich günstiger geworden sind. Das zeigt sich etwa am starken Preisverfall bei Gas.
Der Preisdruck lässt aber auch in vielen anderen Posten des Warenkorbes nach. Die Kerninflation dürfte ihren Höhepunkt überschritten haben. Angebot und Nachfrage kommen grundsätzlich in ein besseres Gleichgewicht. Es gibt zwar Ausreißer nach oben im Dienstleistungsbereich wie bei Flugtickets oder Pauschalreisen. Mehr als kompensiert wurden diese Preissteigerungen im Mai aber durch den preisdämpfenden Effekt des 49-Euro-Deutschlandtickets.
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Die Inflation sinkt in Deutschland weiter. Nach 7,2 Prozent im April fiel sie im Mai deutlich auf 6,1 Prozent im Vorjahresvergleich. Aus Verbrauchersicht besonders erfreulich ist, dass vor allem Energie und Lebensmittel im Monatsvergleich günstiger geworden sind. Das zeigt sich etwa am starken Preisverfall bei Gas.
Der Preisdruck lässt aber auch in vielen anderen Posten des Warenkorbes nach. Die Kerninflation dürfte ihren Höhepunkt überschritten haben. Angebot und Nachfrage kommen grundsätzlich in ein besseres Gleichgewicht. Es gibt zwar Ausreißer nach oben im Dienstleistungsbereich wie bei Flugtickets oder Pauschalreisen. Mehr als kompensiert wurden diese Preissteigerungen im Mai aber durch den preisdämpfenden Effekt des 49-Euro-Deutschlandtickets.
Das 2-Prozent-Ziel ist noch weit entfernt
Die nun wieder intakten globalen Lieferketten und die schwache Konjunktur dämpfen auch mit Blick nach vorne den Inflationsdruck. Für die Europäische Zentralbank (EZB) bedeutet das aber trotzdem keine echte Entspannung. Der Weg zurück auf die alte Inflations-Zielmarke von rund 2 Prozent ist lang. Ein schnellere Rückkehr verhindert einerseits der immer noch robuste Arbeitsmarkt mit entsprechenden Lohnsteigerungen und andererseits die besser als erwartete Verteidigung der Gewinnmargen durch Unternehmen.
Hinzu kommt, dass zwischen Juni und August der im Vorjahr preisdämpfende Effekt des Neun-Euro-Tickets wegfällt und dadurch die Kerninflation vorübergehend sogar wieder steigen könnte. Deswegen besteht das Risiko, dass die EZB nicht nur bis Juli, sondern darüber hinaus an der Zinsschraube drehen wird.
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