Chefvolkswirt Thorsten Polleit
So entsteht Inflation

Chefvolkswirt Thorsten Polleit
Die Inflation – damit ist das fortgesetzte Ansteigen der Güterpreise auf breiter Front gemeint – ist eine üble Sache für die meisten Menschen. Die Inflation setzt die Kaufkraft des Geldes und der Ersparnisse herab, macht die Menschen ärmer. Obwohl man fleißig und gewissenhaft arbeitet, schwindet die Kaufkraft des Geldes, das man für seine Mühen erhält. Die Inflation fügt – wenn sie sehr hoch au...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Die Inflation – damit ist das fortgesetzte Ansteigen der Güterpreise auf breiter Front gemeint – ist eine üble Sache für die meisten Menschen. Die Inflation setzt die Kaufkraft des Geldes und der Ersparnisse herab, macht die Menschen ärmer. Obwohl man fleißig und gewissenhaft arbeitet, schwindet die Kaufkraft des Geldes, das man für seine Mühen erhält. Die Inflation fügt – wenn sie sehr hoch ausfällt – einer Volkswirtschaft ganz besonders schweren Schaden zu, kann sie sogar ruinieren. Die Währungsgeschichte ist voll von Beispielen.
Die Antwort auf diese Frage wird von vielen Politikern, Bürokraten, Zentralbankräten und die ihnen zuarbeitenden Hauptstrom-Ökonomen gern im Unklaren gelassen, ja nicht selten umgangen, wie der Teufel das Weihwasser scheut. Ökonomisch gesehen fällt die Antwort allerdings eindeutig aus: Inflation ist immer und überall ein monetäres Phänomen. Sie hat also etwas mit Geld zu tun. In einer reinen Tauschwirtschaft, in der es kein Geld verwendet wird, gibt es so etwas wie Inflation nicht.
Dass Inflation – verstanden als das fortgesetzte Ansteigen der Güterpreise auf breiter Front – immer und überall ein monetäres Phänomen ist, ist nicht schwer zu verstehen. Dazu muss man nur drei Dinge wissen.
Erstens: Geld ist ein Gut wie jedes andere Gut auch. Was es auszeichnet, ist, dass es das marktfähigste, das liquideste Gut von allen ist. Geld lässt sich besser als andere Güter gegen alle anderen Güter eintauschen. Zweitens: Geld ist kein Konsumgut, und es ist auch kein Produktionsgut, es ist vielmehr das Tauschgut. Geld hat dabei übrigens nur eine Funktion: die Tauschmittelfunktion. Wertaufbewahrungs- und Recheneinheitsfunktion sind lediglich Unterfunktionen der Tauschmittelfunktion. Drittens – und das ist ganz wichtig: Die Wertbestimmung eines Gutes unterliegt dem Gesetz des abnehmenden Grenznutzens. Was besagt es?
Das Gesetz vom abnehmenden Grenznutzen besagt zweierlei. Zum einen besagt es, dass der Mensch einen größeren Gütervorrat einem kleineren vorzieht. Denn ein größerer Gütervorrat erlaubt es ihm, mehr Ziele zu erreichen als ein kleinerer Gütervorrat. Zum anderen besagt das Gesetz des abnehmenden Grenznutzen, dass der Nutzen der zusätzlich erhaltenen Gütereinheit (das ist der Grenznutzen) abnimmt. Das ist handlungslogisch erklärbar: Die erste Gütereinheit, die eine Person erhält, wird eingesetzt, um das dringlichste Bedürfnis zu stillen. Die zweite Gütereinheit, die eine Person erhält, wird dafür eingesetzt, um das noch verbliebene Bedürfnis zu stillen, das weniger dringlich ist, als das mit der zuvor erhaltenen Gütereinheit gestillte Bedürfnis.
Die dritte Gütereinheit, die eine Person erhält, dient entsprechend zur Stillung des verbliebenen Bedürfnisses – das weniger dringlich ist, als das mit der zweiten Gü- tereinheit gestillte Bedürfnis, und das wiederum weniger dringlich ist als das mit der ersten Gütereinheit gestillte Bedürfnis.
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