Chefvolkswirt Thorsten Polleit
So entsteht Inflation
Thorsten Polleit ist Chefvolkswirt von Degussa Goldhandel. Foto: Degussa Goldhandel
Inflation setzt die Kaufkraft von Geld herab und macht Menschen ärmer. Doch wie entsteht sie überhaupt? Degussa-Chefvolkswirt Thorsten Polleit erklärt die volkswirtschaftlichen Hintergründe.
Als Ergebnis des Ganzen zeigt sich in der Realität, dass eine steigende Geldmenge meist einhergeht mit steigenden Güterpreisen. Die steigenden Güterpreise sind das Symptom einer Ursache, und die Ursache ist die Geldmengenausweitung. Dass also weltweit die Inflation in den letzten Monaten so stark angestiegen ist, liegt nicht etwa an zum Beispiel den steigenden Energiekosten oder an der Güterverknappung, die durch die politisch diktierten Lockdown-Krisen ausgelöst wurde.
Solche Kostenschub-Effekte können zwar kurzfristig die Preise dieser und jener Gütergruppen in die Höhe befördern. Aber ohne eine entsprechende Ausweitung der Geldmenge werden sie sich nicht in einen dauerhaften Anstieg...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Als Ergebnis des Ganzen zeigt sich in der Realität, dass eine steigende Geldmenge meist einhergeht mit steigenden Güterpreisen. Die steigenden Güterpreise sind das Symptom einer Ursache, und die Ursache ist die Geldmengenausweitung. Dass also weltweit die Inflation in den letzten Monaten so stark angestiegen ist, liegt nicht etwa an zum Beispiel den steigenden Energiekosten oder an der Güterverknappung, die durch die politisch diktierten Lockdown-Krisen ausgelöst wurde.
Solche Kostenschub-Effekte können zwar kurzfristig die Preise dieser und jener Gütergruppen in die Höhe befördern. Aber ohne eine entsprechende Ausweitung der Geldmenge werden sie sich nicht in einen dauerhaften Anstieg der Güterpreise auf breiter Front übersetzen können.
Die US-Zentralbank hat die Geldmenge M2 seit Ende 2019 bis heute um etwa 43 Prozent erhöht, die Europäische Zentralbank die Geldmenge M3 um gut 20 Prozent. Dadurch ist ein gewaltiger Geldmengenüberhang entstanden, der sich nun vor allem im Zuge steigender Güterpreise abbauen wird.
Der aufgelaufene Geldmengenüberhang dies- und jenseits des Atlantiks wird die Kaufkraft des US-Dollar und des Euro weiter herabsetzen. Und weil die Zentralbanken die Zinsen nach wie vor künstlich niedrig halten, und die laufende Inflation dabei die Zinsen übersteigt, ist der Realzins negativ. Das Halten von US-Dollar und Euro bleibt ein Verlustgeschäft, nicht nur in 2022, sondern weit darüber hinaus.
Dass die Zentralbanken die Inflation in die Höhe treiben, ist nicht zufällig. Die damit verbundene Geldentwertung soll helfen, die Überschuldungssituation der Staaten ab- zubauen, die Staaten zu entschulden auf Kosten der Geldhalter. Die Inflation, für die die Zentralbanken sorgen, ist letztlich natürlich auch ein Mittel, um eine zusehends anti-marktwirtschaftliche Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik zu befördern – wie sie unter der Überschrift “Great Reset” weltweit vorangetrieben wird.
Was sollte man als Anleger tun? Man sollte so wenig wie möglich US-Dollar, Euro & Co im Portfolio halten. Also Kassenhaltung minimieren. Geldbeträge, die über die laufenden Ausgaben und eine kleine Vorsichtskasse hinausgehen, schichtet man am besten um. Zum einen bietet es sich an, ein Teil der liquiden Mittel in physischem Gold und Silber zu halten. Zum anderen sollte man ein weltweit diversifiziertes Aktienmarkt-ETF oder-Indexzertifikat erwerben. Mit physischem Gold und Silber sowie einem Investment in den Weltaktienmarkt hat man zwar keine Garantie, aber zumindest recht gute Chancen, der fortgesetzten Geldentwertung oder auch einer schweren Weltwährungskrise die Stirn bieten zu können.
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