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Anlagespezialist meint Inflation – es gibt keinen Free Lunch

Weizenfeld
Weizenfeld: Steigende Rohstoffpreise befeuern die gegenwärtige Inflation. | Foto: imago images / YAY Images

Zunehmend setzt sich die Einschätzung durch, dass die Inflation länger anhalten wird als ursprünglich angenommen. Zwar werden sich wahrscheinlich die Teuerungsraten wieder etwas zurückbilden. Aber das von Fed und EZB angepeilte Ziel von knapp zwei Prozent dürfte so bald nicht zu erreichen sein.

Reinhard Pfingsten, Foto: Bethmann Bank

Die Inflation sorgt bei Unternehmen, Verbrauchern, aber auch bei Anlegern für Unsicherheiten. Es stellt sich die Frage, wie ein Portfolio zu diversifizieren ist, wenn Aktien und Anleihen gleichzeitig von der Geldentwertung betroffen sind. Eine übliche Standardstrategie mit 60 Prozent international gestreuten Aktien und 40 Prozent Renten scheint den aktuellen Rahmenbedingungen offensichtlich nicht angemessen zu sein.

Das Problem lautet: In einem Umfeld mit spürbar steigenden Preisen und nach wie vor negativen Realzinsen auf Rekordniveau müssen Anleger irgendwo Risiken eingehen, um noch eine positive Performance zu generieren. Einen kostenlosen Lunch wie in früheren Zeiten mit deutlich über der Inflation liegenden Renditen von sicheren Staatsanleihen wird es vorerst nicht geben. Denn zum einen gibt es derzeit gleich mehrere Ursachen für die Preissteigerungen. Zum anderen werden die Notenbanken nicht in dem Ausmaß gegensteuern (können), wie es die derzeitigen Inflationsraten eigentlich erfordern würden.

Verschiedene Inflationstreiber

Aktuell treiben vor allem steigende Kosten für Rohstoffe, Energie und zuletzt auch höhere Löhne die Preise nach oben. Gleichzeitig sorgen Lieferengpässe wie bei Halbleitern oder bei Weizen und Sonnenblumenöl aus der Ukraine für Angebotsdefizite.

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Auf der Nachfrageseite führen das hohe Beschäftigungsniveau und Lohnsteigerungen zu einer starken Konsumnachfrage. Dazu kommen noch immer Nachholeffekte aus der Corona-Zeit. Schließlich unterstützen auch die gestiegenen Vermögen, also vor allem höhere Immobilienpreise und Aktienkurse, tendenziell die Nachfrage der Verbraucher.

Umgekehrt fehlen Fed, EZB und Co. ausreichend Beinfreiheit, um die Inflation durch angemessene Maßnahmen zu bekämpfen. Kaum ein Notenbanker möchte sich dem Vorwurf aussetzen, durch zu starke Leitzeins-Erhöhungen das sowieso schon schwache Wirtschaftswachstum abgewürgt oder hoch verschuldete Staaten in die Insolvenz getrieben zu haben.

Belastungen fürs Portfolio

Eine höhere Geldentwertung belastet mehrfach die Depots der Anleger. Generell wirkt Inflation als Diskontfaktor für künftige Zahlungen – ihr Gegenwartswert sinkt. Außerdem sorgt Geldentwertung für Unsicherheiten. Für Investoren wird es schwieriger, Ertragssituationen und künftige Zahlungsströme von Unternehmen einzuschätzen, was zu Kursabschlägen führen kann. Gleichzeitig sorgt Inflation für höhere Marktzinsen, was Investitionen und damit auch das Wirtschaftswachstum dämpft sowie niedrigere Unternehmensgewinne zur Folge hat.

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