Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater
Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater
Der Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB) ist in den vergangenen Wochen weiter gewachsen. Für April war ein Anstieg der Verbraucherpreise um 7,5 Prozent gegenüber dem Vorjahres-Monat vermeldet worden. Zwar sollte ohne weitere Eskalationen am Rohstoffmarkt nun endlich der Scheitelpunkt dieser Teuerungswelle erreicht sein, allerdings bleiben Raten von 6 bis 7 Prozent bis in den Herbst hinein an der Tagesordnung. Weniger prominent, aber ungleich gefährlicher für die EZB, ist der Anstieg der Inflationserwartungen. Diese sollen beim Inflationsziel von 2 Prozent verankert sein und bleiben. Daran hängt die Glaubwürdigkeit der Notenbank.
Mittlerweile deuten jedoch immer mehr Indikatoren darauf hin, dass die Inflationserwartungen selbst auf die lange Frist mittlerweile eher zwischen 2,5 und 3 Prozent liegen. In einer Umfrage unter Sparkassen-Vorständen im Rahmen der Erhebung des S-Finanzklimas Anfang Mai erwarteten 60 Prozent der Teilnehmer für die kommenden fünf Jahre eine durchschnittliche Inflation von mindestens 3 Prozent. Diese Entwicklung entspricht dem Muster von beginnenden Inflationsprozessen. Kurze Angebotsschocks vermögen kurzzeitige Inflationsspitzen hervorzubringen, die die Notenbank nicht nervös machen muss, denn sie sind in der Regel nicht dauerhaft.
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
Da diese Artikel nur für Profis gedacht sind, bitten wir Sie, sich einmalig anzumelden und einige berufliche Angaben zu machen. Geht ganz schnell und ist selbstverständlich kostenlos.
Der Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB) ist in den vergangenen Wochen weiter gewachsen. Für April war ein Anstieg der Verbraucherpreise um 7,5 Prozent gegenüber dem Vorjahres-Monat vermeldet worden. Zwar sollte ohne weitere Eskalationen am Rohstoffmarkt nun endlich der Scheitelpunkt dieser Teuerungswelle erreicht sein, allerdings bleiben Raten von 6 bis 7 Prozent bis in den Herbst hinein an der Tagesordnung. Weniger prominent, aber ungleich gefährlicher für die EZB, ist der Anstieg der Inflationserwartungen. Diese sollen beim Inflationsziel von 2 Prozent verankert sein und bleiben. Daran hängt die Glaubwürdigkeit der Notenbank.
Mittlerweile deuten jedoch immer mehr Indikatoren darauf hin, dass die Inflationserwartungen selbst auf die lange Frist mittlerweile eher zwischen 2,5 und 3 Prozent liegen. In einer Umfrage unter Sparkassen-Vorständen im Rahmen der Erhebung des S-Finanzklimas Anfang Mai erwarteten 60 Prozent der Teilnehmer für die kommenden fünf Jahre eine durchschnittliche Inflation von mindestens 3 Prozent. Diese Entwicklung entspricht dem Muster von beginnenden Inflationsprozessen. Kurze Angebotsschocks vermögen kurzzeitige Inflationsspitzen hervorzubringen, die die Notenbank nicht nervös machen muss, denn sie sind in der Regel nicht dauerhaft.
Dauert die Phase hoher und steigender Inflationsraten jedoch mehrere Quartale, verfestigen sich Inflationserwartungen und damit der Inflationsprozess. Es bedarf eines starken Signals der Notenbanken, die steigenden Inflationserwartungen zu brechen. Zu diesem Signal gehört auch, dass die Zentralbanken im Zweifel schädliche Wirkungen auf die Konjunktur in Kauf nehmen müssen. Die Inflationsbekämpfung ist jetzt wichtiger. Deswegen hat die US-Notenbank Fed in der ersten Mai-Hälfte auch mit einer Anhebung ihrer Leitzinsen um gleich einen halben Prozentpunkt Tempo gemacht.
Aus diesem Grund ist auch die EZB mittlerweile aus ihrem geldpolitischen Dornröschenschlaf erwacht und sendet ebenfalls Signale für eine baldige monetäre Straffung. Bereits im Juli dürfte die erste Zinserhöhung erfolgen, und mit zwei weiteren erwarteten Zinsschritten nach oben könnte der Einlagensatz noch in diesem Jahr ins positive Terrain wechseln. Also folgt die EZB der Fed (und vielen anderen Zentralbanken) wohl deutlich schneller als noch zu Jahresbeginn gedacht.
An den Kapitalmärkten sind die zu erwartenden Leitzinserhöhungen mittlerweile weitgehend eingepreist. Weitere Renditesteigerungen an den Rentenmärkten dürften nur dann erfolgen, wenn sich zeigt, dass der bisher angelegte Kurs der Geldpolitik nicht ausreicht, um die Inflation in den Griff zu bekommen. Dies wird sich allerdings erst im Lauf dieses Jahres herausstellen.
Insofern ist das laufende Jahr ein Jahr der Neuorientierung nach dem Einschnitt der Corona-Zeit. Seitwärtsbewegungen an Aktien- und Rentenmärkten innerhalb hoher Schwankungsbreiten sollten uns noch eine Weile lang begleiten. Für die Aktienmärkte spricht dabei allerdings, dass ein Großteil an Korrekturen der hohen Bewertungen aus den vergangenen Jahren bereits geschehen ist.
Sollten Konjunktur und Finanzmärkte die steigenden Zinsen verkraften, so wäre nach den Aufregungen der ersten Jahreshälfte ein erstes Durchatmen möglich. Bis dahin dauert es jedoch noch etwas. Durch die immer noch andauernde Phase der Unsicherheit, in der auch die Aktienmärkte weiterhin anfällig bleiben, müssen die Marktakteure und mit ihnen die Anleger erst noch hindurch.
Über den Autor
Neue Artikel der Denker der Wirtschaft