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Robert Halver zum Kampf gegen die Teuerung „Inflation ist der beste Dünger für die Rezession“

Von in Asset AllocationLesedauer: 5 Minuten
Chefanalyst der Baader-Bank, Robert Halver
Chefanalyst der Baader-Bank, Robert Halver: „Inflation ist Gift für die Konjunktur.“ | Foto: Fotomontage, Jessica Hunold, Baader-Bank, Robert Halver, Canva

Das wohl bekannteste Zitat des kürzlich verstorbenen Michail Gorbatschows lautet: „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.“ Ich erlaube mir, diese Weisheit auch auf die Geldpolitik anzuwenden. Nach der wirtschaftlichen Wiedereröffnung nach Corona, vor allem aber angesichts des Ukraine-Kriegs und seinen Folgen für Gas und Strom, sind die Notenbanken zu spät in den Zinserhöhungszyklus eingetreten und wurden mit dem Brechen aller Preisdämme bestraft.

Nur wenn man dem Preisauftrieb das Wasser abgräbt, wird er austrocknen

Zumindest die Fed versucht den Zeitverlust aufzuholen und zeigt klare Zins-Kante. Nach den Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell auf dem Notenbanktreffen in Jackson Hole, wonach die Inflationsbekämpfung konsequent weitergeht, war die Enttäuschung an den Finanzmärkten groß. Zuletzt war die Inflation etwas gefallen. Deshalb hatten sie auf mildernde Zins-Umstände gehofft. Don’t fight the Fed!

Die harte Zinspolitik der Fed hält für die Börsen aber auch eine frohe Botschaft bereit. Denn welchen Sinn ergibt es, eine Mission frühzeitig zu beenden? Was immer man macht, wenn man es macht, macht man es richtig. Ein Frühjahrsputz ist ja auch nicht mit dem Ausklopfen der Fußmatte beendet. Zwar nimmt die US-Notenbank damit eine Rezession in Kauf. Wenn sich jedoch Inflation hartnäckig wie Gerüchte bei Promis hält und sogar noch in die Breite geht, nimmt sie Konsumenten immer mehr Kaufkraft weg. Das ist für die Wirtschaft und Börse schlimmer.

 

 

Wenn die Fed Zinserhöhungen jetzt beherzt durchführt, ist sie auch schneller damit fertig. So ist der Zinsschmerz für die kreditverliebte US-Wirtschaft kein chronischer, sondern ein absehbarer. Und wenn Zinsangst nachhaltig geht und sogar Zinssenkungsphantasien kommen, verleiht dies den Finanzmärkten Flügeln. Don’t fight the Fed, eben auch im positiven Sinne.

Inflation ist der beste Dünger für Rezession

Es ist bemerkenswert, dass die früher oft für ihre Liederlichkeit bekannte Fed jetzt der EZB zeigt, wie Inflationsbekämpfung geht. Da die EZB den Zinserhöhungsprozess noch später als die Fed eingeleitet hat, wird sie auch mehr bestraft. Sie ist den süßen Visionen erlegen, dass wegen bereits hoher Rohstoff- und Energiepreise allein schon die Beibehaltung des Preisniveaus zu einer Beruhigung der Inflationsrate im Jahresvergleich führt. Und die Konjunktur „unnötig“ mit Zinsrestriktionen belasten, will die EZB auch nicht.  

Diese Visionen kommen uns teuer zu stehen. Immer noch steigt die Inflation weiter und hat für August im Euroraum mit 9,1 einen neuen traurigen Europa-Rekord aufgestellt. Gartenfreunde wissen: Wer zu spät Unkraut entsorgt, den bestraft der Garten mit immer mehr sprießendem Unkraut. Auf die Konjunktur angewendet heißt das: Werden hohe Preissteigerungen nicht mit Zinserhöhungen frühzeitig bekämpft, frisst sie immer mehr Löcher in die Portemonnaies der Konsumenten. Und Unternehmen wird viel Marge weggenommen, was Investitionen und Beschäftigung sicher nicht gedeihen lässt. Inflation ist Gift für die Konjunktur!

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