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Enttäuschung vorprogrammiert Die Märkte warten auf ihren „Volcker-Moment“

Paul Volcker
Paul Volcker: Der ehemalige Präsident der Federal Reserve schaffte es 1980, die Inflation in den USA mit einem radikalen Schritt einzudämmen. | Foto: Imago Images / Stock&people

Die Rückkehr der Inflation versetzt uns in eine Zeit mit einer Wirtschaftslage zurück, an die nur die Ältesten unter uns noch konkrete Erinnerungen haben. Alle anderen kennen sie nur aus Büchern oder Sammlungen alter Zeitungsartikel zu diesem Thema.

Die Marktteilnehmer der heutigen Zeit, die es bisher immer nur mit Disinflation und niedrigen Zinsen zu tun hatten, sind ratlos. Jeder von ihnen spekuliert auf den vermeintlichen Höhepunkt der Inflation, um besser voraussehen zu können, wann der Run auf die Anleihen und Aktien einsetzen wird, die durch eine Zinssenkung am meisten begünstigt werden. Sämtliche Kennzahlen zur Beschäftigung, Frühindikatoren für die Industrietätigkeit sowie das Ölangebot und die Ölnachfrage werden mit einer Gründlichkeit analysiert, die man so selten gesehen hat.

 

 

Diejenigen, die der geldpolitischen Sprache mächtig sind, verbringen ihre Tage und Nächte damit, die abstrusen Äußerungen der Zentralbanker zu übersetzen und ihre unausgesprochenen Worte zu deuten. Die Akteure der globalen Finanzwelt unternehmen höchste geistige Anstrengungen, um den Wendepunkt der Preisentwicklung vorherzusagen, der von essenzieller Bedeutung für die Performance von Vermögenswerten in den kommenden Monaten ist. All diese Bemühungen können an einem frühen Morgen in New York durch eine Zahl zunichte gemacht werden, die nicht den Erwartungen entspricht und den Zentralbankchef dazu zwingt, seine Rhetorik und seine Politik zu ändern. Nach 40 Jahren Disinflation, in denen es nur wenige Phasen vorübergehender Preisanstiege gab, beginnt in der Finanzwelt eine neue Ära.

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Derzeit erwarten die Marktteilnehmer, dass die Inflation in den USA ihren Höhepunkt bei rund 9 Prozent erreicht, bis Juni 2023 auf 3 Prozent fällt und in den kommenden Jahren langsam auf 2,5 Prozent zurückgeht und dort lange verharrt. Anders gesagt wartet der Markt auf einen „Volcker-Moment“, der durch Zinssenkungen die Rückkehr zu glorreichen Zeiten für Finanz- und Immobilienvermögenswerte einläutet.

Paul Volcker wurde 1979 Präsident der US-Notenbank Federal Reserve, als das Land bereits seit 15 Jahren mit einer hohen Inflation zu kämpfen hatte, die 1980 mit 15 Prozent ihren Höhepunkt erreichte. Er bewies Mut und hob die Leitzinsen auf 20 Prozent an, obwohl die Inflation seit einem Jahr rückläufig war. Dies war der Beginn einer 40 Jahre andauernden Disinflationsphase.

Die Hoffnung, dass die Inflation erneut durch einen mutigen Zentralbankchef mit einem Schlag vernichtet wird, könnte allerdings enttäuscht werden. Dafür gibt es zwei Gründe:

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