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Inflation Klartext zur Geldillusion

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Faktoren , die die Anlage – Performance unweigerlich beeinflussen

Gewerkschaften sind sie bekannt, deshalb machen sie einen „Inflationsausgleich“ zum zentralen Bestandteil jeder Lohnverhandlung. An den Finanzmärkten hingegen scheint sich für schleichende Inflation niemand zu interessieren. Hier hat man es sich angewöhnt, fast ausschließlich nur über nominale Größen zu reden, wenn Wertentwicklung gemessen und darüber berichtet wird. Dies wäre aber ungefähr so, als würde man ernsthaft behaupten, dass China 2011 in Wirklichkeit mit 17,8 Prozent gewachsen ist.

Wenn Anleger sich über die Vor-und Nachteile von Aktien- oder Rentenanlagen informieren, greifen Sie dabei fast immer auf die unbereinigten Performancedaten von „repräsentativen“ Indizes wie Dax, Eurostoxx, Rex, et cetera zurück, die die Wertentwicklung von bestimmten Finanzmarktsegmenten widerspiegeln sollen. Dies geschieht auch, wenn die langfristige Performance betrachtet wird.

Auch die Presse in ihrer Berichterstattung und Analysten in ihren Untersuchungen verwenden fast ausschließlich die nominalen Wertentwicklungszahlen der großen Indizes oder von Einzeltiteln. Diese sind jedoch keinesfalls repräsentativ für die realisierte Performance der einzelnen Anleger. Denn diese wird nicht nur durch die Marktentwicklung beeinflusst, für die diese Indizes auch durchaus repräsentativ sein können, sondern auch durch weitere Faktoren:

1) Individuelle Anlageentscheidungen, die von Indizes abweichen. Dies ist ein beliebter Fehlergrund gerade bei Privatanlegern, soll aber nicht in diesem Artikel behandelt werden, da dies an dieser Stelle zu weit führt.

2) Kosten: Anleger haben in verschiedenster Form mit Kosten zu kämpfen, die ihre Wertentwicklung nachhaltig beeinflussen.

3) Steuern: Kapitalerträge müssen versteuert werden, und zwar auf nominaler Basis, was die realisierbare Wertentwicklung bei erfolgreichen Investments stark beeinflusst.

4) Die Inflation führt zu einer permanenten Erosion der Wertbasis eines Investments. Insbesondere negativ wirkt, wenn mehrere dieser Faktoren zusammenkommen. Anlagefehler in der Auswahl von Einzeltiteln kann man vermeiden, zum Beispiel in dem man Indexfonds kauft.

Kosten kann man ebenfalls mit diesem Produkt weitestgehend ausweichen. Allerdings ist dies erst seit Kurzem möglich und auch nur für marktbreite Indizes mit hochliquiden Wertpapieren sinnvoll. Inflation und Steuern kann man als Anleger nicht entgehen. Diese vermindern den tatsächlichen Ertrag deutlich, wie die im Folgenden dargestellten Berechnungen zeigen. Hierbei wurden die Effekte der derzeit in Deutschland und Österreich üblichen Kapitalertragssteuer von 25 Prozent sowie von Geldentwertung untersucht.

In Hinblick auf die Besteuerung wurden drei Varianten untersucht: Zum einen diejenige ohne Steuerabzug, um die reinen Inflationswirkungen zu zeigen. Dann wurde ein jährlicher Steuerabzug vorgenommen, wie er zum Beispiel bei Dividenden oder Zinszahlungen üblich ist. Abschließend wurden die Auswirkungen betrachtet, wenn es zu einer Endbesteuerung der Kapitalerträge bei ihrer Realisation kommt, wie sie zum Beispiel bei einem Verkauf von Aktien, die keine Dividende gezahlt haben, möglich wäre.

Von Geldentwertung, Werterhalt bis Wertzuwachs – und umgekehrt

In Hinblick auf die Inflation wurden zwei Szenarien unterstellt: einmal eine jährliche Geldentwertung von 2 Prozent pro Jahr, was der offiziellen Lesart von Geldwertstabilität entspricht; sowie von 4 Prozent pro Jahr, also einer tendenziell hohen Inflation, die aber auch in entwickelten Industrieländern wie Großbritannien schon üblich war.

Zudem kann man die höhere Geldentwertungsrate auch für Situationen annehmen, in denen Zweifel an der Berechnungsweise oder der persönlichen Relevanz der offiziellen Inflationsrate bestehen. Hierbei wird deutlich, dass man bei einer Inflationsrate von 2 Prozent nach Steuern mindestens 2,6 Prozent als Rendite nach Kosten erzielen muss, um mit der Kapitalanlage einen Erhalt der Kaufkraft zu gewährleisten.

Bei einer Rendite nach Kosten von 6 Prozent pro Jahr, was für einen Aktienfonds über einen Börsenzyklus durchaus möglich ist, wird auch bei „Preisstabilität“ mehr als die Hälfte des Wertzuwachses von Inflation und Steuern aufgefressen. Bei einer Inflationsrate von 4 Prozent pro Jahr ermöglicht eine nominale Bruttorendite von 6 Prozent pro Jahr nach Kosten gerade einmal den Werterhalt.



Ein Investment in eine Bundesanleihe mit einer laufenden Rendite von derzeit 1,57 Prozent pro Jahr führt in jedem Szenario zu realen Verlusten. Von entscheidender Bedeutung für die reale Wertentwicklung ist zudem, in welcher Form der Steuerabzug erfolgt. Eine laufende Besteuerung, wie sie bei Zinsen und Dividenden üblich ist, vermindert den Zinseszinseffekt bei Wiederanlagen sehr deutlich. Dies bremst vor allem bei hohen Bruttorenditen den Wertzuwachs deutlich ab.

Die Berücksichtigung von Geldentwertung, Kosten und Steuern in der Performanceberechnung ändert radikal viele konventionelle Sichtweisen auf Kapitalanlagen. So ist zum Beispiel ein Argument, das von vielen Aktien-Befürwortern immer wieder als Grund für Langfristanlagen in dieser Anlageklasse genannt wird, dass Aktien nach einem langen Zeitraum immer wieder einen Kurseinbruch aufgeholt haben.

Anleger sollten keine Angst vor einem Crash haben, weil man über einen längeren Zeitraum mit einer Aktienanlage immer Gewinn machen würde, selbst wenn man direkt vor einem großen Kurseinbruch gekauft hätte. Diese Aussage war – zumindest nominal betrachtet – in den letzten 65 Jahren in wichtigen Aktienmärkten wie der Schweiz, Deutschland, den USA oder Großbritannien auch eigentlich immer richtig.
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