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Robert Halver mag nicht schwarzsehen
Inflation könnte 2023 auf 2 Prozent sinken
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Robert Halver mag nicht schwarzsehen Inflation könnte 2023 auf 2 Prozent sinken

Kapitalmarktexperte Robert Halver
Kapitalmarktexperte Robert Halver: Der Leiter Kapitalmarktanalyse der Baader Bank erläutert, welche staatlichen Hilfsmaßnahmen er in der aktuellen Krisenzeit für sinnvoll hält. | Foto: Fotomontage Jessica Hunold / Canva / Baader Bank

Als wir noch klein waren, haben wir sehnsüchtig auf die Bescherung am Weihnachtsabend gewartet. Die Zeit bis dahin zog sich unendlich lang hin. Nicht anders ergeht es aktuell der Finanzwelt, die sehnsüchtig auf die Preisberuhigung wartet. Jedoch zeigt sich die Inflation bislang völlig stur und steigt sogar noch weiter. Wird das Warten auf sinkende Preissteigerungsraten zum Warten auf Godot?

Die Happy Hour geringer Inflationsraten ist vorbei. Zunächst trieb das wirtschaftliche Wiederanfahren nach Corona die Preise aufwärts. In der Erwartung einer zunehmenden Normalisierung der Wirtschaftswelt glaubten die Notenbanken nur an eine vorübergehende Preisbeschleunigung, die man nicht großartig behandeln müsse. Spätestens mit dem Ukraine-Konflikt und seinen Folgen für Energiepreise ist diese Hoffnung auf „schnell nach oben, aber auch schnell wieder nach unten“ gestorben und wird keine Wiederauferstehung erleben.

 

Doch wie geht es jetzt weiter? Grundsätzlich sind die Einschätzungsrisiken bei der Inflationsprognose gewaltig. Modellannahmen können sich je nach Gemengelage auch ins Gegenteil verwandeln.

Inflation – das sagen die Pessimisten

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Anhänger des weiteren Preisdrucks verweisen auf die hohen Erzeugerpreise als Vorboten einer fatalen allgemeinen Inflationsbeschleunigung. Diese sind im August wegen dramatisch gestiegener Öl-, Gas- und Stromkosten um 45,8 Prozent förmlich explodiert.

Von Weitergabe der Energiekosten kann im Augenblick zum Beispiel jeder Bäcker ein Liedchen singen. So viel habe ich noch nie für Brot bezahlt. Das werden nicht zuletzt die Enten am Teich spüren. Eher wird aus einem alten Stück Brot Paniermehl, als dass es im Schnabel landet. Und wer momentan einkaufen geht und seinen Warenkorb in etwa gleich füllt, müsste Lügen, wenn er sagt, er zahle das gleiche wie früher.

Übrigens zahlen noch viele Verbraucher die alten Strom- und Gaspreise. Die Preiserhöhungsschreiben der Versorger laufen erst langsam ein. Und die richtig „frohe Botschaft“ kommt erst 2023 nach der Ablesung und Tarifanpassung. Und was passiert erst mit den Gaspreisen, wenn die Speicher in einem ungewohnt kalten Winter sich doch schneller leeren, als die Wetteroptimisten der Regierung es hoffen?   

Dann gibt es noch die Zweitrundeneffekte. Die Gewerkschaften verlangen die Abgeltung des Reallohnverlustes. Das könnte Unternehmen veranlassen, die höheren Arbeitskosten in höheren Verkaufspreisen für Güter und Dienstleistungen weiterzugeben. Hohe Lohnzuwächse wegen teurer Energiepreissteigerungen gehörten in der Vergangenheit oft zusammen wie Erbsen und Möhrchen.  

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