FvS-Vorstand Bert Flossbach
Die Inflation bleibt noch länger hoch

Bert Flossbach ist Gründer und Vorstand der Kölner Anlagegesellschaft Flossbach von Storch. Foto: Jochen Rolfes
Die Preise steigen trotz der Zinserhöhungen der Notenbanken weiter. Warum das wohl noch länger so bleibt, erklärt FvS-Vorstand Bert Flossbach.
Aktuell kämpfen Zentralbanker vor allem für die Geldwertstabilität. Fed-Chef Jerome Powell hat zuletzt immer wieder bekräftigt, dafür auch eine Abschwächung der Wirtschaft und des Arbeitsmarkts in Kauf zu nehmen.
Laut Fed-Prognosen sollte die Kerninflationsrate bereits im kommenden Jahr wieder auf 2,6 Prozent fallen und 2025 mit 2,1 Prozent praktisch wieder das Zielniveau erreichen. Vertreter der Europäischen Zentralbank (EZB) sind ähnlich optimistisch.
Löhne treiben Inflation in die Höhe
Es sind jedoch Zweifel angebracht. Zwar hat der Anstieg der Verbraucherpreisinflation auch wegen der gefallenen Energiepreise den Höhepunkt vermutlich überschritten, doch verbirgt sich unter...
Das Thema Nachhaltigkeit bewegt Unternehmen, Kapitalmärkte, Gesetzgeber. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die Analysen und Thesen der bedeutendsten Nachhaltigkeitsexperten, Top-Ökonomen und Großinvestoren – gebündelt und übersichtlich. Sie sollen dir die wichtigen Entwicklungen auf dem Weg zur nachhaltigen Gesellschaft und Finanzwelt clever und zuweilen kontrovers aufzeigen.
Da diese Artikel nur für Finanzprofis gedacht sind, bitten wir dich, dich einmalig anzumelden und einige berufliche Angaben zu machen. Geht ganz schnell und ist selbstverständlich kostenlos.
Aktuell kämpfen Zentralbanker vor allem für die Geldwertstabilität. Fed-Chef Jerome Powell hat zuletzt immer wieder bekräftigt, dafür auch eine Abschwächung der Wirtschaft und des Arbeitsmarkts in Kauf zu nehmen.
Laut Fed-Prognosen sollte die Kerninflationsrate bereits im kommenden Jahr wieder auf 2,6 Prozent fallen und 2025 mit 2,1 Prozent praktisch wieder das Zielniveau erreichen. Vertreter der Europäischen Zentralbank (EZB) sind ähnlich optimistisch.
Löhne treiben Inflation in die Höhe
Es sind jedoch Zweifel angebracht. Zwar hat der Anstieg der Verbraucherpreisinflation auch wegen der gefallenen Energiepreise den Höhepunkt vermutlich überschritten, doch verbirgt sich unter der Oberfläche ein harter Inflationskern in Form stark steigender Lohnkosten. Nach wie vor gibt es in den USA rund 4 Millionen mehr offene Stellen als Arbeitssuchende. Arbeitnehmer haben dementsprechend eine starke Verhandlungsposition – auch wenn sie überwiegend nicht gewerkschaftlich organisiert sind.
So ist die US-Kerninflationsrate im Gegensatz zum allgemeinen Verbraucherpreisindex in den vergangenen Monaten kaum gefallen. Im März lag sie immer noch bei 5,6 Prozent. In der Eurozone ist die Situation ähnlich. Hier hat die Kerninflationsrate im März sogar ein neues Rekordhoch von 5,7 Prozent erreicht. Im April lag sie erneut bei sehr hohen 5,6 Prozent. Die aktuellen Tarifverhandlungen bei der Bahn und im öffentlichen Dienst in Deutschland – mit geforderten Lohnerhöhungen jenseits der 10 Prozent – haben Symbolcharakter und werden sich mit etwas Zeitverzögerung auch in höheren Preisen für Dienstleistungen und Güter niederschlagen.
Notenbanker reagieren schnell
Es ist nicht so, dass man Notenbankern mangelnde Aktivität vorwerfen kann, im Gegenteil. Sie haben den Worten Taten folgen lassen und die Zinsen so schnell und so stark erhöht wie seit vierzig Jahren nicht. In den USA liegt der Leitzins, die Federal Funds Target Rate, mittlerweile schon bei 5,0 bis 5,25 Prozent und damit 5 Prozentpunkte höher als noch vor einem Jahr. In der Eurozone ist der Einlagenzins bei der EZB inzwischen auf 3,25 Prozent und der Refinanzierungszins für die Banken auf 3,75 Prozent gestiegen.
Beide Zentralbanken zeigen sich kampfbereit und haben weitere Zinserhöhungen in Aussicht gestellt, falls sich die Inflation weiterhin als hartnäckig erweist. Ob die Maßnahmen jedoch ausreichen, um der Inflation das Genick zu brechen, darf bezweifelt werden. Angesichts der strukturellen Arbeitskräfteknappheit bräuchte es schon einen brachialen Zinshammer im Stile des früheren Notenbankchefs Paul Volcker, um die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt in die Knie zu zwingen und den Anstieg der Lohnkosten zu stoppen.
Wie hat dir der Artikel gefallen?
Über den Autor