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Inflation läuft heiß Eine US-Rezession wird immer wahrscheinlicher

Wohngebäude in Brooklyn, New York
Wohngebäude in Brooklyn, New York: Zinserhöhungen der US-Notenbank treiben in der Regel die Mietinflation, weil der Erwerb von Wohneigentum weniger erschwinglich wird. | Foto: Imago Images / Levine-Roberts

Der Verbraucherpreisindex (CPI) vom August hat erneut für Aufregung in den USA gesorgt. Die verfestigte, breit angelegte Inflation signalisiert, dass die US-Notenbank mehr tun muss, um den Preisanstieg einzudämmen. Die Wahrscheinlichkeit einer harten Landung der US-Wirtschaft nimmt damit weiter zu. Möglicherweise wird die Fed die Zinssätze schneller anheben als im Konsens der Marktteilnehmer erwartet.

Nachdem der CPI-Bericht für Juli die Hoffnung geweckt hatte, dass sich sowohl die Gesamt- als auch die Kerninflation abschwächen würde, übertrafen die Augustzahlen die Konsenserwartungen deutlich. Noch besorgniserregender war, dass die Preise in den meisten Waren- und Dienstleistungskategorien auf breiter Basis anzogen. In Anbetracht der nachlassenden Preisentwicklung bei mehreren Indikatoren in den vergangenen Monaten (Einkaufsmanagerindizes, Schifffahrt, Lagerbestände im Einzelhandel, Gebrauchtwagenpreise) scheint sich die Entspannung bei den Inputpreisen selbst nach Bereinigung um die üblichen Verzögerungen noch nicht auf die Verbraucherpreise auszuwirken. Das deutet darauf hin, dass viele Unternehmen die nachlassenden Inputkosten nur langsam weitergeben. Dadurch könnte es länger dauern wird, bis die Inflation nachlässt.

Der Inflationsbericht im Einzelnen: Mieten, Einzelhandel, Autos, Reisen

Die Mietinflation in den USA lag im August erneut extrem hoch, denn sowohl die Mieten als auch die eigentümeräquivalenten Mieten (OER) stiegen im Monatsvergleich um 0,7 Prozent und damit etwas stärker als erwartet. Wir gehen weiterhin davon aus, dass sich die Jahresrate von Mieten und OER auf bis zu 8 Prozent beschleunigen wird – und damit deutlich über dem Trend von 3,5 Prozent vor der Pandemie liegt.

In der Vergangenheit haben Zinserhöhungen der US-Notenbank in der Regel zunächst die Mietinflation angekurbelt, da sie den Erwerb von Wohneigentum weniger erschwinglich machen; diese Entwicklung war auch in den vergangenen Monaten zu beobachten. Erst wenn sich der Anstieg der Immobilienpreise deutlich abschwächt, geht auch die Mietinflation (in der Regel nach drei bis sechs Quartalen) zurück. Da es außerhalb der großen US-Städte und -Ballungszentren im Allgemeinen keine Mietpreiskontrollen gibt, waren die Preisanpassungen bei Mietvertragsverlängerungen angesichts der hohen Preissteigerungen bei Mietvertragswechseln viel ausgeprägter als in der Vergangenheit. Dies hat die vom Bureau of Labor Statistics (BLS, das auch den CPI veröffentlicht) erhobene Mietinflationsrate in die Höhe getrieben, die sowohl Mietvertragsverlängerungen als auch Mietvertragswechsel umfasst. Da die Mietpreise einen großen Teil des CPI-Warenkorbs ausmachen und es einige Zeit dauern wird, bis sie sich abschwächen, werden hier die Herausforderungen offensichtlich, vor der die Fed in den nächsten Quartalen steht.

Die Warenpreisinflation beschleunigte sich im August nach der kleinen Verschnaufpause im Juli (die vermutlich auf Preisnachlässe im Zusammenhang mit dem Amazon Prime Day zurückzuführen war). Einrichtungsgegenstände (+1,1 Prozent m/m), Bekleidung (+0,2 Prozent m/m) und Freizeitartikel (+0,6 Prozent m/m) verzeichneten alle eine bemerkenswerte Beschleunigung. Trotz erheblicher Verbesserungen bei logistischen Engpässen und einem sprunghaften Anstieg des Verhältnisses zwischen Lagerbeständen und Verkäufen bei den meisten US-Einzelhandelsgütern blieb die Verbraucherinflation in allen Warenkategorien sehr hartnäckig. Dies deutet darauf hin, dass die Einzelhändler ihre Preise schnell nach oben angepasst haben, aber mit der Weitergabe des nachlassenden Drucks auf die Inputpreise an die Verbraucher zögern: Offenbar macht der Margendruck durch steigende Arbeitskosten und geringere Umsatzvolumina diesen Schritt erforderlich.

 

Auch die Gebrauchtwagenpreise in den USA zeigten sich stärker als erwartet. Trotz der jüngsten Schwäche der Großhandelspreise veränderte sich der Verbraucherpreisindex für Gebrauchtwagen im August kaum (-0,1 Prozent gegenüber dem Vormonat). Die Neuwagenpreise stiegen im Vormonat um 0,8 Prozent. Während die Produktion von Neufahrzeugen nach wie vor stark gestört ist und die Lagerbestände sich einem Rekordtief nähern, hat sich der Gebrauchtwagenmarkt in den vergangenen Monaten wieder ausgeglichener entwickelt. Die Lagerbestände haben sich verbessert, und der Manheim Used Vehicle Value Index liegt jetzt etwa 11 Prozent unter dem Höchststand. Diese Abschwächung ist jedoch im CPI-Bericht für August beunruhigenderweise nicht enthalten. In der Vergangenheit folgten die CPI-Preise den Manheim-Daten mit einer Verzögerung von etwa zwei Monaten – die Tatsache, dass dies zuletzt nicht der Fall war, lässt darauf schließen, dass die Händler die niedrigeren Preise nicht an die Verbraucher weitergeben.

Die Preise für Reisedienstleistungen fielen im August uneinheitlich aus, nachdem sie im Juli gesunken waren. Die Flugpreise waren niedriger (-4,6 Prozent gegenüber dem Vormonat), was auf die Weitergabe der niedrigeren Treibstoffpreise zurückzuführen ist. Die Hotelpreise blieben unverändert. Der August-Bericht deutet darauf hin, dass ein Großteil der Schwäche im Juli auf volatilere Kategorien als den Reiseverkehr zurückgeführt werden kann.

Folgen für die Fed-Politik und die Wachstumsaussichten in den USA

Der CPI-Bericht für August deutet darauf hin, dass der Rückgang der Inflation in den USA sich über längere Zeit hinziehen wird. Wir halten daher einen weiteren Zinsschritt der Fed um 75 Basispunkte nach wie vor für wahrscheinlich. Wir sind indes der Ansicht, dass die jüngsten CPI-Daten nicht zu einer noch stärkeren Anhebung auf der nächsten Sitzung führen. Sie sprechen vielmehr dafür, dass die Dot Plots, also die kurz- und längerfristigen Prognosen der Fed für den Leitzins, nach oben verschoben werden. Auf der September-Sitzung der Fed werden neue Prognosen veröffentlicht, wobei wir mit einem höheren prognostizierten Medianwert von 4,5 Prozent rechnen. Alles deutet darauf hin, dass die Fed noch weitere stark restriktive Schritte unternehmen muss, um einen Anstieg der Inflationserwartungen zu stoppen.

Die strengere Geldpolitik in den USA und höhere Leitzinsen deuten letztlich darauf hin, dass der Weg zu einer sanften Landung immer unsicherer erscheint. Eine Rezession in den USA in den nächsten zwölf Monaten wird immer wahrscheinlicher.

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