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Inflation und Leitzinsen Die Notenbanken stecken in der Klemme

Norbert Hagen
Norbert Hagen: Vorstandssprecher der ICM Investmentbank. | Foto: ICM

Derzeit gibt es im Wesentlichen drei Treiber für die Inflation: die angespannten Rohstoffmärkte, steigende Löhne und Einkommen sowie die gestörte Logistik. Sollte Omikron nicht für einen erneuten Stillstand der Weltwirtschaft sorgen, werden diese drei Faktoren vorerst für weiter steigende Preise sorgen.

Bei den Rohstoffen ist in den vergangenen Jahren einfach zu wenig Geld in die Suche und die Erschließung neuer Vorkommen geflossen. Das sorgt jetzt für ein Angebotsdefizit, das sich nicht von heute auf morgen beheben lässt. Selbst wenn die Rohstoffproduzenten wieder ihre Investitionen hochfahren sollten, dauert es Jahre, bis sich das in einem größeren Angebot widerspiegelt. Die gestiegenen Rohstoffpreise wirken sich unmittelbar auf die Inflation aus. Ein Rückgang bei den chinesischen Importen kann hier nur geringfügig Linderung bringen.

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Auch wenn der Ölpreis Ende Oktober erst einmal korrigiert hat, beim Erdgas bleibt die Lage angespannt. Die Versorger haben den privaten Haushalten und Unternehmen für 2022 schon Preiserhöhungen von bis zu 50 Prozent angekündigt. Der gestiegene Erdgaspreis macht nicht nur das Heizen teurer, er sorgt zum Beispiel auch für höhere Preise bei Dünger, für dessen Produktion umfangreiche Mengen von Methan – die Fachbezeichnung für Erdgas – benötigt werden. Durch die gestiegenen Kosten rechnet sich die Herstellung zunehmend weniger, weshalb immer mehr Unternehmen die Produktion zurückfahren oder sogar ganz einstellen. Die Folgen sind auch hier ein mangelndes Angebot und damit steigende Preise. Die höheren Kosten für Dünger landen über gestiegene Lebensmittelpreise direkt bei den Verbrauchern. Das Gleiche gilt für die über den Treibstoff verteuerten Transportkosten.

Dazu kommen noch politische Unsicherheiten in wichtigen Exportländern von Energie und Basismetallen. In Europa macht sich noch der schwache Euro zusätzlich bemerkbar. Dieser hat seit dem Jahresanfang gegenüber dem US-Dollar wegen der vergrößerten Zinsdifferenz fast acht Prozent abgewertet. Dies erhöht in Euroland die Importpreise bei so ziemlich allen Rohstoffen, da diese in der Regel in Dollar notieren.

Energiewende treibt Preise weiter nach oben

Schließlich sorgt auch der ökologische Umbau der Wirtschaft für zusätzlichen Preisdruck. Denn der Aufbau einer entsprechenden Infrastruktur und die Dekarbonisierung erfordern umfangreiche Investitionen. So benötigen beispielsweise erneuerbare Energien und Elektroautos sehr viel mehr Kupfer als herkömmliche Energieträger und Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren. Dazu kommt noch die Einführung von CO2-Zertifikaten fürs Heizen mit fossilen Energieträgern und für Benzin.

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