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Konsum geht zurück Inflation und Unsicherheiten belasten die Verbraucher

Rue de Rivoli, Paris
Rue de Rivoli, Paris: Die hohen Teuerungsraten werden zunehmend zur Last für Wirtschaft und Verbraucher. | Foto: Imago Images / Eibner
Tracy Pamperl, Aegon AM

Die privaten Haushalte stehen vor dem größten Einbruch ihres verfügbaren Einkommens seit langem. Steigende Inflation, anhaltende Störungen in den Lieferketten und jetzt auch noch der Ukraine-Krieg setzen der Kaufkraft zu. Die aufgeblähten Sparschweine, die während der Pandemiezeit gemästet wurden, dürften sich unter diesen Bedingungen rasch wieder verschlanken. Nachstehend unsere Prognosen für die Verbraucher, aufgeschlüsselt nach Regionen. Wir gehen davon aus, dass jede Region in den kommenden Monaten ähnliche, aber doch jeweils unterschiedliche Hürden zu überwinden hat.

Europäische Verbraucher

Die europäischen Verbraucher sehen sich aufgrund der gestiegenen Energie- und Lebensmittelpreise einem starken Anstieg der Lebenshaltungskosten gegenüber. Viele europäische Regierungen haben die höheren Energiepreise mit Steuererleichterungen und Transfermaßnahmen teilweise ausgeglichen, um die Verbraucher zu schützen. Trotzdem dürften die höheren Energierechnungen zu einer gewissen Kürzung der Haushaltsausgaben führen.

Glücklicherweise gibt es einige positive Faktoren, die einen Teil der negativen Auswirkungen ausgleichen könnten. So ist die Beschäftigungsquote in der Eurozone hoch, und der Arbeitsmarkt ist angespannt. Und aufgrund der geringeren Ausgaben in den vergangenen zwei Jahren sind die Ersparnisse immer noch hoch.

Wir gehen davon aus, dass die Inflation aufgrund der in den vergangenen Wochen stark gestiegenen Rohstoffpreise – insbesondere im Energiesektor – über einen längeren Zeitraum hinweg hoch bleiben wird. Das Lohnwachstum in Europa ist relativ niedrig (geringer als in den USA), während das Reallohnwachstum sogar negativ ist. Die hohen Rohstoffpreise, insbesondere für Gas, belasten die Kaufkraft der Verbraucher und die Inputkosten der Unternehmen erheblich. Diese Entwicklung dürfte auch auf das künftige Wachstum drücken. Das Ausmaß der Belastung hängt davon ab, wie lange die Energiepreise auf hohem Niveau bleiben beziehungsweise inwiefern sie weiter ansteigen.

US-Verbraucher

Die US-Verbraucher sind weiterhin in einer starken Position. Wir haben in den vergangenen Jahren einen kontinuierlichen Anstieg der Einkommen und des Vermögens der privaten Haushalte beobachtet. Obwohl die Energiepreise in den USA ebenfalls steigen, ist der Anteil von Gas und Kraftstoff am Gesamtverbrauch nur gering. Ziehen die Energiepreise an, wirkt sich das auf die US-Verbraucher eher wie eine zusätzliche Steuer aus, als dass es eine nennenswerte Härte darstellt. Verbraucher mit niedrigem Einkommen profitieren zwar von der 2021 erzielten, größten Lohnerhöhung der verschiedenen Einkommensklassen, sie werden aber von den steigenden Kosten besonders belastet, da sie über weniger frei verfügbares Einkommen und Ersparnisse verfügen.

Steigende Zinsen, gepaart mit höheren Preisen für lebenswichtige Güter und Dienstleistungen, werden die Erschwinglichkeit von Waren und Dienstleistungen verringern. Das Umfeld wirkt sich negativ auf die Kaufkraft aus und dürfte den Konsum dämpfen. Wir werden die Entwicklung der Beschäftigung, der Einkommen und der Ersparnisse, die Stimmung der Verbraucher sowie den Anstieg der Kreditaufnahme und den Zahlungsverzug genau beobachten. 

Britische Verbraucher

Die Verbraucher im Vereinigten Königreich werden wahrscheinlich in einem seit Jahren nicht mehr gesehenen Ausmaß unter Druck geraten. Die Energiepreise und auch die rasch steigenden Lebensmittelpreise haben erhebliche Auswirkungen auf die Haushaltsbudgets. Es ist zu erwarten, dass die jährliche Energierechnung eines durchschnittlichen britischen Haushalts um 700 Pfund auf 2.000 Pfund ansteigt. Jüngste Schätzungen gehen davon aus, dass die zu erwartenden Auswirkungen des Ukraine-Kriegs die Energierechnung einer durchschnittlichen britischen Familie um 1.000 Pfund pro Jahr erhöhen könnten.

Anders als in den USA und in der EU werden die im April vorgenommenen Steuererhöhungen wahrscheinlich weitere Belastungen für die Bürger mit sich bringen. Die neue Gesundheits- und Sozialfürsorgeabgabe wird den durchschnittlichen Steuerzahler 180 Pfund pro Jahr zusätzlich kosten, während Steuerzahler mit hohem Einkommen 700 Pfund oder mehr stemmen müssen.

Unsere Aussichten für die britischen Verbraucher sind indes nicht so düster, wie die Schlagzeilen vermuten lassen. Die Arbeitslosigkeit ist auf das Niveau vor der Pandemie gesunken und der Beschäftigungsaufbau nimmt zu. Die Löhne steigen, wenn auch wahrscheinlich nicht genug, um die Inflation vollständig auszugleichen. Die Ersparnisse sind nach wie vor auf einem historisch hohen Niveau und die Immobilienpreise halten sich trotz der Abschaffung von Steueranreizen gut. Steigende Preise und höhere Steuern stellen jedoch beträchtliche Hürden dar. Sie könnten die Verbraucher dazu zwingen, auf überschüssige Ersparnisse zurückzugreifen oder die Kreditaufnahme zu erhöhen, um ihr derzeitiges Ausgabenniveau zu halten.

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Hinweis: Diese News ist eine Mitteilung des Unternehmens und wurde redaktionell nur leicht bearbeitet.