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Trend- und Marktthemen 2022 Inflation und Zinspolitik schieben ABS-Produkte an

Shopping in London
Shopping in London: Die europäischen Verbraucher spielen ABS-Anlegern durch ihre Konsumfreude in die Hände. | Foto: Imago Images / Jochen Tac
Balint Vágvölgyi, Aegon AM

Der Markt für europäische Asset Backed Securities (ABS), also forderungsbesicherte Wertpapiere, entwickelt sich so gut wie lange nicht. Vor allem ABS, die mit der Nachfrage der europäischen Verbraucher zusammenhängen, dürften sich zu Favoriten für Anleger entwickeln. Das hat folgende Gründe:

Höhere Zinsen werden immer wahrscheinlicher

Insgesamt gehen wir von einem volatilen Zinsumfeld aus, wobei das Risiko in Richtung höherer Zinsen tendiert. Die Pandemie beherrscht weiterhin die Schlagzeilen. Dennoch sehen wir, dass ihr Einfluss auf die Märkte insgesamt nachlässt. Jede neue Entwicklung, ob positiv oder negativ, führt zu einer immer kurzfristigeren Marktreaktion der Anleger. Die Auswirkungen von Covid-19 sind auf dem ABS-Markt erst in Ansätzen zu spüren, da die Verbraucher insgesamt finanziell gut aufgestellt sind.

Eine herausragende Bedeutung kommt der Rolle der Zentralbanken zu. Während des vergangenen Jahrzehnts sprangen sie immer dann ein, wenn der Markt gerettet werden musste. Diese lange Phase äußerst lockerer Geldpolitik hat sowohl die Finanzmärkte als auch die Regierungen von einer Fortsetzung dieser Politik abhängig gemacht.

Zur Erinnerung: Es ist bereits über 15 Jahre her, dass die Zentralbanken auf Inflationsdruck reagieren mussten, entsprechend haben viele Marktteilnehmer noch nie zuvor einen vollständigen Straffungszyklus erlebt. Gerade in den vergangenen zehn Jahren haben sich die Zentralbanken immer dafür entschieden, eher zu locker als zu restriktiv zu agieren.

Zentralbanken geraten zunehmend unter Handlungsdruck

Doch im Jahr 2022 werden die ewigen Retter der Finanzmärkte sich auf einem viel schmaleren Grat bewegen. Eine stärkere Zinsvolatilität ist wahrscheinlich, da die Märkte ihre Erwartungen an die Geldpolitik neu bewerten. Wir rechnen dennoch damit, dass die Zentralbanken das Wirtschaftswachstum weiterhin, soweit es ihnen möglich ist, unterstützen. Gleichzeitig aber sind sie gezwungen, mit unpopulären Maßnahmen die steigende Inflation einzudämmen. In den USA und im Vereinigten Königreich erwarten wir eine weitere Straffung der Geldpolitik. In der Eurozone scheinen diese Maßnahmen derzeit nicht realistisch.

Generell erwarten wir also ein volatiles Jahr im Hinblick auf die Zinsentwicklung. Wir gehen dennoch von eher höheren Zinssätzen aus: Die Zentralbanken beginnen langsam aber sicher, aus ihrer lockeren Geldpolitik auszusteigen. Zinsvariable Anlagen wie ABS und Collateralized Loan Obligations (CLOs), die zur ABS-Familie zählen, werden wahrscheinlich von dieser Entwicklung profitieren.

Lieferengpässe durch Covid-19 heizen die Inflation weiter an

Der Anstieg der Inflation im Jahr 2021 hat viele Wirtschaftsexperten überrascht und Unternehmen kalt erwischt. Covid-19 hat zu einer Unterbrechung der Versorgungskette geführt. Die klassische Wirtschaftstheorie geht hier von einer kurzen Unterbrechung aus, da höhere Preise automatisch zu einem größeren Angebot führen sollten. Doch dieser Selbstkorrekturmechanismus greift hier nicht, was sich vor allem am Beispiel von Halbleitern zeigt. Sie unterliegen einem komplexen Herstellungsprozess und der Aufbau neuer Anlagen ist extrem zeit- und investitionsintensiv.

Steigende Inflation durch Mangel an qualifizierten Arbeitskräften

Die meisten dieser Ungleichgewichte dürften zwar vorübergehend sein, doch je länger sie dauern, desto wahrscheinlicher ist es, dass sich im Zuge dieser Entwicklung eine höhere Inflation manifestiert. Dieser Ausblick wird noch wahrscheinlicher durch den chronischen Mangel an qualifizierten Arbeitskräften in den entwickelten Volkswirtschaften. Wir haben es auf der einen Seite mit Unternehmensgewinnen auf historisch hohem Niveau zu tun, auf der anderen Seite haben viele Unternehmen Schwierigkeiten, ihre Mitarbeiter zu halten und freie Stellen zu besetzen. Vor diesem Hintergrund ist eine Lohninflation sehr wahrscheinlich.

Angesichts dieses Makro-Szenarios sehen wir das Marktumfeld für europäische Asset-Backed Securities (ABS), also forderungsbesicherte Wertpapiere, äußerst positiv. Grund sind vor allem höhere Zinsen und ein volatileres Zinsumfeld, das wir für 2022 erwarten. Dem entsprechend dürften sich variabel verzinsliche Vermögenswerte als vergleichsweise widerstandsfähig erweisen. Besonders stabil zeigt sich der Markt im Bereich der Verbraucher-ABS. Bei den börsennotierten Collateralized Loan Obligations stabilisiert sich die Lage, was wiederum das Kreditrisiko für die Anleger begrenzt.

Grafik: Entwicklung der ABS-Emissionen zwischen 2012 und 2021

Diese Grafik zeigt den Trend bei den europäischen ABS-Emissionen für europäische Verbraucher (in Milliarden Euro). Diese lagen 2021 bei knapp 70 Milliarden Euro. Im Jahr 2022 ist ein ähnliches Volumen zu erwarten.

Wir setzen weiterhin auf Sektoren, die nicht für das Ankaufprogramm der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frage kommen. Sie bieten unserer Meinung nach beste Wertentwicklungen über alle Kreditrisikostufen hinweg: Bevorzugte Sektoren sind britische, hypothekarisch gesicherte Wohnimmobilien (Buy-to-Let) RMBS (Residential Mortgage Backed Securities) und britische Non-Conforming RMBS und CLOs. Darüber hinaus favorisieren wir ausgewählte Commercial Mortgage Backed Securities (CMBS), obwohl in diesem Falle die zugrundeliegenden Kreditrisiken besonders sorgfältig bewertet werden müssen.

Die Pandemie hat kaum Auswirkungen auf den Kontostand der Konsumenten

Die Ausfallrisiken von ABS-Produkten dürften sich in Grenzen halten. Trotz der anhaltenden Pandemie sind die europäischen Verbraucher nach wie vor finanziell gut aufgestellt. Ihre Sparraten sind erheblich gestiegen, die Immobilienpreise klettern weiter und der Arbeitsmarkt ist relativ angespannt. Das ermöglicht den Arbeitnehmern höhere Löhne durchzusetzen. Auch die Anleihe-Ausfallraten bei Unternehmen bleiben unter den langfristigen historischen Durchschnittswerten.

Bei weiteren Fragen kontaktieren Sie unsere Experten oder besuchen Sie uns.

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