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Ukraine-Krieg und Güterverknappung Inflation wird zum politischen Thema

Denkmal in Kiew zur Erinnerung an die Hungerkrise in der Ukraine 1932 bis 1933
Denkmal in Kiew zur Erinnerung an die Hungerkrise in der Ukraine 1932 bis 1933: Es ist zu befürchten, dass die Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf den Anstieg der Gesamtinflation unterschätzt werden. | Foto: Imago Images / ZUMA Wire
Robert M. Almeida, MFS Investment Management

Die Arbeit von Anlegern besteht darin, alle verfügbaren Informationen zu prüfen und zu beurteilen, die den langfristigen Cashflow betreffen. In Zeiten wie diesen, in denen Anleger einer Flut von Informationen ausgesetzt sind, gilt es zuallererst innezuhalten, Daten zu sammeln und nachzudenken. Anschließend müssen Anleger sich die Frage stellen, wie sich die aktuelle Situation langfristig auf die Bilanz eines bestimmten Unternehmens auswirkt. Unabhängig davon, ob es sich um eine Wende in der Zentralbankstrategie, um regulatorische Änderungen oder um den Ausbruch von Kriegshandlungen handelt – der Evaluierungsprozess bleibt stets derselbe.

Vor Beginn der Krise warnten wir über mehrere Monate vor einem Nachlassen von Stimulus und Wirtschaftswachstum und zugleich vor einem Anstieg der Inputkosten. Die russische Invasion in der Ukraine – und die Reaktion der Welt darauf – haben das Potenzial, diese Entwicklung zu beschleunigen.

Die Inputkosten werden steigen

Da die Liste der wirtschaftlichen Sanktionen gegen Russland immer länger wird, ist absehbar, dass die Wahrscheinlichkeit von Störungen auf dem Öl- und Gasmarkt weiter zunehmen wird. Schließlich ist Russland der größte Erdgas-Exporteur der Welt.

Viele Analysten haben darauf verwiesen, dass Russland und die Ukraine nur einen kleinen Anteil an den globalen Indizes haben. Das ist zwar richtig, spiegelt jedoch nicht vollständig die Auswirkungen des Konflikts auf die Weltwirtschaft oder auf die Fundamentaldaten von Unternehmen wider.

Jeder Anstieg der Ölpreise wird auf dem weltweiten Wachstum und auf Unternehmensgewinnen lasten. Angesichts des hohen Ausgangswerts bei der Inflation (7,5 Prozent in den USA und mehr als 5 Prozent in der Eurozone) befürchte ich, dass die aktuellen Wirtschaftsmodelle die Auswirkungen eines weiteren Anstiegs auf die Gesamtinflation unterschätzen.

Zusätzlich zu den Energieexporten könnte Russland auch den Export einer ganzen Reihe von Rohstoffen einschränken (einschließlich Palladium, ein Ausgangsstoff für Halbleiter). Dies würde die bestehenden Lieferprobleme verschärfen.

Der Ausschluss russischen Banken aus dem SWIFT-System kann Probleme auf den weltweiten Refinanzierungsmärkten auslösen. So könnte sich zum Beispiel ein plötzlich ansteigender Bedarf an Währungen, die als sicherer Hafen gelten, einstellen – so wie in früheren Krisenzeiten.

Das Risiko einer Stagflation wächst, während sich die Finanzierungsbedingungen durch den Krieg weltweit verschlechtern. Eine solche Kombination geht in der Regel mit finanzieller Instabilität einher. Dies macht überdeutlich, dass wir nie wissen, wann die Einschläge kommen. Aber wenn sie kommen, neigen jene Unternehmen zur Outperformance, die am wenigsten von Aspekten abhängig sind, auf die sie keinen Einfluss haben (zum Beispiel externe Finanzierung).

Über mehr als ein Jahrzehnt waren Anleger darauf konditioniert, bei Marktrückgängen zu kaufen. Aber bis vor Kurzem lebten wir auch in einer Welt mit niedriger Inflation, und dies gab den Zentralbanken enormen Spielraum, um den Märkten zu Hilfe zu kommen. Mit einer Inflation im mittleren einstelligen Bereich und angesichts einer Situation, in der einkommensschwächere Schichten die Wahl haben, den Tank zu füllen oder Essen auf den Tisch zu stellen, leben wir nun in einer anderen Welt. Inflation wird zu einem politischen Thema. Meines Erachtens müssen die Zentralbanken im derzeitigen Umfeld eher den Verbrauchern als der Wallstreet zu Hilfe eilen, indem sie die Inflation zügeln.

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